The Smashing Machine
- Walter Gasperi

- 3. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Benny Safdies intensives Drama über den Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Mark Kerr ist keine Aufsteigergeschichte, sondern das Porträt eines körperlich starken, aber innerlich zerbrechlichen Mannes, der lernen muss mit Niederlagen umzugehen. – Herausragend in der Hauptrolle: Dwayne Johnson.
Zumindest in den USA ist der 1968 in Toledo, Ohio geborene Mark Kerr als Wegbereiter des Mixed-Martial-Arts-Kampfs berühmt. Nach Erfolgen im Freistilringen in den 1990er Jahren wechselte Kerr 1997 ins Lager der Mixed-Martial-Arts-Kämpfer und schon 2002 drehte John Hyams über ihn den Dokumentarfilm "The Smashing Machine: The Life and Times of Extreme Fighter Mark Kerr".
Benny Safdie erzählt auf Basis von diesem Dokumentarfilm nicht das ganze Leben von Kerr nach, sondern konzentriert sich ganz auf die Jahre von 1997 bis 2000. Mit Inserts zu Ort und Zeit spannt er den Bogen von Kerrs erstem Profi-Kampf bis zur Pride FC (Pride Fighting Championships) 2000 in Tokio. Keine stringente Dramaturgie entwickelt Safdie dabei, sondern reiht vielmehr schlaglichtartig Szenen aneinander, die sich zu einem komplexen Porträt Kerrs fügen.
Wie der Protagonist einem Journalisten erklärt, dass er sich beim Kampf wie ein Laserstrahl auf seinen Gegner fokussieren müsse und es keine Ablenkungen wie beim Streulicht einer Taschenlampe geben dürfe, so konzentriert sich auch Safdie ganz auf Kerr. Hautnah ist die Kamera von Maceo Bishop immer wieder an ihm dran, rückt seine hünenhafte Größe und seine Muskelpakete eindringlich ins Bild.
Zu Statisten degradiert werden hier nicht nur seine Gegner, sondern auch seine Trainer Mark Coleman (Ryan Bader) und Bas Rutten (Bas Rutten) und auch die Beziehung zu Dawn Staples (Emily Blunt) dient in erster Linie dazu das Bild von Kerr zu verdichten.
Mit dieser Fokussierung auf die Hauptfigur steht und fällt "The Smashing Machine" zwangsläufig mit seinem Hauptdarsteller. Großartiges leistet hier der Ex-Wrestler und "Fast and Furious"-Star Dwayne "The Rock" Johnson, der auch als Koproduzent des Films fungiert.
Nur vier Jahre jünger als Kerr ist er für den Ende der 1990er Jahre spielenden Film zwar im Grunde 20 Jahre zu alt, doch dies stört hier nicht. Mit großer Intensität vermittelt er nämlich nicht nur Kerrs körperliche Stärke, sondern auch dessen Feinfühligkeit und innere Zerbrechlichkeit.
Johnson spielt diesen Kämpfer als Siegertypen, der nie gelernt hat zu verlieren und aus der Bahn geworfen wird, als er doch eine Niederlage einstecken muss. In scharfem Kontrast zu seiner Stärke steht dabei, wie er nach dieser Niederlage weinend in der Umkleidekabine sitzt.
Absturz in die Medikamentensucht durch Schmerzmittel und Entzug spart Safdie so wenig aus wie das Auf und Ab in der Beziehung zu seiner Geliebten Dawn, die immer wieder aneinanderprallen, da für Kerr seine Karriere im Zentrum steht. Gegenpol zu seiner Verbissenheit bildet sein Freund und Trainer Coleman, der die Kämpfe nicht so wichtig zu nehmen scheint und seiner Familie mehr Wert beizumessen scheint.
Neben dem Spiel von Johnson ist es aber auch die Inszenierung von Safdie, durch die "The Smashing Machine" Intensität und Kraft entwickelt. Großartig werden durch Sounddesign und die Musik von Nala Sinephro immer wieder Spannung und Atmosphäre gesteigert und große Authentizität entwickeln vor allem die Szenen zwischen Kerr und Dawn durch die Kameraarbeit von Maceo Bishop, der auf 16mm-Film drehte.
Wie improvisiert und quasidokumentarisch wirken diese Momente, die mit der leicht unruhigen Kamera vielfach wie aus einer heimlichen Beobachterperspektive gefilmt wirken. Dazu kommt das Spiel von Johnson und Blunt, deren Pendeln zwischen Liebe und heftigen Kontroversen große Natürlichkeit und Echtheit ausstrahlt.
Allzu sehr zur Hommage an Kerr wird dieses intensive Porträt eines Kämpfers, der erst über die Akzeptanz von Niederlagen zu einem befreiten Leben findet, zwar im Epilog, in dem mit zahlreichen Inserts der Bogen bis zur Gegenwart gespannt wird, doch über das Persönliche hinaus wirft "The Smashing Machine" auch grundsätzliche Fragen nach der Rolle der Gewalt in der menschlichen Gesellschaft auf.
Wie nämlich die Kämpfer im Ring aufeinander einschlagen und eintreten, auch wenn der Gegner schon am Boden liegt, tut fast physisch weh, dennoch jubeln die Massen – und auch die Kontrahenten, die sich im Ring nicht schonen, umarmen sich vor dem Kampf und sorgen sich danach um das Wohl des Gegners: Der Ring als Ort, an dem der menschliche Aggressionstrieb kanalisiert ausgelebt werden kann?
The Smashing Machine USA 2025 Regie: Benny Safdie mit: Dwayne Johnson, Emily Blunt, Ryan Bader, Bas Rutten, Oleksandr Usyk, Stoshi Ischii, James Moontasri, Stephen Quadros, Zoe Kosovic Länge: 123 min.
Läuft derzeit in den Kinos, z.B. im Cineplexx Hohenems und im Skino Schaan (O.m.U.).
Trailer zu "The Smashing Machine"




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