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  • AutorenbildWalter Gasperi

The Peanut Butter Falcon


Ein Kleinkrimineller und ein junger Mann mit Down-Syndrom unterwegs zur Verwirklichung des großen Traums. – Ausgangspunkt eines klassischen Buddy-Movies, das mit starken Schauspielern, Witz und stimmungsvoller Landschaft erfreut, gegen Ende hin aber zu harmoniesüchtig ist.


Weil die Familie sich nicht um ihn kümmert und kein anderer Betreuungsplatz frei ist, wurde der 22-jährige Zak (Zack Gottsagen), der das Down-Syndrom hat, in einem Altersheim in North Carolina untergebracht. Sein großer Traum ist aber der Besuch einer Wrestling-Schule in Florida. Immer wieder studiert er auf alten VHS-Kassetten die Kämpfe seines Idols Salt Water Redneck. Schon beim ersten gewitzten Fluchtversuch muss man den kleinen Mann ins Herz schließen, leider wird er aber rasch gefasst, doch seinen Traum lässt er sich nicht nehmen. Einen Helfer beim nächsten Fluchtversuch findet er in seinem von Bruce Dern hinreißend gespielten Mitbewohner Carl.


Parallel dazu erzählen Tyler Nilson und Michael Schwartz vom Kleinkriminellen Tyler (Shia LaBeouf), der nicht nur unter dem Tod seines Bruders leidet, sondern seither auch die Netze anderer Krabbenfischer plündert. Als ihm diese deshalb hart zusetzen, zündet er kurzerhand deren Fangkörbe an, was ihn endgültig zum Gejagten macht.


Gleichzeitig gelingt aber auch Zak endlich die Flucht aus dem Altersheim und zufällig kreuzen sich die Wege der beiden Underdogs. Zwar will Tyler zunächst Zak so schnell wie möglich loswerden, nimmt ihn dann aber doch unter seine Fittiche, zeigt ihm nicht nur Tricks fürs Wrestling, sondern macht sich mit ihm auch auf die Reise nach Florida zu Salt Water Rednecks Wrestling Schule.


Dicht auf den Fersen sind dem Duo dabei nicht nur Tylers gewalttätigen Feinde, sondern auch die engagierte junge Sozialarbeiterin Eleonore (Dakota Johnson), die Zak ins Heim zurückbringen soll. Als sie ihren Schützling endlich findet, weigert sich dieser aber mit ihr zurückzukehren und aus dem Duo wird ein Trio.


Es ist die aus vielen Filmen wie „Flucht in Ketten“, „Rain Man“ oder „Ziemlich beste Freunde“ bekannte Konstellation eines ungleichen Paares, aus der „The Peanut Butter Falcon“ Spannung, Witz und Charme entwickelt. Bestens aneinander reiben können sich der ungepflegte Tyler und Zak, der zunächst nur mit Unterhosen bekleidet ist. Altbekannt ist auch die Verwendung einer Reise, um von einer Annäherung, die hier allerdings etwas zu schnell erfolgt, zu erzählen.


Auch hier korrespondiert die äußere Bewegung mit einer inneren Reifung, denn einerseits findet Tyler eine Aufgabe, die ihn erfüllt, andererseits lernt Zac an sich zu glauben. Betreuungsheimen, in denen Menschen mit Behinderung umsorgt werden, ihnen aber letztlich kein eigenständiges Leben zugestanden wird, wird die Reise gegenübergestellt, auf der Tyler Zak als vollwertigen Menschen anerkannt, ihn auch Gefahren aussetzt oder ihm das Schwimmen ebenso wie das Schießen beibringt.


Dramaturgisch bewegt sich dieses komödiantische Roadmovie dabei zwar in ausgetretenen Bahnen, aber das Zusammenspiel von Shia LaBeouf und Zack Gottsagen täuscht über diese Schwäche gekonnt hinweg. Bestens harmonieren nicht nur der Star und der Debütant, sondern man spürt auch in jeder Szene ihre Begeisterung für diese Rollen. Perfekt ergänzt wird dieses Duo durch Dakota Johnson, die die Position der Betreuungseinrichtung ins Spiel bringt, sich für Zak einsetzt und sich um ihn liebevoll kümmert, ihm aber nichts zutraut und ihm keinen Freiraum zugestehen will.


Als dritte Ebene kommt zu Handlung und Schauspielern die Outer Banks-Küstenregion von North Carolina. Atmosphärisch dicht betten Nilson / Schwartz die Handlung in diese von Meer, Sümpfen und lichten Wäldern bestimmte Landschaft ein und verstärken Stimmung und entspannten Erzählrhythmus durch erdige Blues- und Folk-Songs.


Doch so sympathisch dieses an die Geschichten Mark Twains erinnernde Feelgood-Movie über gut eine Stunde ist, so enttäuscht doch das Finale. Zu harmoniesüchtig lassen hier Nilson / Schwartz alles gut enden, lösen zu einfach Konflikte auf und übertreiben es mit dem Verbreiten von Wohlgefühl, sodass daraus Kitsch wird und ein bitterer Nachgeschmack zurückbleibt. – Als Regisseure mit Potential hat sich das Duo mit diesem Debüt aber zweifelsohne präsentiert.


Läuft derzeit im Cinema Dornbirn und im Cineplexx Hohenems


Trailer zu "The Peanut Butter Falcon"



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