Ein Ex-Agent soll im Auftrag des US-Militärs den Schöpfer einer künstlichen Intelligenz, die eine Bedrohung für die ganze Menschheit darstellen soll, ausschalten. Bald kommen dem Protagonisten aber Zweifel und er steht zwischen den Fronten: So aktuell das Thema und so grandios die Bilder sind, so formelhaft ist die Handlung von Gareth Edwards Mix aus Science-Fiction- und Kriegsfilm.
Auf der Höhe der Zeit ist der Brite Gareth Edwards ("Godzilla", "Rogue One: A Star Wars Story") mit dem Thema KI. Fingierte schwarzweiße Wochenschauberichte zeichnen kurz die Entwicklung der ersten Roboter nach, die den Alltag erleichtern. Doch mit einem Schnitt folgt ein Sprung in ein postapokalyptisches Los Angeles des Jahres 2065: Künstliche Intelligenz soll hier vor zehn Jahren eine Atombombenexplosion ausgelöst haben, die einer Million Menschen das Leben kostete.
Seither ist KI in der westlichen Welt verboten, wird aber in Asien immer noch eingesetzt und weiterentwickelt. Undercover versucht der Spezialagent Joshua Taylor (John David Washington) dem Schöpfer der KI auf die Spur zu kommen, verliebt sich dabei aber in die Asiatin Maya, die bei einem Angriff eines US-Sonderkommando getötet wird.
Auch fünf Jahre später ist Joshua noch nicht über den Verlust hinweggekommen. Dem US-Militär gelingt es aber, ihn zu überzeugen, dass Maya noch lebt. So bricht er erneut nach Asien auf, um einerseits den Schöpfer der KI und dessen neue Superwaffe doch noch auszuschalten, andererseits aber auch seine Geliebte zu finden.
Docht statt auf eine Killermaschine stößt er auf ein Kind (Madeleine Yuna Voyles), das mit seinen telepathischen Fähigkeiten elektronische Geräte, aber auch Bomben stoppen und manipulieren kann. Bald steht Joshua so zwischen den Fronten, denn statt dieses sanfte, Gewalt ablehnende Kind auszuschalten, versucht er es vor der aggressiven amerikanischen Kriegsmaschinerie zu retten.
Visuell gibt Gareth Edwards mit einem Budget von 80 Millionen Dollar verhältnismäßig billiger Mix aus Science-Fiction- und Kriegsfilm viel her. In fantastische futuristische Megacities, die unweigerlich an Ridley Scotts "Blade Runner" erinnern, lassen hier die Kameramänner Greig Fraser und Oren Soffer eintauchen, doch die Handlung ist trotz der aktuellen Thematik letztlich ein ziemlich wild zusammengeschustertes Konglomerat.
Während der Versuch der Rettung eines Kindes von Alfonso Cuarons "Children of Men" inspiriert scheint, orientieren sich die Kriegsszenen in Asien an Vietnamkriegsfilmen, vor allem an Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now". Wie dort geht auch hier das amerikanische Militär mit brutaler Gewalt vor, überfällt Dörfer, in denen Reisbauern mit Androiden friedlich zusammenleben, terrorisiert und massakriert die Zivilbevölkerung.
Entschieden rechnet Edwards so mit dem amerikanischen Militarismus, der seine Personifizierung in einem eiskalten General findet, ab und stellt diesem eine friedliche, von buddhistischen Gedanken geprägte asiatische Welt gegenüber. So platt freilich diese Gegenüberstellung ist, so formelhaft ist auch die von Kampfszenen bestimmte Handlungsführung.
Gewarnt wird dabei vor dem Aggressionspotential des Menschen, während die KI als nach Freiheit strebende, friedliebende Helfer präsentiert werden. Als menschlicher als die biologischen Menschen erscheinen sie, wenn sie Gefühle zeigen, um Angehörige trauern oder auch beten. Zeit, um das Mensch-Maschine-Verhältnis differenzierter auszuloten, nimmt sich Edwards allerdings nicht, sondern führt lieber Joshua und das Kind auf der Suche nach der scheinbar immer noch lebenden Maya von einer schier aussichtslosen Situation zur nächsten.
Bald geht es in hochentwickelte versteckte Bunker, dann in einfache Dörfer und von futuristischen Großstädten in malerische Fluss- und Berglandschaften. Viel zu sehen gibt es in "The Creator" zweifellos, doch jede sorgfältigere Figurenzeichnung und jede Auslotung der aktuellen Themen geht in den bombastischen und schier endlosen Gefechtsszenen verloren.
The Creator USA 2023 Regie: Gareth Edwards mit: John David Washington, Gemma Chan, Allison Janney, Ken Watanabe, Sturgill Simpson Länge: 135 min.
Läuft derzeit in den Kinos, z.B. im Skino Schaan (O.m.U.), Cineplexx Hohenems, Kino Bludenz, Kinothek Lustenau
Trailer zu "The Creator"
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