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The Apprentice - The Trump Story

Autorenbild: Walter GasperiWalter Gasperi

Ali Abassi zeichnet in seinem Biopic den Aufstieg Donald Trumps in den 1970er und frühen 1980er Jahren nach: Eine mitreißende Satire, die von den herausragenden Hauptdarstellern Sebastian Stan und Jeremy Strong getragen wird.


Am Beginn steht eine Archivaufnahme von Richard Nixon, der im Fernsehen bekräftigt: "Ich bin kein Gauner, ich habe mir alles selbst verdient", gleichzeitig aber seinen Rücktritt bekannt gibt. Damit wird "The Aprrentice" nicht nur im Jahr 1974 verankert, sondern selbstverständlich stellt sich auch der Gedanke ein, dass Donald Trump nicht weniger ein Gauner ist, wie es Nixon war.


Während die folgenden Amtszeiten von Gerald Ford und dem Demokraten Jimmy Carter im Film unerwähnt bleiben, kommt Ronald Reagan später als US-Präsident ins Bild. Einerseits befeuert dieser befeuert mit seinen Steuersenkungen den Neoliberalismus und damit Trumps kapitalistischen Pläne, andererseits wird aber auch aufzeigt, woher Trump sein Motto "Make America Great Again" hat.


In den frühen 1970er Jahren steht Donald Trump (Sebastian Stan) noch ganz im Schatten seines dominanten Vaters Fred Trump (Martin Donovan), hat aber schon große Pläne. Noch treibt er selbst Mieten in den Wohnblöcken des Immobilienimperiums der Familie ein, hofft aber mit der Aufnahme in das exklusive New Yorker Restaurant "Le Club" in die High Society aufzusteigen.


Dort lernt der noch unsichere junge Mann den skrupellosen Anwalt Roy Cohn (Jeremy Strong) kennen, der schon Chefberater des Kommunistenjägers Joseph McCarthy war, das jüdische Ehepaar Joseph und Ethel Rosenberg wegen Spionage für die Sowjetunion 1951 auf den elektrischen Stuhl brachte und die Mafiosi Carmine Galante und John Gotti ebenso zu seinen Mandanten zählte wie das Erzbistum New York.


Trump engagiert Cohn im Kampf gegen eine Klage gegen die rassistische Vermietungspraxis seiner Familie und wird rasch zu seinem Schüler – oder eben Lehrling. Cohns Regeln "Angreifen, Angreifen, Angreifen", "Gib nichts zu, streite alles ab" sowie "Beanspruche immer den Sieg, gib niemals eine Niederlage zu" wird er nicht nur verinnerlichen, sondern am Ende als seine eigenen ausgeben.


Aber er wird von Cohn auch lernen, wie man mit Fotos und Tonaufnahmen von Fehltritten von Gegnern, Richtern und Politikern mittels Erpressung in scheinbar aussichtslosen Prozessen den Sieg davonträgt. So wird er einen Steuernachlass beim Bau des Grand Hyatt Hotel, das er an der Stelle des abgerissenen Commodore Hotels errichten lässt, ebenso erhalten wie beim Bau des Trump Tower, während die finanziell angeschlagene Stadt gleichzeitig die Sozialleistungen kürzt.


So erzählt das im engen 4:3-Format gedrehte Biopic, das mit seinen körnigen, im 16-mm-Look gehaltenen Bildern die Ästhetik der US-Filme der 1970-er Jahre imitiert und mit zahlreichen zeitgenössischen Hits mitreißenden Drive entwickelt, nicht nur von der Sozialisation und dem beruflichen Aufstieg Donald Trumps, sondern auch vom Aufstieg eines ungezügelten Kapitalismus, der keine Rücksicht auf die sozial Schwachen nimmt.


Ein treffendes Bild von diesem Narzissten, der mit Fettabsaugung und Haartransplantation sein Äußeres zu korrigieren versucht, vermittelt aber auch eine Party bei Cohn. Ein Small-Talk mit Andy Warhol, den Trump nicht erkennt oder nicht kennt, macht deutlich, wie fremd ihm diese Welt der Intellektuellen und Künstler ist und spürbar wird auch, wie unwohl er sich in diesem Milieu fühlt.


Hautnah dran ist der iranisch-dänische Regisseur Ali Abassi, der mit dem wilden Genre-Hybrid "Border" einen Festivalhit landete und zuletzt mit dem im Iran spielenden Serienkiller-Thriller "Holy Spider" fesselte, an seinem Protagonisten. In jeder Szene ist Donald Trump präsent, dessen Mimik und Gestik Sebastian Stan bestechend trifft.


Wenn er sich vom Lehrling zum Meister wandelt, tritt seine Rücksichtslosigkeit zunehmend klarer zu Tage. Umwirbt er zunächst noch das Model Ivana (Maria Bakalova) und heiratet sie, wobei ihm Cohn zu einem Ehevertrag rät, in dem das Finanzielle für den Fall einer Trennung genau geregelt ist, so wird er sie später brutal vergewaltigen. Seinen verwirrten, wenn nicht dementen Vater wird er versuchen übers Ohr zu hauen, um auf das Familienvermögen zugreifen zu können, und auch Cohn wird er fallen lassen, als dieser an Aids erkrankt und ihm nicht mehr nützt.


Ein mindestens genauso eindrückliches Bild wie von Trump zeichnet Abassi dabei von dessen Lehrmeister. Mit versteinerter Miene spielt Jeremy Strong diesen Anwalt als kalt berechnenden rassistischen Manipulator, der zwar selbst homosexuell ist, aber in der Öffentlichkeit gegen Homosexualität wettert.


Neues erfährt man über Donald Trump in "The Apprentice" nicht, dennoch hält Abassi mit seiner dynamischen Inszenierung die Spannung mühelos über 120 Minuten aufrecht. Mit beweglicher Handkamera versetzt er immer wieder mitten ins Geschehen und erzeugt einen dokumentarischen Eindruck, während der visuelle Look und die Ausstattung die Handlung atmosphärisch dicht in die 1970er und 1980er Jahre einbetten, sodass gleichermaßen intensive Unterhaltung wie ein bestechendes Zeitbild und Porträt des narzisstischen Ex-US-Präsidenten geboten wird.


Nicht verwundern kann es so, dass Donald Trump die Veröffentlichung dieses Films verhindern wollte und rechtliche Schritte ankündigte und dass ein Trump-Unterstützer, der den Film finanziell förderte, nach Sichtung des Rohschnitts sein Geld – erfolglos – zurückforderte. Dennoch ist kaum anzunehmen, dass diese Demontage Trumps das Wahlverhalten der Amerikaner bei der bevorstehenden Präsidentenwahl beeinflussen wird.

The Apprentice Kanada / USA / Dänemark / Irland 2024 Regie: Ali Abassi mit: Sebastian Stan, Jeremy Strong, Martin Donovan, Maria Bakalova, Catherine McNally, Charlie Carrick Länge: 120 min.


Läuft derzeit in den Kinos.


Trailer zu "The Apprentice - The Trump Story"



 

 

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