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Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos (Mi amiga Eva)

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • vor 9 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit
"Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos": Ganz auf die Hauptdarstellerin Nora Navas zugeschnittene feinfühlige Komödie
"Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos": Ganz auf die Hauptdarstellerin Nora Navas zugeschnittene feinfühlige Komödie

Eine 50jährige Spanierin verlässt Mann und Kinder, weil sie sich nochmals frisch verlieben will: Feinfühlige Komödie über Alltagstrott und Sehnsucht nach großen Gefühlen, die ganz auf die von Nora Navas mit viel Gefühl gespielte Protagonistin zugeschnitten ist.


Eva kann mit ihrem Leben im Grunde sehr zufrieden sein: Seit 25 Jahren ist sie mit dem liebevollen Victor (Juan Diego Botto) verheiratet, gemeinsam haben sie zwei Kinder im Teenageralter und auch finanziell gibt es für die Literaturagentin und den Informatiker keine Sorgen. Doch als sie auf einer Geschäftsreise nach Rom den ebenfalls in Barcelona lebenden, argentinischen Drehbuchautor Alex (Rodrigo de la Serna) kennenlernt, beginnt sie über ihr Leben nachzudenken.


Eva bleibt zwar ihrem Mann treu, doch ein Abendessen mit Alex lässt sie aufblühen und bei jeder Begegnung mit ihm sprühen sichtbar die Funken. Auch der Blick auf ein frisch verliebtes Paar, das sich auf der Straße leidenschaftlich küsst, weckt bei ihr eine Sehnsucht nach intensiven Gefühlen und dem "Spiel der Liebe", das die im Alltagstrott etwas eingerostete Ehe mit Victor nicht mehr bietet.


Während sie sich zunächst gegenüber ihren Freundinnen und ihrem Mann nicht traut ihre Gedanken zu äußern und sich in Lügen flüchtet, ringt sie sich schließlich doch zu einer Trennung durch, die alle überrascht. Doch ganz so leicht ist es mit dem Finden einer neuen Liebe nicht. Die eigenen Gefühle reichen nicht aus, sondern sie müssen auch vom umschwärmten Gegenüber erwidert werden, und wenn Mann und Frau nicht zusammenpassen, kann das erste Date auch schon wieder das letzte sein.


Ganz aus der Perspektive der kurz vor ihrem 50. Geburtstag stehenden Eva erzählt der 58-jährige Spanier Cesc Gay, der sich von den Erfahrungen einer Freundin zu "Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos" anregen ließ. Wenig Profil gewinnen neben ihr die anderen Figuren. Doch mit dem warmherzigen Blick und dem feinfühligen Spiel von Nora Navas, die auch eigene Sichtweisen und Ideen ins Drehbuch von Gay und Eduard Sola einbrachte, nimmt "Mi amiga Eva", wie diese Komödie im Original sehr viel einfacher als im Deutschen heißt, rasch für seine Protagonistin ein.


Nicht ganz glaubwürdig ist zwar, dass Eva für die vage Hoffnung einer neuen Liebe Mann und Familie verlässt, doch nachvollziehbar sind ihre Sehnsucht und ihr Verlangen nach großen Gefühlen. Mit treffsicheren Dialogen und ziemlich schrägen Männern, mit denen Eva bei der Suche nach der neuen Liebe ausgeht, sorgt Gay für viel Witz, der mehr zum Schmunzeln als zum lauten Lachen anregt. Nie macht sich der Spanier aber über seine Protagonistin lustig, sondern stellt sich hinter ihren Ausbruch aus dem Alltag.


Realistisch bleibt diese Komödie dabei und bricht mit den Konventionen klassischer romantischer Komödie, wenn sich das erhoffte große Glück nicht so schnell einstellt und Enttäuschungen nicht ausbleiben. Auch Differenzen mit den Kindern, die mit Unverständnis auf das Verhalten ihrer Mutter reagieren, werden nicht ausgespart, doch immer lässt Gay die Zuschauer:innen mit Eva träumen, doch noch den richtigen Partner zu finden.


So unspektakulär die Geschichte ist, so unspektakulär und zurückhaltend ist das auch inszeniert. Während bei der Geschäftsreise Rom noch markant ins Bild gerückt wird, werden die Sehenswürdigkeiten von Barcelona ausgespart. Atmosphärisch stimmig wird die Handlung aber in der großbürgerlichen Wohnung, Restaurants und Bars verankert und mit wechselnden Begegnungen mit Freundinnen und der Familie bis hin zu Evas altem Onkel sowie einer Montagesequenz von frustrierenden, aber immer humorvoll inszenierten Dates hält Gay das Tempo hoch.


Gleichzeitig berührt sein Film aber auch durch seine Warmherzigkeit und das Engagement, mit dem, ohne zu moralisieren, von diesem Bruch mit dem bisherigen Leben und einem Neubeginn mit 50 erzählt wird. Ebenso gekonnt wie stimmig wird dabei auch die Balance zwischen großen Träumen und Enttäuschungen gehalten und auch am Ende ist das Glück nicht garantiert, scheint aber immerhin möglich, auch wenn Leonard Cohen dazu singt "Ain't No Cure for Love".


 

Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos (Mi amiga Eva)

Spanien 2025

Regie: Cesc Gay

mit: Nora Navas, Rodrigo de la Serna, Juan Diego Botto, Fernanda Orazi, Àgata Roca, Francesco Carril, Marian Álvarez

Länge: 100 min.

 


Läuft derzeit in den deutschen und österreichischen Kinos, z.B. im Cinema Dornbirn.



Trailer zu "Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos (Mi amiga Eva)



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