
Mit ihrem vielfach preisgekrönten skurrilen Anti-Roadmovie gelang der Westschweizerin Ursula Meier ("Winterdieb / Sister") 2008 ein fulminantes Debüt, das bei filmingo gestreamt werden kann. Erzählt wird mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle von einer Familie, die sich auch durch die Inbetriebnahme einer Autobahn nicht von ihrem Grundstück vertreiben lässt.
Der Bewegung, die sonst das Kino vielfach dominiert, stellt die Westschweizerin Ursula Meier in ihrem ersten langen Spielfilm den – zumindest äußeren - Stillstand gegenüber: Ein Haus mit Garten am Rand einer schon Jahre lang so gut wie fertig gestellten, aber nie in Betrieb genommenen Autobahn ist der einzige Schauplatz.
Die fünfköpfige Familie, die dieses Haus bewohnt, sind die einzigen Figuren des Films. Hier haben sie ein Heim gefunden, spielen anfangs Rollhockey oder Tischfußball auf der Asphaltpiste, stellen den Tisch fürs Abendessen und eine Couch für einen Fernsehabend auf der Fahrbahn auf oder sonnen sich im Bikini am Straßenrand.
Vertreiben lassen wollen sie sich auch durch die Eröffnung des Autobahnabschnitts nicht, auch wenn das Leben durch vorbeidonnernde LKW und sich stauende Blechlawinen bei Ferienbeginn schwieriger und der Schulweg für die Kinder lebensgefährlich wird.
So sehr die Handlung von "Home" auf engem Raum spielt, der geographisch nicht genauer definiert ist, so universell ist diese Familiengeschichte, die mit Isabelle Huppert, Olivier Gourmet und den drei Jungschauspielern Adelaide Leroux, Madeleine Budd, Kacey Mottet Klein glänzend besetzt ist. Fokussiert auf die fünf Familienmitglieder und ihren Lebensbereich entwickelt sich nämlich eine hinreißend trockene, sich sukzessive steigernde und absurde Züge annehmende Komödie, die die Familie feiert, die trotz der zunehmenden Einschränkungen und Bedrohungen durch gesellschaftliche und technische Veränderungen zusammenhält und sich nicht unterkriegen lässt.
Gleichzeitig erteilt Meier dem viel gepriesenen Fortschritt und dem Reisewahn eine Absage, bringen sie dem Menschen doch letztlich nicht die Freiheit, sondern schränken ihn ein und machen ihn zum Sklaven der Technik beziehungsweise zum Unsteten, der jeden inneren Halt verliert. So wirft dieser wunderbar skurrile Film auf höchst ungewöhnliche Art und Weise auch Fragen nach Heimat und dem Wesentlichen im menschlichen Leben auf?
Streaming auf filmingo.ch
Trailer zu "Home"
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