Auch im Februar bieten die Streamingplattformen filmingo und Mubi Filmkunst vom Feinsten abseits des Mainstreams. – Ein kleiner Rundblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Filmingo bietet auch im Februar einen starken Mix von Klassikern der Filmgeschichte und aktuelleren Arthouse-Filmen. Grimur Hákonarsons hinreißende Tragikomödie "Rams – Sture Böcke", in deren Zentrum der Konflikt zweier ungleicher Brüder steht, die zwar nebeneinander Schafe züchten, aber kein Wort miteinander reden, kann hier ebenso entdeckt werden wie Laurent Cantets mit der Goldenen Palme ausgezeichneter quasidokumentarischer Schulfilm "Entre les murs".
Ein starkes Debüt gelang auch dem britischen Fotografen Richard Billingham, der in "Ray & Liz" beklemmend die Geschichte seiner Kindheit nachzeichnet. Wuchtiges Mafia-Kino bietet dagegen Marco Bellocchio mit "Il traditore - Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra". Amy Berg wiederum porträtiert in "Janis: Little Girl Blue" mit einer Fülle an Archivmaterial die Rock-Ikone Janis Joplin.
Auch ein Klassiker des tunesischen Films fehlt mit Nacer Khemirs "Das verlorene Halsband der Taube", der mit seiner Bildkraft und Fabulierfreude an die Geschichten von 1001 Nacht anknüpft. Ein Meilenstein des Essayfilms ist wiederum Chris Markers "Sans Soleil", bei dem der Franzose in assoziativem Stil zu einer Reise um die ganze Welt und vor allem in seine Gedanken einlädt.
Auch MUBI bietet im Februar wieder ein vielfältiges Programm. Schwergewicht ist Mariano Llinas insgesamt 14-stündiger "La Flor", in dem der Argentinier nahezu alle klassischen Filmgenres verarbeitet.
Exklusives Release bei Mubi ist das georgische Debüt "Beginning", mit dem Dea Kulumbegashvili letzten Herbst bei den Festivals von San Sebastian und Mannheim-Heidelberg die Hauptpreise gewann. Schauplatz ist ein georgisches Bergdorf, in dem sich ein Konflikt zwischen orthodoxen Christen und Zeugen Jehovas sukzessive hochschaukelt. Dabei werden laut dem deutschen Fachmagazin Filmdienst die Wirkung der Machtverhältnisse auf die Figuren "mit einer artifiziell überhöhten, ungemein suggestiven Bild- und Tonsprache transparent gemacht".
Zu den starken Debüts gehört auch Melina Leons "Cancion sin nombre – Song Without a Name", in dem ein bedrückender Blick aufs Peru der 1980er Jahre geworfen wird. Hochgelobt wird aber auch Cathy Yans episodisches Debüt "Dead Pigs", das die sich rasant wandelnde Metropole Shanghai unter die Lupe nimmt. Wer ultraschräges Kino liebt, kommt bei "The Twentieth Century" auf seine Kosten. Der Kanadier Matthew Rankin zeichnet darin auf bizarre Weise, die an die Filme seines Landsmanns Guy Maddin erinnert, das Leben des früheren kanadischen Premierministers William Lyon Mackenzie King nach.
Aktuelles sozialrealistisches Kino wird mit "Favolacce – Bad Tales" geboten, in dem die Brunder Damiano und Fabio D´Innocenzo im Stile Ulrich Seidls einen bitteren Blick auf eine Reihenhaussiedlung am Stadtrand von Rom und deren Bewohner werfen. Dokumentarisch fängt dagegen Gianfranco Rosi in seinem Venedig-Sieger "Sacro GRA" das Leben entlang der römischen Stadtautobahn ein. Auf die Lage von Flüchtlingen im Mittelmeer fokussiert der Italiener wiederum in "Fire At Sea – Seefeuer", der 2016 bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde.
Ein Schwerpunkt gilt im Feburar bei Mubi dem US-Indie-Regisseur und Festivalliebling Alex Ross Perry, von dem "The Color Wheel", "Listen Up Philip" und "Queen of Earth" präsentiert werden. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Filmfestival von Rotterdam, aus dessen 2020er Programm einige Highlights wie der Dokumentarfilm "Cenote" gezeigt werden. Die Japanerin Kaori Oda erforscht darin die Maya-Mythologie und die Traditionen, die mit den Cenote genannten heiligen Quellen verbunden sind. Carl Olsson fokussiert dagegen in seinem Dokumentarfilm "Meanwhile on Earth" auf der schwedischen Bestattungsindustrie, während es sich bei Salka Tizianas "For the Time Being" laut Mubi um ein bewegendes Familiendrama handeln soll.
An Klassikern werden Michael Manns Thriller "Heat", in dem sich Al Pacino und Robert De Niro ein großes Duell liefern, ebenso wie Martin Scorseses bissige Tragikomödie "The King of Comedy" angeboten. Leichte Kost von Stephen Frears ist mit "Cherí" und "Immer Drama um Tamara" ebenso zu finden wie das düstere russische Drama "Ayka", in dem eine Frau aufgrund ihrer Not ein Baby in der Geburtsstation zurücklässt und durch das winterliche Moskau irrt. Packend vom Schicksal lateinamerikanischer Migranten erzählt "Bond"-Regisseur Cary Fukunaga in "Sin Nombre", während Asif Kapadia in "Amy" das Leben von Amy Winehouse nachzeichnet. Aber auch eine ungewöhnliche Literaturverfilmung fehlt mit Andrea Arnolds ebenso wuchtiger wie eigenwilliger Adaption von Emily Brontés "Wuthering Heights" im Angebot von Mubi nicht.
コメント