Song Sung Blue
- Walter Gasperi

- vor 3 Stunden
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Mit viel Musik und viel Gefühl erzählt Craig Brewer die Geschichte von Mike und Claire Sardina, die in den 1990er und frühen 2000er Jahren in Milwaukee als Neil Diamond-Tribute Duo Lightning & Thunder lokale Bekanntheit erlangten: Von einem starken Ensemble getragenes, herzerwärmendes Feelgood-Movie, das aber zu formelhaft inszeniert ist, um nachzuwirken.
Die schmutzigen Fingernägel an der Gitarre verweisen auf Mike Sardinas (Hugh Jackman) Job als Automechaniker. Doch der Vietnamkriegs-Veteran träumt in den späten 1980er Jahre davon als Musiker seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. In Großaufnahme erzählt er direkt ans Publikum gerichtet von seiner Musik und seinem Künstlernamen Lightning, bis ein Sprung in die Totale die Szene in einen anderen Kontext stellt.
Sehr viel später wird sich diese Szene in ähnlicher Form mit seiner Frau Claire (Kate Hudson) wiederholen. Bei einem seiner Auftritte in einem Casino haben sie sich kennengelernt und sofort hat es zwischen ihm und der alleinerziehenden Mutter von zwei Kindern, die als Friseurin arbeitet, aber wie Mike von einer Karriere als Musikerin träumt, gefunkt.
Gemeinsam bilden sie das Duo Lightning & Thunder, das sich auf Cover-Versionen von Neil Diamond-Songs spezialisiert. Trotz schwieriger finanzieller Situation landen sie bald lokal Erfolge, doch nicht nur eine schwere Vergangenheit belastet sie, sondern bald schlägt auch das Schicksal hart zu.
Statt von berühmten Stars erzählt Craig Brewer, den Greg Kohs Dokumentarfilm "Song Sung Blue" (2008) zu seinem Spielfilm inspirierte, von zwei einfachen Menschen und ihren großen Träumen. Gemeinsam ist den klassischen Biopics dabei die Struktur mit Aufstieg, abruptem Fall und Comeback. Dicht fängt Brewer am Beginn unterstützt von Kamerafrau Amy Vincent und Production-Designer Clay A. Griffith das wenig glamouröse Milieu der Jahrmärkte und Casinos, in denen Mike auftritt, aber auch seine finanziellen Probleme ein.
Dieser Blick fürs Milieu geht aber weitgehend verloren, sobald die Liebesgeschichte von Mike und Claire ins Zentrum rückt. Bruchlos scheint sich mit Mikes Tochter und Claires Kindern eine Patchworkfamilie zu bilden, in der alle nett zueinander sind. Auch die prekäre finanzielle Situation spielt fast keine Rolle mehr und auch andere auftretende Probleme lösen sich immer wieder zu schnell und zu leicht auf.
Wirkungsvoll ist das zwar inszeniert und wie die Songs von Neil Diamond schürt Brewer gekonnt Emotionen. Durchaus zu bewegen vermag dieser Mix aus Liebesfilm, Familiengeschichte und Musiker-Biopic, doch zu oberflächlich bleibt "Song Sung Blue", um Nachdruck zu entwickeln.
Daran können auch Hugh Jackman und Kate Hudson, die mit spürbarer Leidenschaft spielen und singen, sowie das auch in den Nebenrollen hervorragende Ensemble von Ella Anderson als Claires Tochter über Jim Belushi als Busfahrer, der die Konzerte organisiert, bis zu Fisher Stevens als Mikes Zahnarzt und Manager nichts ändern.
Viel Raum räumt Brewer neben der persönlichen Geschichte von Mike und Claire auch ihren Auftritten ein. Nicht nur Diamonds berühmtester Hit "Sweet Caroline", den das Publikum immer wieder fordert, wird in voller Länge ausgespielt, sondern auch "Touching You, Touching Me", "Holly Holy", "Play Me", "Cracklin´ Rosie" oder der wenig bekannte und vom Publikum nicht geliebte "Soolaimon", den Mike immer wieder als Auftaktsong singen will.
Mitreißenden Schwung erzeugt bei diesen Ohrwürmern der Schnitt von Billy Fox, gleichzeitig verstärken sie die Emotionen. Zumindest teilweise kann Brewer damit darüber hinwegtäuschen, dass er die Zeitstruktur der Erzählung im Grunde nicht in den Griff bekommt. Denn während der Film vorgibt, dass die gesamte Handlung in einem relativ kurzen Zeitraum spielt, in dem weder das Paar noch die drei Kinder gravierend altern, spannt sich die Handlung doch in Wahrheit von den späten 1980er Jahren bis 2006.
Wie Brewer die entscheidenden Momente in der Geschichte des Paares herauspickt, lässt diese Hommage nicht nur an dieses Tribute-Duo und an Neil Diamond, sondern auch an den Durchhaltewillen trotz der sicheren Mischung von Witz und berührenden Momenten teilweise dramaturgisch holprig wirken. Dennoch sorgen das Herzblut und die Leidenschaft, mit denen diese Geschichte inszeniert und gespielt ist, für zwei ebenso unterhaltsame wie herzerwärmende Kinostunden.
Song Sung Blue
USA 2025
Regie: Craig Brewer
mit: Hugh Jackman, Kate Hudson, Michael Imperioli, Ella Anderson, King Princess, Mustafa Shakir, Jayson Warner Smith, Hudson Hensley, Fisher Stevens, Jim Belushi
Länge: 133 min.
Läuft jetzt in den Kinos, z.B. im Cineplexx Hohenems und im Kino Bludenz.
Trailer zu "Song Sung Blue"




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