She Wore a Yellow Ribbon – Der Teufelshauptmann (1949)
- Walter Gasperi
- vor 1 Tag
- 5 Min. Lesezeit

Während die Native Americans nach der Niederlage General Custers am Little Bighorn 1876 einen großen Aufstand vorbereiten, sieht sich ein alternder Hauptmann der US-Kavallerie mit seiner nahenden Pensionierung konfrontiert: Bei Filmjuwelen ist John Fords immer noch großartiger zweiter Teil seiner Kavallerie-Trilogie mit zahlreichen Extras auf DVD und Blu-ray erschienen.
Erzählte John Ford in "Fort Apache" ("Bis zum letzten Mann", 1948) sehr frei von der Niederlage General Custers am Little Bighorn, so setzt "She Wore a Yellow Ribbon", dessen deutscher Titel an Unsäglichkeit wieder einmal kaum zu übertreffen ist, mit der Nachricht über diese Niederlage ein. Ein Off-Erzähler vermittelt, wie schnell sich die Botschaft im Westen verbreitet und einen Aufstand der Native Americans auslöst.
Mit einer führerlos durch die Prärie ums Monument Valley rasenden Kutsche, in der schließlich ein Toter gefunden wird, findet dieser Western nicht nur seinen zentralen Schauplatz, sondern auch die ersten Auswirkungen des Aufstands und die davon ausgehende Gefahr wird spürbar.
Doch im Gegensatz zu diesem dynamischen Beginn erzählt Ford im Folgenden geradezu aufreizend langsam. Erst nach rund 40 Minuten wird es zu einem direkten Kontakt mit den Native Americans kommen, einige Verfolgungsjagden, aber kaum echte Gefechte wird es geben.
Mehr als der Konfrontation, bei der – wie zur Entstehungszeit des Films üblich – das Vorgehen der Kavallerie als wichtig und richtig und die Native Americans als Aggressor dargestellt werden, gilt Fords Interesse dem Alltag und den Ritualen in der Armee sowie der Figurenzeichnung.
Permanent präsent ist so die Thematik des Vergehens der Zeit und des Alterns, wenn Hauptmann Nathan Brittles (John Wayne) eine Woche vor seiner Pensionierung steht und jeden Morgen die Tage am Kalender abstreicht. Obwohl John Wayne während der Dreharbeiten erst 42 war, zeichnet Ford seinen Protagonisten als alten Mann mit grauem Haar.
Seine Einsamkeit wird spürbar, wenn er immer wieder ans Grab seiner Frau und seiner Kinder zurückkehrt und nur mit der Toten über seine Gefühle und seine Erfahrungen spricht. Aber auch später kommt das Altern ins Spiel, wenn er eine Brille zum Lesen benötigt, oder wenn ihm seine Truppe zum Abschied eine Taschenuhr schenkt.
Sichtbar wird dies aber auch durch den Kontrast zwischen Brittles und einer nachfolgenden Generation. Dem einsamen Hauptmann stehen so zwei junge Offiziere gegenüber, denen beiden die Tochter des Majors (Joanne Dru) den Kopf verdreht. Das gelbe Hand, das sie in ihr Haar gebunden hat, signalisiert dabei, dass sie einen von beiden liebt, welchen aber wird sie erst am Ende des Films verraten.
Aber nicht nur bei der Armee prallen zwei Generationen aufeinander, sondern auch bei den Native Americans. Wenn Brittles ins Lager des alten Häuptlings Pony That Walks reitet, um den Ausbruch eines Krieges zu verhindern, muss er erfahren, dass der Häuptling von der nachrückenden Generation entmachtet wurde.
So erzählt "She Wore a Yellow Ribbon" auch von einem Abschied und einer Zeitenwende, der auf der visuellen Ebene aufs Schönste gespiegelt wird. Denn zahlreiche Szenen spielen an der Grenze zwischen Tag und Nacht in einer rot leuchtenden Abenddämmerung. Wie Gemälde wirken immer wieder die Einstellungen des Kameramanns Winton C. Hoch, der sich an den Bildern von Frederic Remington und Charles Schreyvogel orientierte und für seine Arbeit 1950 mit einem Oscar für die beste Farbfotografie ausgezeichnet wurde.
Mehr auf Stimmungsmalerei als auf Handlung setzen Ford und Hoch, wenn sie eine kleine Truppe der Kavallerie mit der Frau des Kommandanten und dessen Tochter durch das Gebiet um das Monument Valley ziehen lassen und immer wieder die braune Sandsteinlandschaft von den blauen Uniformen mit ihren gelben Streifen kontrastiert werden. Zum spektakulären visuellen Höhepunkt wird dabei, wie sich ein mächtiges Gewitter aufbaut, sich Wolken türmen und bald Blitze zucken, die die Gesichter der Soldaten nur für Momente in der Dunkelheit aufblitzen lassen.
Immer noch ist Fords Meisterwerk ein Farbfilm im wahrsten Sinn des Wortes und erzählt dabei nicht nur die individuelle Geschichte seines Protagonisten und universell vom Altern, sondern auch vom Werden der USA.
Bedenklich ist freilich, wie hier kritiklos die Armee und im Speziellen die Kavallerie mit "ihren tapferen Männern" als wesentliches Element für die Entstehung der USA gefeiert wird. Überzeugend zeigt Ford aber andererseits, wie die Armee als Schmelztiegel fungierte, der unterschiedlichste Nationen zusammenschweißte. Denn Iren wie den alkoholsüchtigen alten Sergeant Quincannon (Victor Mclaglen) gibt es hier ebenso wie beispielsweise mit Sergeant Hochbauer (Michael Dugan) einen Deutschen.
Viel Zeit lässt sich Ford für die Schilderung der Rituale in der Armee. Klar werden die Hierarchien von Befehlen und Gehorchen sichtbar, die nicht kritisch hinterfragt werden, dennoch ist das Verhältnis zwischen Brittles und seinem Adjutanten Quincannon freundschaftlich und immer wieder zieht sich auch ein warmer Humor durch den Film.
Denn es gibt eben auch die Dreiecksgeschichte zwischen der Tochter des Majors und den beiden jungen Offizieren. Aber auch ein Begräbnis, das den Opfern ein Denkmal setzt, darf nicht fehlen und selbstverständlich gibt es auch eine Tanzveranstaltung, von der sich Brittles aber zurückzieht. Ähnlich wie Ethan Edwards in Fords "The Searchers" ist dieser Captain einer, der zwar mit seinem Einsatz die Zivilisierung des Westens mit ermöglicht hat, zur entstehenden neuen Gesellschaft aber nicht mehr dazugehört.
So sehr man "She Wore a Yellow Ribbon" so im Blick auf die Native Americans und der Verherrlichung der Armee auch kritisieren kann, so wenig ist dies doch – wie es der deutsche Titel "Der Teufelshauptmann" vorgaukeln will - ein militaristischer Film, sondern ein lyrisches Werk, in dem friedliche Lösungen in Zeiten höchster Kriegsgefahr angestrebt werden.
An Sprachversionen bieten die bei Film- und Fernsehjuwelen erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche sowie die französische Synchronfassung. Dazu kommen deutsche und englische Untertitel für Hörgeschädigte sowie französische Untertitel. Die Extras umfassen neben dem originalen Kinotrailer und dem deutschen Kinotrailer den deutschen Vorspann sowie private Aufnahmen von John Fords und John Waynes Suche nach Locations im Südwesten der USA (4 Minuten).
Dazu kommt ein 66-minütiges, deutsch untertiteltes Interview mit John Ford, in dem der Starregisseur zu seiner Kindheit und seinen filmischen Anfängen ebenso wie zu seiner Position zur Ausrottung der Native Americans oder den Rassenunruhen befragt wird. Weiters gibt es einen Audiokommentar von Rolf Giesen, der eine Fülle von Hintergrundinformationen zur Crew ebenso wie zum Technicolorverfahren und dem Maler Frederic Remington bietet, aber – wie gewohnt – nur selten konkret auf Filmszenen eingeht.
Per QR-Code können auch zwei Booklets heruntergeladen werden, die einerseits einen ausführlichen Text von Roland Mörchen zu "She Wore a Yellow Ribbon" bieten, andererseits eine kurz gehaltene Chronik des amerikanischen Westens und des Western von Rolf Giesen, der den Bogen von 1734 bis zur Premiere von Kevin Costners "Horizon" im Mai 2024 beim Filmfestival von Cannes spannt. Schließlich gibt es auch noch eine Trailershow weiterer bei Filmjuwelen erschienener Filme.
Trailer zu "She Wore a Yellow Ribbon - Der Teufelshauptmann"
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