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  • AutorenbildWalter Gasperi

Romulus und Remus


Sergio Corbucci erzählt die Geschichte um die sagenhafte Gründung Roms sehr frei als actionreichen und farbenprächtigen, aber oberflächlich-naiven Sandalenfilm. Bei Explosive Media ist das unterhaltsame Spektakel aus dem Jahr 1961 auf DVD und Blu-ray erschienen.


Allgemein bekannt ist die Geschichte von Romulus und Remus und als mythologische Basis der Gründung Roms auch wichtig, dennoch wurde der Stoff bislang – von zwei neueren Fernsehserien abgesehen - nur von Sergio Corbucci verfilmt, als der Sandalenfilm in den frühen 1960er Jahren in Italien blühte.


Direkt ist der Einstieg mit der Flucht Rhea Silvias mit ihren beiden frisch geborenen Zwillingen vor König Amulius. Am Ufer des Tibers kann sie die Babys noch in treibendes Geäst legen, ehe sie von den Soldaten des Königs ergriffen wird. Als das natürliche Floß an Land treibt, findet eine Wölfin die Kinder. Mit einem Schnitt wechselt Corbucci zu einem Hirten, der mit seiner Herde durch eine Wiese zieht und durch seinen Hund zu einer Höhle gelotst wird, in der er die nun schon größeren Babys findet und beim Verlassen der Höhle die Wölfin tötet. – Wunderbar dialoglos ist dieser etwa zehnminütige Auftakt, offen bleibt freilich, ob und wie die Wölfin die Babys säugte und wie sie diese in ihre Höhle brachte.


Mit einem Schnitt überspringt Corbucci 20 Jahre und ein Off-Erzähler informiert, dass wir uns im Jahr 753 v. Chr. befinden und in Alba Longa ein großes Fest vorbereitet wird. Auch Romulus (Steve Reeves) und Remus (Gordon Scott), die vom Hirten aufgezogen wurden, reiten in die Stadt. Romulus verliebt sich nicht nur auf den ersten Blick in Julia, die Tochter des Sabinerkönigs Tatius, sondern entführt diese auch. Bald wird er aber von den Soldaten von König Amulius ergriffen und gefoltert, bis die Gemeinschaft der Hirten die Stadt überfällt und einen Volksaufstand initiiert, bei dem die sterbende Rhea Silvia ihre Söhne aber noch auffordert, in einem Tal mit sieben Hügeln eine neue – ewige – Stadt zu gründen.


Zusammen mit den Bewohnern des zerstörten Alba Longa brechen die Hirten mit Romulus und Remus als Anführer, aber auch mit der Sabinerin Julia zu einem langen Treck auf, der den Großteil des Films ausmacht. Zunehmend größere Gefahr droht dabei freilich vom Sabinerkönig, der mit seinem Heer diese eine neue Heimat suchende Gruppe vernichten möchte. Gleichzeitig entwickeln sich aber auch innerhalb der Reisenden nicht nur Liebesbeziehungen, sondern auch Konflikte, da Remus der von Romulus geliebten Julia feindlich gegenübersteht und die Schafhirtin Tarpeia die Ablehnung durch Remus zunehmend aggressiv werden lässt.


Die Erzählstruktur ist sehr simpel, aber das Tempo ist flott und dicht folgen Actionszenen aufeinander. Ein Feuerritt und ein Kampf mit einem Bären sorgen beim Fest in Alba Longa ebenso für Abwechslung und Augenfutter wie später der Kampf mit Spähern der Sabiner, ein Angriff beim Überqueren einer Brücke oder ein Vulkanausbruch.


Was die Figurenzeichnung betrifft, sind vor allem Romulus und Remus, die von den auf Muskelrollen abonnierten Steve Reeves und Gordon Scott gespielt werden, interessant. Corbucci zeichnet sie als gegensätzliche Charaktere. Dem jähzornigen und gefühlslosen, einzig an Macht interessierten Remus steht so ein einfühlsamer, nachdenklicher und an Macht eigentlich wenig interessierter Romulus gegenüber.


Mit der Sage freilich ist Corbucci dabei ziemlich frei umgegangen und bringt so mit der entführten Sabinerin Julia den legendären Raub der Sabinerinnen ins Spiel, der laut Sage erst nach der Stadtgründung erfolgte. Mythologischer Grundlage entbehrt freilich auch die lange Suche nach der neuen Heimat, die an Trecks im Western erinnert.


Viel bleibt so nach knapp 110 Minuten nicht haften, aber der Handlungsreichtum, die kräftigen Farben und die Landschaftstotalen sorgen doch für solide, wenn auch naive und oberflächliche Unterhaltung. Hinwegsehen muss man auch über die dilettantische Inszenierung des Vulkanausbruchs und andere Schlampereien wie ein brennendes Herdfeuer, als Romulus und Julia in eine leerstehende Schäferhütte kommen.


An Sprachversionen bietet die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene DVD und Blu-ray die italienische Original- und die deutsche sowie die englische Synchronfassung. Auch Untertitel in Deutsch und Englisch werden angeboten. Dazu kommen als Extras der originale US-Kino-Trailer, eine Bildergalerie und ein – deutsch untertiteltes – Interview mit dem Stuntman Giovanni Cianfriglia. Außerdem wird auch die 101-minütige deutsche Kinoversion angeboten, während im Hauptfilm die gekürzten Passagen in deutsch untertitelter Fassung enthalten sind.


Trailer zu "Romulus und Remus"



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