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  • AutorenbildWalter Gasperi

Prince of the City

Ein Polizist der New Yorker Drogenfahndung erklärt sich bereit, für eine Sonderkommission als Spitzel Korruption in den Reihen der Polizei aufzudecken, will aber seine unmittelbaren Kollegen schützen. – Bei Plaion Pictures ist Sidney Lumets 1981 entstandenes Meisterwerk in einem Mediabook auf Blu-ray erschienen.


Schon mit "Serpico" (1974) hatte Sidney Lumet einen meisterhaften Thriller über Korruption innerhalb der New Yorker Polizei gedreht. Sieben Jahre später legte er mit der Verfilmung des 1978 erschienen Sachbuchs "Prince of the City" des ehemaligen New Yorker Polizisten Robert Daley nach.


Gewohnt nüchtern und distanziert ist Lumets Erzählweise. Der Dreh auf den Straßen von New York und die ungeschönt-schmutzigen Bilder von Kameramann Andrzej Bartkowiak verstärken den realistischen Eindruck und die dichte Atmosphäre, sodass die Spannung auch über die epische Länge von 167 Minuten nie nachlässt.


Im Zentrum steht Danny Ciello (Treat Williams). Seit acht Jahren arbeitet er beim Rauschgiftdezernat der New Yorker Polizei. Gleich am Beginn gelingt es seinem Team einen großen Dealer festzunehmen. Möglich sind diese Erfolge aber nur, weil man Informanten aus dem Milieu für ihre Dienste mit Drogen oder Bargeld entlohnt.


Innerhalb der Truppe herrscht aber bedingungsloses Vertrauen. Seine Partner sind Dannys einzigen Freunde, regelmäßig trifft man sich so auch bei ihm zu Grillpartys. Doch das heile Bild wird erschüttert, als Dannys drogensüchtiger Bruder unvermutet auftaucht und ihm vorwirft, korrupt zu sein.


Von Schuldgefühlen geplagt, geht Danny, der mit Frau und zwei Kindern in einem großen Einfamilienhaus wohnt, so nach Zögern auf die Aufforderung eines Staatsanwalts ein, sich verwanzen zu lassen und in den eigenen Reihen bezüglich Korruption zu ermitteln.


Zugesichert wird ihm dabei, dass er auf keinen Fall seine Freunde verraten muss. Doch selbstverständlich laufen die Dinge anders als geplant, denn bald ist er nur noch ein Rädchen im Spiel der Justiz und auf seine persönliche Situation wird keine Rücksicht genommen.


Er muss nicht nur ständig fürchten aufzufliegen, sondern bald eben auch seine Freunde verraten. Aber auch seiner Familie droht Gefahr, die bald Polizeischutz benötigt, das private Haus verlassen muss und an einen geheimen Ort gebracht wird.


Ganz auf den von Treat Williams großartig gespielten Danny Ciello fokussiert Lumet. Packend zeichnet er die wachsende Zerrissenheit und den steigenden Druck, unter dem dieser Polizist steht, nach. Intensiv vermittelt Williams nicht nur die zunehmende Nervosität Ciellos, der sukzessive mehr Tabletten benötigt, um zur Ruhe zu kommen, sondern auch dessen Schmerz über das Zerbröckeln der persönlichen Beziehungen und die Erschütterung über die Tragödien, die sein Vorgehen auslösen.


Fesselnd erzählt Lumet so von Loyalität, Freundschaft und dem Verrat, zu dem sein Protagonist durch seine Spitzeltätigkeit zunehmend getrieben wird. Langsam kommt dabei aber auch ans Licht, dass Danny selbst eben auch nicht nur ein paar kleine Übertretungen, die er von Anfang an zugab, begangen hat, sondern massiv an Korruption beteiligt war. Wird ihn aber nun die Staatsanwaltschaft dafür belangen oder aber angesichts seiner Dienste als Spitzel darüber hinwegsehen und freisprechen?


Lumet benötigt keine großen Actionszenen. Er setzt auf starke Figurenzeichnung, schnörkellos-dichte Erzählweise und erzeugt Spannung durch die vielfältigen Ambivalenzen. Die Grenzen von Gut und Böse sind aufgelöst, Grauzonen dominieren den Film. Ein großartig gebrochener Charakter ist so vor allem Ciello, der sich durch seine Spitzeltätigkeit von Schuld befreien will, doch damit andere, vielleicht weit größere Schuld auf sich lädt.


An Sprachversionen bietet die bei Plaion Pictures in einem Mediabook erschienene Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. An Extras werden auf einer Bonus DVD die Dokumentation "Prince of the City – Die wahre Geschichte", die die realen Hintergründe des Films beleuchtet, ein Interview mit Sidney Lumet, eine Bildergalerie und der Trailer sowie ein Booklet von Stefan Jung geboten.



Trailer zu "Prince of the City"



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