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  • AutorenbildWalter Gasperi

Risiken und Nebenwirkungen


In Michael Kreihsls Verfilmung von Stefan Vögels Theaterstück "Die Niere" fördert die Suche nach einer Spenderniere Spannungen in den Beziehungen zweier Paare zutage. – Die Schauspieler*innen überzeugen, die Inszenierung bleibt aber sehr konventionell und ohne Esprit.


Schon mit der ersten Szene will Michael Kreihsl mit einer Bergtour von Arnold (Samuel Finzi) und Kathrin (Inka Friedrich) mit ihrer Tochter und deren Freund Gedanken an eine Theaterverfilmung offensichtlich vom Tisch wischen. Gleichzeitig soll das Paar damit auch als körperlich fit präsentiert werden, um kurz darauf dieses Bild zu zerstören, wenn Kathrin bei einer Vorsorgeuntersuchung erfährt, dass sie an Niereninsuffizienz leidet und eine Spenderniere benötigt.


Sechs Jahre beträgt die Wartezeit, es sei denn man findet selbst einen Spender. Ehemann Arnold wäre angesichts der Tatsache, dass er die gleiche Blutgruppe wie Kathrin hat, dafür prädestiniert, doch der vielbeschäftigte Architekt, der stets am Handy hängt, reagiert sehr zögerlich. Eine Recherche zu Risiken und Nebenwirkungen einer solchen Transplantation verstärken noch seine Bedenken. Definitiv seiner Frau abzusagen, traut er sich zwar nicht, zu einem Ja zur Nierenspende kann er sich aber auch nicht durchringen.


Während Arnold dahin laviert, bietet der gemeinsame Freund Götz (Thomas Mraz) sich dagegen ohne zu zögern als Spender an. Wenig erfreut ist darüber aber wieder Götz´ Frau Diana (Pia Hierzegger), da sie sich von dieser Entscheidung ausgeschlossen fühlt. Das Angebot von Götz bringt aber auch wieder Arnold in Zugzwang, der nun ein schlechtes Gewissen hat. Spannungen zwischen den Freunden bauen sich auf, aber auch in den beiden Ehen beginnt es zu kriseln.


Mit zwei überraschenden Twists treiben Kreihsl / Vögel die Handlung geschickt weiter, decken die Labilität von Beziehungen auf, doch der Witz dieses Boulevardstücks will nicht so recht zünden. Die Bühnenvorlage bricht Kreihsl zwar mit Szenen von der aktuellen Baustelle Arnolds und mit dem Designerhaus des Paares auf, bei dem die dominanten Glasflächen, die Offenheit und Durchsicht suggerieren, in Kontrast zu den versteckten Problemen und Unehrlichkeiten der Paare stehen, aber insgesamt bleibt die Inszenierung doch zu bieder.


Trotz kompakter Handlung zieht sich "Risiken und Nebenwirkungen" so, auch wenn sich die vier Hauptdarsteller Samuel Finzi, Inka Friedrich, Thomas Mraz und Pia Hierzegger mit sichtlichem Vergnügen spielen. Kreihsl lässt seinem Ensemble Zeit und Raum, um den Charakteren Profil zu verleihen.


Stark ist Inka Friedrich als scheinbar gelassene Pilates-Trainerin Kathrin, die lange in der Beobachterposition bleibt. Samuel Finzi gibt nach außen den erfolgreichen Architekten, der seine Männlichkeit auch mit einem phallusartigen Turm ausdrücken will, erweist sich im privaten Raum aber als ängstlich und unentschlossen. Diesem Taktiker steht wieder Thomas Mraz´ gutmütiger Götz gegenüber, während Pia Hierzeggers Apothekerin Diana vor allem am eigenen Vorteil und Glück interessiert scheint. – Das sind durchaus feine Charakterzeichnungen, aber auch sie können dieser Komödie kaum Pfiff und Esprit verleihen.


Läuft derzeit in den österreichischen Kinos, z.B. im Cinema Dornbirn und im Kino Rio in Feldkirch


Trailer zu "Risiken und Nebenwirkungen"



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