Der Amerikaner Ira Sachs entwickelt um einen von Franz Rogowski gespielten narzisstischen Regisseur eine Dreiecksgeschichte, die intensiv Begehren und Leidenschaft, aber auch Eifersucht und die Brüchigkeit von Beziehungen vermittelt.
Bei der Party nach Drehschluss seines neuen Films lernt der in Paris lebende deutsche Regisseur Tomas (Franz Rogowski) die junge Lehrerin Agathe (Adèle Exarchopoulos) kennen. Zwar ist er schon seit Jahren mit dem britischen Grafikdesigner Martin (Ben Wishaw) glücklich verheiratet, dennoch verliebt er sich in Agathe und hat noch am selben Abend Sex mit ihr.
Als Tomas am nächsten Morgen Martin von seiner Untreue erzählen will, reagiert dieser sichtlich verärgert und will nichts davon hören. Bald zieht Tomas so zu Agathe, will aber Martin die Wohnungsschlüssel nicht zurückgeben und kehrt immer wieder unangemeldet zurück. Sowohl Agathe und Martin erkennen so langsam den narzisstischen und besitzergreifenden Charakter von Tomas.
Die Ménage à trois ist wohl vor allem eine Spezialität des französischen Kinos, aber der Amerikaner Ira Sachs beweist, dass auch er von einer solchen Dreiecksbeziehung intensiv zu erzählen versteht. Ganz auf die emotionalen Erschütterungen konzentriert er sich und lässt seinen Schauspieler:innen viel Raum, um ihren Figuren Profil zu verleihen.
Dreh- und Angelpunkt ist dabei der von Franz Rogowski gespielte Tomas. Der deutsche Schauspieler arbeitet mit dieser Rolle weiter an seinem Aufstieg zum internationalen Star, den er schon mit seiner Rolle als Fremdenlegionär in Giacomo Abbruzzeses "Disco Boy" begonnen hat. Wie gewohnt mit großer physischer Präsenz spielt er Tomas, zeichnet ihn schon in der einleitenden Szene von den Dreharbeiten seines neuen Films als Perfektionisten ebenso wie als Kontrollfreak oder auch als Pedanten.
Wie er am Set alles bestimmt, so spielt er auch in der Beziehung zu seinem nachdenklichen und ruhigen Mann Martin die dominierende Rolle. Ben Wishaw spielt diese wohl schon lange Zeit vieles geduldig ertragende Figur mit großartiger Zurückhaltung. Immer bleibt er ruhig, zieht aber schließlich doch die Konsequenzen, zeigt Tomas die Grenzen auf und setzt ihn vor die Tür.
Stark ist aber auch Adèle Exarchopoulos als ebenso für Neues offene wie emotional unsichere Agathe, die sich gleich nach einer beendeten Beziehung in die Affäre mit Tomas stürzt. Doch bald verstört sie das dominante Auftreten von Tomas und sie erkennt, dass sie mit diesem Mann nicht das Leben verbringen will.
Eingebettet ins Pariser Ambiente Pariser und die knapp gezeichnete Berufswelt der drei ProtagonistInnen entwickelt Sachs ein unaufgeregtes, aber dichtes Porträt dieser drei Charaktere und erzählt bewegend von der Brüchigkeit von Gefühlen und Beziehungen. Dem Titel "Passages" entsprechend ist nichts festgeschrieben, sondern alles ist im Fluss. Liebesglück und Erfüllung in intensiven Sexszenen stehen dabei immer wieder Schmerz über Untreue, Enttäuschung und Eifersucht gegenüber.
Auf übermäßige Dramatisierung verzichtet Sachs dabei, erzählt trotz der emotionalen Aufwühlung seiner Figuren ruhig, macht aber dennoch – oder gerade dadurch – diese emotionale Achterbahnfahrt erfahrbar und zeigt eindrücklich, wie Tomas mit seinem besitzergreifenden und narzisstischen Charakter alle Beziehungen über kurz oder lang zerstört. Doch nicht nur bei seinen PartnerInnen lässt er damit schließlich Schmerz und Trauer zurück, sondern auch er selbst übersteht diese Brüche nicht unbeschadet.
Passages Frankreich 2022 Regie: Ira Sachs mit: Franz Rogowski, Ben Whishaw, Adèle Exarchopoulos Länge: 91 min.
TaSKino Feldkirch im Kino GUK: Fr, 20.10, 20.15 Uhr
Trailer zu "Passages"
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