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AutorenbildWalter Gasperi

Official Competition - Der beste Film aller Zeiten


Die Argentinier Gastón Duprat und Mariano Cohn bieten in ihrer bissigen Satire auf die Filmwelt Antonio Banderas und Oscar Martinez zwei große Rollen als gegensätzliche Schauspieler, die am Set ihre Eitelkeiten pflegen und sich gegenseitig niedermachen.


Vom Gemälde bis zum riesigen Teddybär hat der millionenschwere Pharmaindustrielle Humberto Suárez (José Luis Gómez) reichlich Geschenke zu seinem 80. Geburtstag erhalten, doch etwas möchte er noch schaffen, mit dem er der Menschheit in Erinnerung bleibt. Von einem berühmten Architekten eine Brücke entwerfen zu lassen, die danach seinen Namen erhält, wäre eine Möglichkeit, doch noch attraktiver scheint ihm, einen richtig großen Film zu produzieren.


Mit dem künstlerischen Prozess will er nichts zu tun haben, sondern beschränkt sich darauf das Geld beizusteuern. Mit der exzentrischen Lola Cuevas (Penelope Cruz) wird so eine gefeierte Autorenfilmerin engagiert, die mit der Verfilmung des von einem Nobelpreisträger geschriebenen Romans "Rivalen" auch schon ein Projekt ins Auge gefasst hat.


Mehrfach weist der Millionär darauf hin, dass er für die Filmrechte ein Vermögen ausgegeben habe, doch klar ist für die Regisseurin, dass sie die Vorlage sehr frei verfilmen wird. Auch für die Verkörperung der beiden gegensätzlichen Brüder hat Lola schon die ideale Besetzung gefunden: Den einen Bruder soll der auch in Hollywood erfolgreiche Frauenschwarm Felix Rivero (Antonio Banderas) spielen, den anderen der renommierte Schauspiellehrer und intellektuelle Theaterschauspieler Ivan Torres (Oscar Martinez). – So gegensätzlich Felix und Ivan aber sind, so sehr verbinden sie ihre Arroganz und ihre Eitelkeit.


Der Titel des zu verfilmenden Buchs lässt sich so auch auf die beiden Stars übertragen, denn von Anfang an prallen hier Gegensätze aufeinander. Felix präsentiert sich schon mit seiner Ankunft mit einem leuchtend orangen Sportwagen, in dem er vor den Augen Ivans leidenschaftlich seine junge Geliebte küsst als extrovertierter Poser. Ivan tritt dagegen zumindest vorerst zurückhaltend auf.


Nicht von den Dreharbeiten handelt aber "Official Competition", sondern vielmehr von den Proben davor. In den weiten und kahlen Räumen des vom Produzenten gestifteten modernen Kongresszentrums lässt die Regisseurin ihre beiden Stars ihren Text rezitieren. Immer wieder lässt sie schon bei der ersten Probe Ivan "buenas noches" so lange wiederholen, bis der Tonfall ihrer Meinung nach genau die Stimmung ausdrückt, mit der jemand um 11 Uhr nachts der Polizei die Tür öffnet.


Während Ivan sich zunächst weigert bei den Proben in einer Szene zu weinen, ist das für Felix kein Problem, denn Menthol oder der Gedanke an die Oma leisteten hier beste Dienste. Doch bald zeigt auch Ivan, wie er in der Lage ist auf Knopfdruck Tränen hervorzudrücken. Während er sich mit Biographie und Hintergrund seiner Figur beschäftigt hat, um sich im Stil des klassischen Method Acting ganz in seine Rolle hineinzuversetzen, erklärt Felix offen, dass ihn das nicht interessiere, sondern er die Figur intuitiv nach seinen Vorstellungen spiele.


Betont Felix immer wieder seinen Starruhm, so macht sich Ivan gerade darüber und über das seiner Meinung nach dumme Publikum lustig. Einen Oscar würde er nur in Empfang nehmen, um die Gelegenheit zu nützen, bei der Rede über Academy und hirnloses Mainstream-Kino herzuziehen.


Nervt zunächst Felix mit seinem Zuspätkommen Ivan, so revanchiert sich letzterer bald, bis in diesem Hahnenkampf der eitlen Stars auch die Regisseurin mitzumischen beginnt. Sie sagt nicht nur kurzfristig eine Probe ab und erscheint zu einer anderen nicht, sondern lässt ihre Stars auch unter einem vermeintlich tonnenschweren Felsblock, der von einem Kran in der Höhe gehalten wird, ihren Text lesen und treibt mit einer Performance gegen das Ego das Duo, das in Plastik eingewickelt ohnmächtig zusehen muss, zur Weißglut.


Und zu den Proben kommt schließlich auch noch, dass die Stars ihre Schauspielkunst auch damit demonstrieren wollen, indem sie völlig überzeugend persönliche Geschichten erzählen, die sich bald als erfunden erweisen.


Ein herrliches Trio sind Penélope Cruz, Antonio Banderas und Oscar Martinez. Bestens harmonieren diese Stars und gehen ganz in ihren Rollen auf. Trocken ist das inszeniert, aber die bissigen Dialoge und das mitreißende Spiel sorgen für beste Unterhaltung, die auch einen bösen Blick hinter die Kulissen der Filmwelt bietet und bei der mit den Eitelkeiten der Stars und schließlich auch mit Filmpartys, Pressekonferenzen und großen Filmpremieren abgerechnet wird.


Denn mag man auch keine Dreharbeiten gesehen haben, am Ende gibt es dann doch einen fertigen Film, der freilich anders aussieht als ursprünglich geplant und metareflexiv wird es, wenn Penélope Cruz als Lola in der letzten Einstellung in Großaufnahme direkt in die Kamera darüber sinniert, dass es Filme gibt, die mit dem Abspann enden und solche, die einen das ganze Leben begleiten. – So lange wird man an "Official Competition" kaum denken, eine Zeitlang wird dieser intensive und rasante Schlagabtausch aber doch haften bleiben.



Official Competition - Der beste Film aller Zeiten Argentinien / Spanien 2021 Regie: Mariano Cohn, Gastón Duprat mit: Antonio Banderas, Penélope Cruz, Oscar Martínez, Irene Escolar, Melina Matthews, Carlos Hipólito Länge: 114 min.


Läuft derzeit in den Schweizer Kinos, z.B. im Skino Schaan.


Trailer zu "Official Competition - Der beste Film aller Zeiten"





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