top of page
  • AutorenbildWalter Gasperi

Mrs. Taylor´s Singing Club


Um britischen Soldatenfrauen während eines Afghanistan-Einsatzes ihrer Männer eine Ablenkung zu verschaffen, gründen zwei von ihnen einen Chor. – Peter Cattaneo erzählt in seinem Feelgood-Movie nach wahren Begebenheiten diese Geschichte zwar routiniert, aber in allzu ausgetretenen Bahnen. Darüber können auch eine wie meistens famose Kristin Scott Thomas und zahlreiche Pop-Songs nicht hinwegtäuschen.


"Gemeinsam sind wir stärker" wird einmal erklärt und so geht es folglich um die reinigende und belebende Kraft des gemeinsamen Singens. Das kennt man schon aus Kay Pollaks Überraschungserfolg "Wie im Himmel", Cattaneo erzählt davon vor dem Hintergrund des Afghanistan-Einsatzes britischer Truppen.


Als auch der Mann von Kate (Kristin Scott Thomas) für ein halbes Jahr in den Mittleren Osten muss, ergreift sie die Initiative, um die Soldatenfrauen, die in der Kaserne leben, mit sinnvollen Freizeitaktivitäten abzulenken und ein Abdriften in Alkoholismus zu verhindern. Gegenpol findet die dominante und versnobte Kate in der spontanen und eher chaotischen Lisa (Sharon Horgan), die eigentlich für die Betreuung der Frauen zuständig ist.


Während Kate einen professionellen Chor aufbauen will, die Frauen nach ihren Stimmen einteilt, Wert auf Notenstudium legt und klassische Lieder singen will, steht bei Lisa die Lust am befreiten Singen im Zentrum. Ob das dann gut klingt und für einen öffentlichen Auftritt taugt, ist ihr nicht so wichtig.


Wie in seinem Erfolgsfilm "Ganz oder gar nicht" ("The Full Monty"), der inzwischen schon 23 Jahre zurückliegt und nach dem es um Peter Cattaneo bald wieder still wurde, sich arbeitslose Stahlarbeiter langsam zu einer Striptease-Tanztruppe formten, so müssen sich hier die Frauen zusammenfinden und auch die beiden gegensätzlichen Leiterinnen langsam ihre Differenzen überwinden.


Auf Grundlage der BBC-Doku-Serie "The Choir" erzählt Cattaneo von diesem 2011 gegründeten ersten Chor von Military Wives. Eindrücklich vermittelt der Nachspann, welche Bewegung diese Frauen auslösten, wenn im Splitscreen Bilder der 75 Chöre eingeblendet werden, die inzwischen von Soldatenfrauen gegründet wurden.


In gewohnter Manier wird die langsame Selbstfindung des zunächst äußerst inhomogenen Chors mit persönlichen Probleme der Protagonistinnen verknüpft: Da steckt hinter der steifen und stets gefassten Kate ein tiefer, aber verdrängter Schmerz über den Tod ihres Sohnes während eines Kriegseinsatzes. Lisa dagegen ist ständig im Clinch mit ihrer etwa 17-jährigen Tochter. Die Soldatenfrauen leben wiederum in ständiger Angst um ihre Männer und tatsächlich erhält eine von ihnen im Laufe des Films die Nachricht, dass ihr Mann gefallen ist.


Zahlreiche Hürden und Rückschläge müssen so überwunden werden und nicht verwunderlich ist, dass mehrfach auf "Rocky" Bezug genommen wird, denn wie in diesem Boxerfilm geht es natürlich auch hier darum, dass man durchhalten und kämpfen muss, um schließlich zum Ziel zu kommen. Wo dort freilich der Einzelkampf steht, geht es hier um Gemeinschaftssinn und Solidarität der Frauen. Heftige Konflikte erscheinen hier als wichtige Stufen auf dem Weg zur Läuterung, denn durch den Chor lernen die Protagonistinnen sich ihren persönlichen Problemen zu stellen und diese offen anzugehen.


Durchaus routiniert ist das inszeniert, lässt aber jeden Pfiff und jede Originalität vermissen. Ganz auf die Konventionen klassischer – vor allem britischer - Feelgood-Movies wie seines eigenen "Ganz oder gar nicht" oder Nigel Coles "Calendar Girls" verlässt sich Cattaneo. Kristin Scott Thomas als resoluter Soldatengattin zuzusehen, die langsam eine Wandlung durchmacht, ist freilich trotzdem ein Vergnügen. Und auch die anderen Rollen sind treffend besetzt, so dass das Ensemble zusammen mit den zahlreichen klassischen Pop-Songs wie "Only You", "Time After Time", "Shout" oder "We are family" für gelöste Stimmung sorgt und zumindest teilweise über die Schwächen hinwegsehen lässt.


Rätseln darf man freilich auch darüber, wieso Kate, die im Original den Nachnamen Barclay trägt in der deutschen Fassung zu Taylor umbenannt wurde.


Läuft derzeit in den Schweizer Kinos, z.B. im Skino in Schaan und im Kinotheater Madlen in Heerbrugg Ab 23.10. in den österreichischen Kinos


Trailer zu "Mrs. Taylor´s Singing Club"



bottom of page