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AutorenbildWalter Gasperi

Monsieur Blake zu Diensten - Complètement cramé!

Ein erfolgreicher, aber trauernder englischer Unternehmer spielt mit, als er in einem französischen Landschloss für den neuen Butler gehalten wird: Vorhersehbares, aber herzerwärmendes Feelgood-Movie, das nicht nur John Malkovich und Fanny Ardant, sondern auch den Darsteller:innen der Hausangestellten eine große Plattform bietet.


Andrew Blake (John Malkovich) soll in London als "Unternehmer des Jahres" ausgezeichnet werden, doch er bleibt der Veranstaltung fern, denn seit dem Tod seiner Frau vor vier Monaten ist er in Trauer erstarrt. So will er sich eine Auszeit nehmen, reist nach Frankreich, um das Landschloss Domaine de Beauvillier zu besuchen, in dem er seine Frau vor 40 Jahren kennen und lieben gelernt hat.


Dort wird er von der Haushälterin (Émilie Dequenne) aber für den neuen Butler gehalten, klärt das Missverständnis ihr gegenüber zwar auf, nimmt die Stelle aber an, um im Schloss verweilen zu können. Trotz malerischem Ambiente ist aber auch hier die Stimmung alles andere als fröhlich: Die verwitwete und einst von ihrem Mann betrogene Schlossherrin (Fanny Ardant) belasten große finanzielle Probleme, die Haushälterin hat das Single-Dasein zur herrischen und bissigen Frau werden lassen. Dazu kommen ein unter seiner Einsamkeit leidender, ungehobelter Gärtner (Philippe Bas) und eine junge Haushaltshilfe (Eugénie Anselin), die wegen ihrer Schwangerschaft von ihrem Freund verlassen und von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt wurde.


Doch der Menschenfreund Monsieur Blake mischt sich überall ein, löst mit seiner Freundlichkeit und Achtsamkeit die Erstarrung und die verkorksten Beziehungen und bringt die Schlossbewohner:innen zum Aufblühen.


Vorhersehbar und einfach gestrickt ist zwar die Handlung, auch Witze und Wendungen sieht man teilweise schon kommen, und klischeehaft ist das Spiel mit kulturellen Gegensätzen zwischen Briten und Franzosen. Dennoch entwickelt Gilles Legardiniers Verfilmung seines eigenen 2012 erschienenen Bestsellers einigen Reiz.


Einerseits ist da schon mal das prächtige Landschloss mit seinem großen Park, das Kameramann Stéphane Le Parc immer wieder attraktiv ins Bild zu rücken versteht. Wärme strahlen dabei auch die in helle Farben und warmes Licht getauchten Bilder aus: Alles soll hier Wohlgefühl verbreiten, Abgründe, Ecken und Kanten darf man nicht erwarten.


Alles ist aufgeräumt und bruchlos entwickelt sich die Handlung. Störend ist aber die dramaturgische Unstimmigkeit, dass Monsieur Blake lange im Park einen Ort mit Handyempfang sucht, die junge Hausangestellte später aber direkt in ihrem Zimmer ihr Smartphone benutzen kann.


Größter Trumpf des Films ist aber die Konzentration auf das Schloss als weitgehend einzigem Schauplatz und auf dessen fünf Bewohner:innen. Ausführlich kann sich Legardinier so auf diese ebenso angeschlagenen wie schrulligen Charaktere einlassen und ihre Probleme und Beziehungen ausloten. Gekonnt werden dabei Witz und Gefühl gemischt und das Ensemble weiß die Bühne, die ihm hier geboten wird, trefflich zu nützen.


Ein Vergnügen ist es einfach zuzusehen, wie John Malkovich mit Stoizismus die Forschheit der von Èmilie Dequenne wunderbar trocken gespielten verknöcherten Haushälterin hinnimmt, bei ihr aber mit seinen Kommentaren auch etwas in Bewegung setzt. Fanny Ardant spielt dagegen die Schlossherrin mit großer Zurückhaltung, bleibt lange im Hintergrund, bis auch sie unter dem Einfluss des eigenwilligen Charmes des vermeintlichen Butlers langsam ihre Schwermut überwindet, aus ihrem Schneckenhaus herauskommt und bei den Spaziergängen im Park auch zunehmend lächelt. Trefflich besetzt sind aber auch Philippe Bas als ungehobelter Gärtner, dem Monsieur Blake Manieren beibringen muss, und Eugénie Anselin als dem Teenageralter kaum entwachsene verunsicherte schwangere Hausangestellte.


Wie ein Engel wirkt der Brite so heilsam auf die ganze Belegschaft des Schlosses, gleichzeitig lässt Legardinier aber auch Blake selbst durch dieses beschauliche, ländliche Ambiente und auch durch seine Wohltaten seine Trauer überwinden und neue Lebensfreude finden.


Das ist zwar kitschig und sentimental und zu viel des Guten ist es, wenn der Film auch noch an Weihnachten endet, aber dank des bestens harmonierenden Ensembles und des trockenen Witzes kann man in diesem Schloss doch zwei wohlige und herzerwärmende Stunden verbringen.


Problem stellt allerdings die deutsche Synchronisation dar, die die sprachlichen Differenzen einfach wegwischt. Während im Original wohl nicht nur in der in England spielenden Anfangsszene englisch gesprochen wird, sondern wohl auch die englischen Gäste, die das Schloss besuchen, englisch reden dürften, wird in der deutschen Synchronisation durchgehend deutsch gesprochen. Zudem dürfte der Brite Blake, auch wenn seine Frau aus Frankreich stammte, kaum akzentfreies Französisch sprechen, spricht aber in der deutschen Synchronfassung so perfektes Hochdeutsch wie die (französischen) Schlossbewohner.


Monsieur Blake zu Diensten – Complètement cramé! Frankreich / Luxemburg 2023 Regie: Gilles Legardinier mit: John Malkovich, Fanny Ardant, Émilie Dequenne, Philippe Bas, Eugénie Anselin, Al Ginter, Anne Brionne, Christel Henon, Stéphanie Clemente Jodar Länge: 110 min.



Läuft derzeit in den Kinos, z.B. im Cinema Dornbirn (Deutsche Fassung) und im Kinok St. Gallen (O.m.U.)


Trailer zu "Monsieur Blake zu Diensten - Complètement cramé!"



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