Yves Montand fälscht als LKW-Fahrer und Spediteur in einem Todesfall Beweise, um die Polizei auf eine falsche Spur zu lenken. – Alain Corneaus 1977 entstandener, brillant konstruierter Krimi ist bei Pidax Film auf DVD und Blu-ray erschienen.
Der deutsche Titel "Lohn der Giganten" führt – wieder einmal – in die Irre und soll offensichtlich Assoziationen zu Henri-Georges Clouzots "Lohn der Angst" wecken. Zwar spielt auch hier Yves Montand einen LKW-Fahrer und auch Alain Corneaus Film bestimmt eine pessimistische Weltsicht, bei der jedes menschliche Streben letztlich vergeblich ist, doch damit hat es sich auch schon mit den Parallelen.
Zwar mag auch noch der Auftakt, wenn Henri Savin (Yves Montand) einen LKW testet und in Zeitlupe über eine Wiese kurvt, Erinnerungen an Clouzots Klassiker ebenso wie an Sam Peckinpahs Trucker-Film "Convoy" (1978) wecken, doch bald entwickelt sich der in der Gegend von Bordeaux spielende Film zu einem Krimi und einer Dreiecksgeschichte.
Denn schon vor dieser LKW-Szene sah man einen Selbstmordversuch Dominiques (Marie Dubois), die nicht nur Henris Chefin, sondern auch dessen Geliebte ist. Grund für die Verzweiflungstat ist, dass Henri sie aus Liebe zur deutlich jüngeren Julie (Carole Laure) verlassen und sich auch beruflich mit einem eigenen Transportunternehmen selbstständig machen will.
Dominique will dies aber nicht akzeptieren, versucht Henri zunächst mit einem weiteren vorgetäuschten Selbstmordversuch emotional zu erpressen und dann Julie mit Geld zu bewegen, Henri zu verlassen. Als Julie nicht darauf eingeht, begeht Dominque Selbstmord.
Julie aber wird aufgrund von Kampfspuren bald des Mordes verdächtigt und verhaftet. Henri glaubt, dass er die drohende Verurteilung, auf die wohl der Originaltitel "La menace – Die Drohung" verweist, nur verhindern kann, wenn er Beweise fälscht und den Verdacht in eine andere Richtung lenkt.
Auffallend ist die tiefe Skepsis gegenüber der Justiz. Fern ist der Glaube, dass Wahrheit und Gerechtigkeit letztlich siegen, vielmehr glaubt Henri selbst zur Tat schreiten und die Polizei in die Irre führen zu müssen. Nicht ganz glaubwürdig scheint dabei freilich, welchen Aufwand und welche Akribie und Raffinesse er beim Fälschen der Beweise entwickelt. Akzeptiert man aber Henris Vorgehen, ist das zweifellos brillant konstruiert.
Corneau entwickelt so ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem ermittelnden Kommissar Waldeck (Jean-François Balmer) und Henri, bei dem die Zuschauer:innen immer auf dem Wissensstand von Henri sind und mitverfolgen können, wie Waldeck zunehmend falsche Schlüsse zieht. Gleichzeitig bestätigt diese Irreführung von Polizei und Justiz die Skepsis gegenüber dem Rechtssystem und vermittelt auch den Zuschauer:innen, wie leicht Fehlurteile entstehen können.
Zum trickreichen Spiel kommt im Finale, das in Westkanada spielt, noch eine starke Action-Szene, die in einem bitteren Ende mündet. Mag dieses Finale wie im Grunde der ganze Film bei aller Brillanz auch ziemlich überkonstruiert sein und auch eine Szene um Menschenschmuggel im LKW in der Luft hängen und einzig zur Charakterisierung Henris als durch und durch integre Person dienen, so bietet "Lohn der Giganten" mit seinen raffinierten Täuschungen doch durchgängig fesselnde Krimiunterhaltung.
An Sprachversionen bieten die bei Pidax Film erschienene DVD und Blu-ray die französische Original- und die deutsche Synchronfassung, aber keine Untertitel. Die Extras beschränken sich auf eine Bildergalerie und Trailer zu weiteren Filmen dieses Labels.
Trailer zu "Lohn der Giganten - La menace"
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