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  • AutorenbildWalter Gasperi

Les Cyclades - Reif für die Insel


Zwei gegensätzliche Frauen, die einst Jugendfreundinnen waren, auf einem Griechenlandtrip. – Marc Fitoussi macht aus dieser Ausgangssituation mit zwei blendend harmonierenden Hauptdarstellerinnen und viel Griechenland-Feeling eine luftig-leichte Sommerkomödie, in der auch nachdenklichere Töne nicht fehlen.


1989 waren Blandine und Magalie als 15-Jährige beste Freundinnen, doch 30 Jahre später haben sie sich längst aus den Augen verloren. Blandine (Olivia Côte) ist inzwischen eine verstockte Röntgenassistentin, die immer noch nicht über die zwei Jahre zurückliegende Scheidung hinweggekommen ist. Als ihr erwachsener Sohn eine CD findet, auf der der Name Magalies (Laure Calamy) steht, stellt er den Kontakt zwischen den beiden einstigen Freundinnen wieder her.


Diese verbindet aber nicht mehr viel. Denn während Magalie extrovertiert ist und überschäumende Lebensfreude ausstrahlt, agiert Blandine stocksteif und negativ. Während die eine es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und auch auf kleine Betrügereien setzt, ist die andere überkorrekt. Ganz unterschiedlich ist freilich auch ihr Verhalten gegenüber Männern. Ist die locker plappernde Magalie stets offen für eine schnelle Affäre, wirkt Blandines Small-Talk verkrampft und gegenüber offenen Avancen verhält sie sich zurückhaltend.


Scheint es aufgrund dieser Gegensätze nach dem ersten gemeinsamen Abendessen kein weiteres Treffen zu geben, so sorgt wieder Blandines Sohn dafür, dass Magalie seine Mutter an seiner Stelle auf einer Griechenlandreise begleitet. Ziel ist dabei die Insel Amorgos, die einst für die beiden Teenager als Fans von Luc Bessons "Le grand bleu" zum Sehnsuchtsort wurde. Doch aufgrund der Eigenwilligkeit Magalies müssen einige Umwege und Zwischenstopps auf anderen Kykladen-Inseln wie Mykonos eingelegt werden.


Gegensätzliche Charaktere sind das Treibmittel vieler Komödien und auch Marc Fitoussi, der neben der Regie auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, setzt darauf. In nahen Einstellungen lässt er seinen beiden blendend harmonierenden Hauptdarstellerinnen Laure Calamy und Olivia Côte viel Raum in treffsicheren Dialogen die Unterschiedlichkeit herauszuarbeiten. Ganz auf dieses Duo zugeschnitten ist diese Sommerkomödie und jede Szene zielt darauf ab das Bild ihrer Gegensätzlichkeit weiter auszubauen und zu verdichten.


Im Stil eines klassischen Road-Movies werden dabei unterschiedliche Stationen abgeklappert. Weniger eine stringente Handlung entwickelt sich so, sondern vielmehr reihen sich einzelne Szenen aneinander. Verpacken kann Fitoussi dabei seinen Film aber in viel Griechenland-Feeling mit glasklarem azurblauem Meer und wolkenlosem Himmel, malerischen Inseln mit weiß gekalkten Häusern und ausgedörrter brauner Landschaft.


Nicht nur Blandine und Magalie werden dabei einander gegenübergestellt, sondern auch eine Gruppe ernster Archäologen lockeren Surfern, auf deren Werben Blandine aber nicht eingeht, oder sture Beamten gastfreundlichen Inselbewohner:innen. Mit der mit Magalie befreundeten Alt-Hippie Bijou (Kristin Scott Thomas) kommt schließlich eine noch exaltiertere Frau dazu, die freie Liebe propagiert, die Bedeutung von Sex betont und auch einem Joint nicht abgeneigt ist.


Doch auch nachdenklichere und dunklere Töne schlägt "Les Cyclades" an, wenn an eine schwierige Kindheit und mit Krankheit an die Endlichkeit des Lebens erinnert wird, und einerseits Magalie auch ihre Verletzlichkeit hinter ihrer heiteren Fassade zeigt, andererseits auch Blandines Egoismus sichtbar wird.


Vorhersehbar ist zwar bei diesem Frauenfilm, bei dem die Männer ganz im Hintergrund bleiben, dass Blandine durch diese Erfahrungen und Begegnungen aufblühen und sichtlich jünger werden wird, doch Fitoussi inszeniert seine Geschichte stilsicher. Leichthändig beschwört er mit der unauffälligen visuellen Eleganz der Bilder und kräftigen Farben, markanter Figurenzeichnung, attraktiver Kulisse und viel Disco-Musik Urlaubsstimmung und Lebensfreude.


Nachhaltigen Eindruck hinterlässt "Les Cyclades" damit kaum, bietet aber geschmackvolle Unterhaltung, entlässt nach 110 Minuten entspannt aus dem Kino und regt vielleicht auch an, das eigene Korsett eingefahrener Konventionen zu überdenken und offener und optimistischer auf die Welt und das Leben zu blicken.



Les Cyclades Frankreich 2022 Regie: Marc Fitoussi mit: Kristin Scott Thomas, Laure Calamy, Olivia Côte, Mathias Minne Länge: 110 min.


Läuft derzeit in den Schweizer Kinos - Starttermin für Deutschland: 30. November


Trailer zu "Les Cyclades - Reif für die Insel"


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