Last Breath
- Walter Gasperi
- 9. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Bei einem Tauchgang zur Reparatur einer Pipeline in der Nordsee kommt es zu einem Unfall. Kann der Taucher gerettet werden? – Alex Parkinson entwickelt nach einem realen Vorfall und seinem eigenen Dokumentarfilm einen packenden Survival-Thriller.
Zu Kamerafahrten entlang von Pipelines am Meeresgrund und raumgreifenden Luftaufnahmen des Hafens von Aberdeen informieren Inserts zum Hintergrund: Pipelines in einer Länge von über 30.000 Kilometer verlaufen entlang dem Meeresgrund. Diese müssen regelmäßig von Tauchern gewartet werden. Als einer der gefährlichsten Berufe auf der Erde wird die Aufgabe dieser Sättigungstaucher, die vor und nach dem Tauchgang teilweise mehrere Tage in einer Kompressions- beziehungsweise Dekompressionskammer verbringen müssen, bezeichnet.
2012 ereignete sich bei so einem Tauchgang in der Nordsee ein Unfall. 2019 drehte Alex Parkinson darüber den Dokumentarfilm "Der letzte Atemzug – Gefangen am Meeresgrund", der ihm wiederum als Vorlage für seinen Spielfilm diente.
Die straffe Exposition schafft einerseits einen menschlichen Hintergrund für den Taucher Chris (Finn Cole), wenn er mit seiner jungen Verlobten bei Plänen für einen Hausbau und die Hochzeit gezeigt wird, andererseits vermittelt er mit Maschinen und Armaturen Einblick in die Technik, die hinter diesen Taucheinsätzen steckt.
Fast zum reinen Männerfilm wird "Last Breath" wenn das Schiff die Anker lichtet, in Richtung Nordsee losfährt und drei Tauchteams in die Kompressionskammern geschickt werden. Der Fokus liegt dabei ganz auf dem Team des erfahrenen Duncan (Woody Harrelson), der kurz vor der Pensionierung steht, des routinierten Dave (Simu Liu) und von Chris, während die beiden anderen Teams keine Rolle spielen.
Bald hat das Schiff die Stelle des Tauchgangs erreicht, doch es tobt ein heftiger Sturm. Dennoch wird die Tauchglocke mit den drei Männern in die Tiefe gelassen, von wo aus der Tauchgang an den Meeresgrund begonnen wird. Bald kommt es dort aber aufgrund der Instabilität des Schiffs durch den Sturm zu einem Unfall und eine verzweifelte Rettungsaktion und ein Rennen gegen die Zeit beginnt, denn der Verunglückte hat nur für rund 10 Minuten Sauerstoff.
Schweißtreibende Spannung baut Parkinson durch den Wechsel zwischen drei Schauplätzen auf. Einerseits müssen nämlich der Kapitän und seine Mannschaft auf dem Schiff im tobenden Sturm versuchen das Schiff auf Kurs zu halten und technische Probleme lösen, andererseits versucht Duncan von der Tauchglocke aus Rettungsmaßnahmen einzuleiten und drittens gibt es den auf sich gestellten Taucher am Meeresgrund.
Hand in Hand gehen so ein von der wuchtigen und treibenden Musik von Paul-Leonard Morgan unterstütztes, packendes Seesturmdrama und der Überlebenskampf in der beklemmenden, endlos weiten Finsternis des Meeresgrundes, der einen Gegenpol zum Weltall im Science-Fiction-Film bildet.
Im Gegensatz zum üblichen Actionfilm ist "Last Breath" so wunderbar minimalistisch, braucht keine großen Materialschlachten und kommt auch mit drei Protagonisten und dem Team des Schiffes aus. Technik spielt zwar eine wichtige Rolle, aber sie gewinnt kein Übergewicht, sondern dient vielmehr dazu zu demonstrieren, wie hier Profis am Werk sind, die jeden Handgriff beherrschen.
Nicht um Gimmicks, sondern um präzise Handarbeit geht es hier so auch bei der Rettungsaktion und wesentlich zur Dichte von "Last Breath" trägt auch die fast dokumentarische Schilderung dieser Arbeitswelt bei. Überflüssig sind aber zwei Rückblenden oder Träume, die Emotionen steigern sollen, aber letztlich den Spannungsaufbau und die klaustrophobische Atmosphäre stören.
Mit 93 Minuten ist dieser Survival-Thriller zwar erfreulich kurz, dennoch hätte er noch mehr Durchschlagskraft entwickelt, wenn auf diese Rückblenden verzichtet worden wäre und auch der Schluss kürzer gehalten worden wäre. Etwas beeinträchtigt wird der Gesamteindruck aber auch dadurch, dass die Figuren abgesehen von Chris kaum Profil gewinnen, dennoch packt Parkinsons Spielfilm durch die - abgesehen von den Rückblenden - kompakt-schnörkellose Inszenierung und die ebenso beklemmenden wie großartigen Unterwasserbilder.
Last Breath
Großbritannien / USA 2025 Regie: Alex Parkinson mit: Woody Harrelson, Simu Liu, Finn Cole, Cliff Curtis, Mark Bonnar Länge: 93 min.
Läuft derzeit in den Kinos, z.B. im Cineplexx Hohenems, im Kino Bludenz und im Skino Schaan.
Trailer zu "Last Breath"
Comments