Aus Geldnot steigt eine Dolmetscherin, die für die Drogenfahndung die abgehörten Telefonate der Dealer übersetzt, selbst ins Drogengeschäft ein. – Isabelle Huppert spielt zwar mit sichtlichem Vergnügen, aber Jean-Paul Salomés Regie pendelt unentschlossen zwischen Thriller und Komödie und trifft selten den richtigen Ton.
Während das Filmplakat mit selbstbewusster Isabelle Huppert mit Hidschab und großer Sonnenbrille auf eine Komödie einstimmt, lässt der Einstieg eher einen harten Thriller erwarten: In zupackendem Stil wird eine Polizei-Razzia in einer Drogenwohnung geschildert, im Hintergrund hält sich die Protagonistin mit dem klingenden Namen Patience Portefeux (Isabelle Huppert).
Als Dolmetscherin unterstützt sie mit ihren Übersetzungen der arabischen Telefonate und Aussagen der Dealer die Arbeit der Drogenfahndung entscheidend. Weil ihr Gehalt aber gering ist, ist sie nicht nur mit der Zahlung der Miete im Rückstand, sondern auch mit den Rechnungen fürs Seniorenheim, in dem sie ihre demente Mutter (Liliane Rovère) untergebracht hat. Die Heimleitung möchte die Mutter deshalb in ein billigeres Heim verlegen, einzig die maghrebinische Pflegerin Khadidja kümmert sich liebevoll um sie. Als Patience beim Abhören der Telefonate über eine neue große Drogenlieferung aus Nordafrika erkennt, dass auch der Sohn Khadidjas ins Drogengeschäft verwickelt ist, gibt sie ihr einen Tipp, sodass der Sohn die Lieferung vor Eintreffen der Polizei verstecken kann.
Doch nicht nur den anderen, auch sich selbst will sie helfen. Mit Hilfe eines ausgedienten Polizeihundes spürt sie das Drogenversteck auf, bunkert die Tonne Haschisch im Keller ihrer Wohnung und beginnt sie als maghrebinische Geschäftsfrau verkleidet in großem Stil in Paris zu verkaufen.
Bald wird sie im Milieu nur noch "La Daronne" ("Die Alte") genannt. Von Vorteil ist bei ihrem kriminellen Nebenjob auch, dass sie im Polizeidezernat aus und eingeht und über den Kenntnisstand und die Aktionen der Polizei immer informiert ist. Zunehmend beginnt aber nicht nur ihr Geliebter Philippe (Hippolyte Girardot), der die Drogenfahndung leitet, Verdacht zu schöpfen, sondern auch die "rechtmäßigen" Besitzer des begehrten Stoffs heften sich an ihre Fersen.
Die Geschichte hat durchaus Potential, doch Jean-Paul Salomé schöpft dieses leider nicht aus. Unentschlossen pendelt "La Daronne – Eine Frau mit berauschenden Talenten" nicht nur zwischen Thriller und Komödie, sondern schneidet auch zu viele Themen an, die dann nicht weiterentwickelt werden. Wenig macht er so aus der Beziehung zwischen dem ziemlich gegensätzlichen Paar Patience und Philippe und die Situation der dementen Mutter passt auch nicht zum insgesamt lockeren Ton des Films.
Wie Isabelle Huppert ständig zwischen zierlicher Dolmetscherin und selbstbewusster und tougher Drogenbaronin wechselt, ist durchaus reizvoll und ihr Auftritt mit Hidschab und mächtigem Schäferhund hinterlässt Eindruck, aber wirklicher Witz entwickelt sich selten. Da fehlt es an Timing und prägnanter Überzeichnung, zu fahrig ist auch die Regie, zu blass die Zeichnung der Nebenfiguren, die auf Klischees reduziert sind.
Auf allen Hochzeiten will Salomé tanzen, wenn er auch noch die chinesische Hausverwalterin ins Spiel bringt, die ganz dem Bild der wenig zimperlichen und knallhart rechnenden Geschäftsfrau entspricht. Nur Beiwerk bleibt diese Figur aber, statt mit ihr und Patience die Geschichte zu einem starken Film über starke Frauen auszubauen. Stattdessen reiht sich Szene an Szene, aber ein großes Ganzes stellt sich nicht ein und wenig berauschend ist folglich der Gesamteindruck.
Läuft derzeit in den Schweizer Kinos - z.B. im Skino in Schaan und ab 3.10. im Kinok St. Gallen
Ab 9.10. in den österreichischen Kinos - z.B. TaSKino Feldkirch im Kino Rio: 9.10. - 14.10.
Trailer zu "La Daronne - Eine Frau mit berauschenden Talenten"
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