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  • AutorenbildWalter Gasperi

Japanisches Kino par excellence: Der Samuraifilm


Die sieben Samurai (Akira Kurosawa, 1954)

Wie der Western ein genuin amerikanisches Genre ist, ist der Samuraifilm untrennbar mit Japan verbunden. Das Berner Kino Rex widmet anlässlich einer Samurai-Ausstellung im Bernischen Historischen Museum diesem Genre eine Filmreihe mit klassischen und moderneren Filmen.


Mit dem Aufkommen mächtiger Clans im 8. Jahrhundert, gewann eine Kriegerkaste, die die Macht der Clanfürsten sicherte, an Bedeutung. Als Saburai wurden sie bezeichnet, der Begriff Samuari bürgerte sich dagegen erst im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert ein. Ein strenger Ehrenkodex bestimmte das Leben dieses Schwertadels. Im ungeschriebenen Verhaltenskodex des "Bushido" (wörtlich: "Der Weg des Kriegers") verpflichteten sich die Samurai zu sieben Prinzipien: Gerechtigkeit, Mut, Mildtätigkeit, Freundlichkeit, Wahrhaftigkeit, Ehre und Loyalität dem jeweiligen Herrn gegenüber.


Wichtig waren diese Krieger in Zeiten, als lokale Potentaten um die Macht kämpften. Mit dem Aufkommen einer starken Zentralregierung in der Tokugawa-Periode (1600- 1868) wurden die Samurai aber überflüssig, verloren ihre Positionen und wurden zu sogenannten herrenlosen "Ronin".


Gerade in dieser Zeit spielen aber die meisten Samuraifilme. Keine glorreichen Helden stehen so im Mittelpunkt, sondern abgehalfterte Kämpfer, die sich durchs Leben durchzuschlagen versuchen, gleichwohl an ihrem Kodex festhalten und von der einfachen Bevölkerung aufgrund ihrer Kampfkünste bewundert werden.


Vom Geräusch der klirrenden Schwerter leitet sich auch die lautmalerische japanische Bezeichnung des Genres "Chanchan barabara", das zu Chambara verkürzt wurde, her. Als Untergenre des als Jidai-geki bezeichneten Historienfilms bildet der Samuraifilm auch einen Gegenpol zum als Gendai-geki bezeichneten Gegenwartsfilm.


Zahlreiche Samuraifilme wurden schon ab 1909 produziert, über 1000 sollen bis Ende der 1920er Jahre entstanden sein, aber die meisten gelten als verloren. Internationale Bekanntheit erlangte das Genre erst in den 1950er Jahren, vor allem mit den Filmen Akira Kurosawas.


Herrenlose Ronin sind die Protagonisten von Kurosawas legendärem "Die sieben Samurai" (1954). Erklären sie sich zunächst aus Langeweile und Ruhmsucht bereit, Bauern bei der Verteidigung ihres Dorfs gegen eine Räuberbande zu unterstützen, so entwickeln sie doch zunehmend Solidarität und Mitgefühl und opfern schließlich ihr Leben für die einfache Landbevölkerung.


Machtgier bestimmt dagegen den Samurai in Kurosawas "Das Schloss im Spinnwebwald" (1957) betitelter "Macbeth"-Version. Im Zentrum von "Sanjuro" (1962) steht wiederum ein erfahrener Samurai, der junge Samurais gegen korrupte Behörden unterstützt, den Kampf aber im Grunde ablehnt und ihm wenn möglich aus dem Weg geht.


Dem rituellen Selbstmord der Samurais widmet sich Masaki Kobayashi in "Seppuku" ("Harakiri", 1962) und übt scharfe Kritik an ausgehöhlten Ehrbegriffen und sinnentleerten Konventionen.


Zunehmend pessimistischer wurde in den letzten Jahrzehnten der filmische Blick auf die Welt der Samurai. Leise, aber eindringlich erzählt so Yoji Yamada in "The Twilight Samurai" (2003) von einem verwitweten Samurai, der sich ganz der Sorge um seine beiden Töchter und seine geistig verwirrte Mutter widmet. Doch schwer lastet die wirtschaftliche Not auf ihm und drückt ihn in diesem ruhigen Abgesang auf eine Epoche nieder.


Gibt es in "The Twilight Samurai" noch zwei Kämpfe so fehlen diese in Hirokazu Kore-edas "Hana" (2006) völlig. Vielmehr legt der Meisterregisseur in seinem bislang einzigen historischen Film eine von sanfter Komik durchzogene Studie des Arme-Leute-Milieus des Japans des frühen 18. Jahrhunderts vor und reflektiert zeitlos über Rache und Ruhm, Loyalität und wahre Werte.


Aber auch der klassische Samuraifilm wird weiter gepflegt wie Takashi Miikes 2010 gedrehtes Remake von Eichi Kuudos 1963 entstandenem "13 Assassins" beweist, das furios inszenierte Martial-Arts-Sequenzen bietet.


Die spektakulären Kämpfe, aber auch der Abgesang auf eine Epoche boten sich freilich schon früh für eine Übertragung dieser Filme in die westliche Welt an. Nicht nur John Sturges transponierte mit "The Magnificent Seven" (1960) Kurosawas "Die sieben Samurai" in den amerikanischen Western, sondern auch Sergio Leone nahm für "Für eine Handvoll Dollar" (1964) Kurosawas "Yojimbo" (1961) als Vorbild. Und für Quentin Tarantinos "Kill Bill" (2003/04) war der Samuraifilm "Lady Snowblood" (1973), in dem eine junge Frau zu einem blutigen Rachefeldzug ausholt, eine wichtige Inspiration, während Jim Jarmusch der Samuraiethik mit "Ghost Dog – Der Weg des Samurai" (1999) seine Reverenz erwies.


Details und Spieldaten der Filmreihe im Berner Kino Rex finden Sie hier.


Trailer zu "Die sieben Samurai"


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