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Islands

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • vor 5 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit
"Islands": Subtiles Thrillerdrama, das Erwartungen unterläuft
"Islands": Subtiles Thrillerdrama, das Erwartungen unterläuft

Das monotone Leben eines Tennislehrers in einem All-Inclusive-Hotel auf Fuerteventura kommt durch die Begegnung mit einer englischen Familie in Bewegung. – Bei Leonine Distribution ist Jan-Ole Gersters subtiles Thrillerdrama, das Erwartungen unterläuft, auf DVD und Blu-Ray erschienen.


Mit "Oh Boy" gelang Jan-Ole Gerster 2012 ein fulminantes Debüt. Sieben Jahre später folgte mit "Lara" das dichte Porträt einer frühpensionierten Beamtin, in dem Corinna Harfouch in der Titelrolle brillierte. Während diese beiden Filme auch in Österreich und der Schweiz in die Kinos kamen, schaffte es das subtile Thrillerdrama "Islands" (2025) nicht über Deutschland hinaus, ist jetzt aber immerhin international als DVD und Blu-ray erhältlich.


Während die ersten beiden Filme in Berlin spielten, ist nun der Schauplatz die Ferieninsel Fuerteventura. Gemeinsam ist allen drei Filmen, dass die Protagonist:innen in einer Krise stecken und nach Orientierung suchen. Nach einem Endzwanziger in "Oh Boy" und einer 60-Jährigen in "Lara" steht nun mit dem Briten Tom (Sam Riley) ein Mittvierziger im Zentrum.


Wenig erfährt man über seine Vergangenheit, angedeutet wird aber, dass sich der Traum von einer Tenniskarriere nicht erfüllte. Nun jobbt er als Tennislehrer in einem All-Inclusive-Hotel auf Fuerteventura, schlägt sich die Nächte mit viel Alkohol und Drogen in Discos und mit flüchtigen Affären um die Ohren, um dann jeden Morgen verkatert aufzuwachen.


Mehr schlecht als recht verrichtet er seinen Job, doch dann bittet ihn die britische Touristin Anne (Stacy Martin) ihrem siebenjährigen Sohn Anton (Dylan Torrell) Tennisstunden zu geben. Langsam intensiviert sich der Kontakt zu dieser Familie, zu der auch Annes Ehemann Dave (Jack Farthing) gehört.


Tom setzt sich dafür ein, dass die Tourist:innen ein besseres Hotelzimmer bekommen, wird dafür von ihnen zum Essen eingeladen und zeigt ihnen als Gegenleistung wiederum die Insel. Doch als Tom und Dave eine durchzechte Nacht in einem Club verbringen, kehrt Dave am Morgen nicht zurück. Anne meldet ihren Mann als vermisst, bald werden aber auch sie und Tom verdächtigt, etwas mit dem Verschwinden Daves zu tun zu haben ….


Unaufgeregt, aber konzentriert entwickelt Gerster die Handlung, baut aber mit der Musik von Dascha Dauenhauer immer wieder eine latente Thrillerspannung auf. Gleichzeitig evozieren die großartigen Bilder von Kameramann Juan Sarmiento G., der großartig mit den Gegensätzen von Meer, Sandwüste und sterilem Hotelkomplex spielt, ein Gefühl der Fremdheit.


Metapher für die Verlorenheit Toms kann man in diesen Wüstenbildern sehen, beginnt der Film doch auch damit, dass Tom mitten in der Wüste erwacht, und auch der Titel "Islands" meint wohl im übertragenen Sinn die Isolation und Verlorenheit der Menschen. Gleichzeitig lädt Gerster sein Thrillerdrama aber auch erotisch auf, wenn Anne - wohl auch angesichts ihrer kriselnden Ehe mit Dave - immer wieder mit dem ausgebrannten Tennislehrer flirtet.


Dazu kommt, dass mit der Familie und dem alleinstehenden Tom auch unterschiedliche Lebenskonzepte aufeinanderprallen. Während Dave vom befreiten Leben Toms schwärmt, bringt die Familie andererseits Tom zum Nachdenken über sein eigenes Leben. Sehnsüchte nach einer festen Beziehung und einem eigenen Kind werden wach.


Gleichzeitig wird er sich in prägnanten Bildern und Szenen immer wieder bewusst, dass er zu dieser Familie nicht dazugehört, letztlich ein Außenstehender und Fremder bleibt. Aber die Einsicht im Leben in einer Sackgasse zu stecken, mündet dennoch in den Wunsch nach einem Aufbruch. Klar werden müsste sich Tom dabei aber zunächst, wohin er eigentlich will.


Getragen wird dieser visuell brillante Mix aus hitchcockschem Thriller und an die Filme Michelangelo Antonionis erinnernden Studie einer Entfremdung von den beiden Hauptdarsteller:innen Sam Riley und Stacy Martin. Während Riley eindrücklich die Ausgebranntheit und Orientierungslosigkeit Toms vermittelt, strahlt Martin eine Erotik aus, der Tom auf den ersten Blick erliegt.


So souverän Gerster mit dieser Femme fatale mit einem Film noir-Motiv spielt, so sehr lässt er den möglichen Krimiplot mit seiner unaufgeregten Inszenierung letztlich ins Leere laufen. So trägt nicht zuletzt dieses Spiel mit Erwartungshaltungen, die immer wieder unterlaufen werden, zur Faszination von "Islands" bei.


An Sprachversionen bieten die bei Leonine Distribution erschienene DVD und Blu-ray die englisch-spanische Original- und die deutsch-spanische Synchronfassung sowie deutsche Untertitel und deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Als Extras gibt es ein achtminütiges Interview mit Jan-Ole-Gerster und ein fünfminütiges Interview mit Hauptdarsteller Sam Riley sowie einen neunminütigen, kommentarlosen Blick auf die Dreharbeiten (B-Roll). Dazu kommen der Kinotrailer sowie Trailer zu weiteren bei Leonine Distribution erschienenen Filmen.



Trailer zu "Islands"


 

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