Eine Gruppe New Yorker Stripperinnen zieht reichen Bankern das Geld aus der Tasche – zunächst mit ihren Reizen, nach dem Börsencrash von 2008 aber auch mit illegalen Mitteln. - Das Frauenensemble um Jennifer Lopez spielt stark und auch an Oberflächenreizen fehlt es nicht, dennoch will Lorene Scafarias Plädoyer für starke Frauen nicht richtig zünden.
Mit einer fulminanten Kamerafahrt von der Garderobe des New Yorker Stripclubs „Moves“, in dem Destiny (Constance Vu) gerade zu arbeiten beginnt, bis auf die Bühne, auf der sich die fast nackten Frauen johlenden Männern präsentieren, setzt „Hustlers“ ein. Vielversprechend ist dieser Auftakt, doch danach bewegt sich Lorene Scafarias dritter Kinofilm zumindest formal doch in gewohnten Bahnen.
Wenig Erfolg hat Destiny in ihrem Job, fasziniert ist sie von Ramona (Jennifer Lopez), dem Star des Clubs, bei deren Tanz an der Stange die Männer die Geldscheine nur so auf die Bühne werfen. - Ein starker Auftritt ist das von der 50-jährigen Jennifer Lopez, die zwar nur die zweite Hauptrolle spielt, ihm aber doch den Stempel aufdrückt.
Ramona ist angetan von der jungen asiatischstämmigen Kollegin, nimmt sie unter ihre Fittiche. Spannende Einblicke gewährt eine Szene, in der sie ihrem Schützling die verschiedenen Drehungen an der Stange zeigt. Spüren lässt diese Szene auch, welche Kraft, Körperbeherrschung und Präzision hier nötig sind.
Ein Sprung vom Jahr 2008 ins Jahr 2014 macht deutlich, dass der ganze Film als Rückblende angelegt ist: Einer Journalistin (Jessica Stiles) erzählt Destiny hier ihre Geschichte und der Film beruht auch auf Jessica Presslers 2014 im New York Magazine erschienenen Artikel „The Hustlers at Scores“.
Gut zum Film passt auch, dass zu den Produzenten Adam McKay zählt, denn wie ein weibliches Gegenstück zu dessen Finanzfilm „The Big Short“ wirkt nun „Hustlers“. Männer kommen nur in Nebenrollen und als Opfer vor, die Bühne gehört ganz den Frauen, die gleichwohl wieder als Opfer ihrer Erziehung erscheinen, sich nun aber selbst ermächtigen und sich etwas vom großen Kuchen abschneiden wollen.
Das Geld und die Macht haben aber zuerst einmal die Männer, mit ihren Reizen und vollem Körpereinsatz, können die Stripperinnen aber die Banker dazu bewegen, dieses Geld mit vollen Händen auszugeben. Als Spiegelbild der USA erscheint dabei der Stripclub, wenn Ramona am Ende feststellt: „Die ganze Stadt, sogar das ganze Land ist ein Stripclub. Auf der einen Seite sind die Leute, die mit dem Geld werfen, auf der anderen Seite die Menschen, die dafür tanzen“.
Das große Geld machen so die beiden Stripperinnen, bis mit dem Börsencrash von 2008 die Kunden im Club plötzlich ausbleiben und damit ihre Einnahmequelle versiegt. Mit einfachen Jobs versuchen sie sich zunächst durchzuschlagen, kommen dann aber auf eine neue Geschäftsidee: Wenn die Männer das Geld nicht mehr freiwillig rausrücken, muss man sie eben heimlich mit KO-Tropfen betäuben, um dann deren Kreditkarte bis zum Letzten auszureizen.
Auch dieses Geschäft floriert, rasch stellt das Duo weitere Frauen an und von den Männern droht kaum Gefahr, da sei einerseits nicht nachweisen können, dass sie betäubt wurden, andererseits ihr nächtliches Abenteuer auch nicht gerne publik machen. Doch dann geht doch etwas schief…
Ein starkes Frauenquartett hat Scafaria mit Jennifer Lopez, Constance Wu, Keke Palmer und Lili Reinhart versammelt, ganz auf ihre Seite stellt sie sich und erzählt auch konsequent aus ihrer Perspektive. Mit schnellen Montagesequenzen und Oberflächenreizen von eleganten Kleidern bis zu viel nackter Haut sowie viel Musik treibt Scafaria die Handlung voran – und dennoch stellt sich ein gewisser Leerlauf ein.
Um wirklich zu packen, fehlt es „Hustlers“ doch an Detailgenauigkeit und differenzierter Charakterzeichnung. Ganz zentral geht es zwar um Freundschaft unter Frauen, aber zu wenig Hintergrundinformationen erhält man über Ramona und Destiny, als dass die beiden Protagonistinnen und ihre Beziehung wirklich bewegen könnten.
Und auch die Frage, inwieweit es moralisch vertretbar ist Männer, die Frauen ausbeuten, selbst auch im illegalen Mitteln auszubeuten, wird nicht wirklich diskutiert. – So hedonistisch und oberflächlich wie das Geschäft dieser Frauen ist, bleibt letztlich auch Scafarias Film, zeichnet zwar ein pralles Bild einer von Vergnügungssucht bestimmten Männerwelt, die die Frauen auszunützen verstehen, nimmt sich aber auch viel Zeit, um die Freude der Frauen an Luxusartikeln wie extravaganten Schuhen, Schmuck und Taschen zu zeigen. – Mit Robin Hood – wie vielfach geschrieben - haben diese Damen reichlich wenig zu tun, denken sie doch nur an ihren Gewinn.
Läuft derzeit im Cineplexx Hohenems und Cineplexx Lauterach
Trailer zu "Hustlers"
Comments