Die Georgierinnen Nona Gaprindaschwili, Maia Tschiburdanidse, Nana Alexandria und Nana Iosseliani machten zwischen 1960 und 1990 in der Sowjetunion als brillante Schachspielerinnen Karriere. – Tatia Skhirtladze blickt auf die Erfolge und Idolwirkung dieser vier Frauen, verzettelt sich aber zwischen zu vielen Themen
Wenn von Schach die Rede ist, denkt man meistens nur an Männer. Erst die Netflix-Serie "The Queen´s Gambit – Das Damengabit" rückte eine Schachspielerin ins Zentrum – allerdings mit Elizabeth "Beth" Harmon eine fiktive Figur. Real sind dagegen die vier georgischen Schachspielerinnen auf denen Tatia Skhirtladze fokussiert.
Dass Nona Gaprindaschwili, Maia Tschiburdanidse, Nana Alexandria und Nana Iosseliani nicht nur Heldinnen der Jugend der 1976 in Tiflis geborenen Regisseurin waren, sondern im ganzen Land eine exzeptionelle Stellung genossen, machen jüngere Frauen unterschiedlichsten sozialen Milieus deutlich, die stolz erklären, dass sie ihren Vornamen nach der einen oder anderen dieser Schachspielerinnen erhielten.
Gleichzeitig wird aber auch Einblick in das Zwangssystem geboten, wenn einige dieser Frauen erklären, dass ihre Eltern ihnen einen anderen Namen geben wollten, vom Regime aber angeordnet wurde, dass sie nach diesen Idolen benannt werden müssen. Wie diese Stars des königlichen Spiels, die von etwa 1960 bis 1990 auch international bei Weltmeisterschaften und Schacholympiaden triumphierten, aber auch instrumentalisiert wurden, wird deutlich, wenn eine kommentierende Off-Erzählerin Archivmaterial von einer kochenden oder auf einer Wiese Blumen pflückenden Schachspielerin als propagandistische Inszenierung entlarvt.
Von der Gegenwart der nun zwischen etwa 60- bis 80-jährigen Damen springt Skhirtladze mit Archivmaterial immer wieder in die Zeit der Wettkämpfe, bald in den USA, bald in Jugoslawien zurück. Chronologie stellt sich dabei aber keine ein und durch den vielfachen Wechsel zwischen den vier Protagonistinnen werden auch keine dichten Porträts gezeichnet. Nicht wirklich greifbar werden diese Frauen, denn kaum etwas erfährt man über ihr Privatleben und auch ihre Schachkarriere bleibt aufgrund der Sprunghaftigkeit des Films diffus.
Großes Verdienst von "Glory to the Queen" ist es zweifellos diese zumindest im Westen und schachfernen Menschen wohl unbekannten Frauen in Erinnerung zu rufen, allerdings fehlt es diesem Dokumentarfilm eben an Fokussierung. Nicht nur zwischen Archivmaterial und Gegenwart, in der Schachschulen und Schachakademien die ungebrochene Bedeutung dieses Sports ins Georgien andeuten, wechselt Skhirtladze immer wieder, sondern bringt mit der Gegenüberstellung von Tiflis und dem ländlichen Georgien auch ein Spannungsfeld von Moderne und Tradition ins Spiel, das allerdings nicht ausgeleuchtet wird.
Da mag zwar im Presseheft von einer "kinematographischen Reflexion über den Kampf um weibliche Selbstbestimmung" und davon, dass "die Rebellion gegen mächtige männliche Systeme sich in den individuellen wie kollektiven Lebensgeschichten verschiedener Generationen spiegelt" die Rede sein, der Autor dieses Textes konnte davon im Film aber leider kaum etwas entdecken.
Durchgängig spürt man zwar das Potential, das in dem Stoff von der Rolle von Frauen in einem männerdominierten Sport über die Instrumentalisierung von Spitzensportlern durch den Staat bis zum Porträt des heutigen Georgien steckt, doch Skhirtladze verzettelt sich beginnend vom Versuch in 80 Minuten vier Porträts parallel zu zeichnen in zu vielen Ansätzen: Außer der Erkenntnis, dass vier Georgierinnen über rund drei Jahrzehnte Damenschach weltweit dominierten, bleibt so letztlich am Ende recht wenig.
Lauft von Freitag, 30.4. bis Sonntag, 2.5. sowie am Donnerstag, 6.5. im Cinema Dornbirn
Trailer zu "Glory to the Queen"
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