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  • AutorenbildWalter Gasperi

Gefährliches Blut - The Lawless Breed


Actionreich und unterhaltsam, aber auch oberflächlich erzählt Raoul Walsh vom Leben des Revolverhelden Wes Hardin (1853 – 1895). Bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) ist der nach Hardins Autobiographie entstandene Western auf DVD und Blu-ray erschienen.


Raoul Walsh (1887 – 1980) war einer der ganz großen Regisseure des klassischen Hollywood. Er begann zu Stummfilmzeiten und drehte bis in die 1960er Jahre kontinuierlich Filme. 140 Titel listet die IMDB unter seinem Namen auf, große Seefahrerfilme wie "Sturmfahrt nach Alaska" (1951) und "Des Königs Admiral" (1952) drehte er ebenso wie die klassischen Gangsterfilme "Die wilden Zwanziger" (1939) und "White Heat – Maschinenpistolen" (1949), Kriegsfilme wie "Der Held von Burma" (1945) und "Die Nackten und die Toten" (1958) oder den smarten Boxerfilm "Der freche Kavalier" (1942).


Auch herausragende Western wie "Der große Treck" (1930) oder "Verfolgt" (1947) fehlen in der Filmografie dieses Vollprofis nicht, doch seine 1953 entstandene Verfilmung der Autobiographie des Revolverhelden John Wesley Hardin kann mit diesen bleibenden Werken der Filmgeschichte nicht mithalten.


Erzähltechnisch raffiniert ist es zweifellos den Film mit der Haftentlassung Hardins (Rock Hudson) einsetzen zu lassen. So kann dieser die während der 16 Jahre Gefängnis entstandene Autobiographie sogleich einem Zeitungsredakteur übergeben, mit dessen Lektüre des Manuskripts eine fast den ganzen Film umspannende Rückblende einsetzt.


Mittels dieser Autobiographie können zunächst auch mit Hardins Voice-over Geburt und Kindheit auf einer Farm in Texas bis hin zum Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs gerafft werden. Vorgegeben ist mit der Autobiographie auch die Erzählperspektive, gleichzeitig wird dadurch auch das Leben des Protagonisten idealisiert.


Ein Konflikt Hardins mit dem strengen Vater wird als Auslöser für die Flucht von der elterlichen Farm präsentiert, gleichzeitig zieht sich der Wunsch des jungen Mannes nach einer eigenen Farm und Familie durch den Film. Das nötige Geld dafür beabsichtigt er durch Kartenspiel zu erwerben, doch bald kommt es dabei zu einer Schießerei und Hardin wird von den Brüdern des Getöteten gejagt.


Weitere Duelle folgen, doch immer handelt Hardin in der Darstellung des Films dabei in Notwehr. Bewegt sich "Gefährliches Blut" zunächst geographisch in engem Raum, wenn der Gejagte immer wieder zur heimatlichen Farm und seiner Geliebten Jane zurückkehrt, so weitet sich der Fokus schließlich auf andere Bundesstaaten wie Kansas und Alabama.


An Handlung fehlt es diesem Western damit keineswegs, doch Walsh beschränkt sich darauf die Ereignisse oberflächlich nachzuzeichnen. Die Gebrochenheit, die den Protagonisten von Henry Kings drei Jahre zuvor entstandenem "The Gunfighter" kennzeichnet, sucht man hier vergebens. Problemlos scheint Hardin auch über den Tod seiner Geliebten hinwegzukommen und findet sofort in seiner alten Bekannten Rosie (Julie Adams) einen Ersatz.


Wirklich ausgearbeitet wird hier nichts. Nur angeschnitten, aber nicht packend gestaltet wird der Vater-Sohn-Konflikt und auch die psychische Belastung eines ständigen Lebens auf der Flucht wird nie spürbar. Auch das zutiefst amerikanische Motiv der Sehnsucht nach einem eigenen Zuhause wird nicht wirklich verdichtet. Haften bleibt vor allem ein visuell eindrucksvolles Duell in einem aufziehenden Sandsturm.


So schön der Film in seinen kräftigen Technicolor-Farben (Kamera: Irving Glassberg) auch anzusehen ist, so wenig passt diese saubere Optik im Grunde zu Setting und Thema. Atmosphärische Dichte hätte dieser Western durch intensives Eintauchen in die Saloons und die Pokerpartien gewinnen können. Doch Walsh lässt sich nie Zeit, sich auf ein Milieu oder eine Figur wirklich einzulassen. So bleibt ein unterhaltsamer Bilderbogen, bei dem auch manches aus der Biografie Hardins verfälscht wird, doch Nachwirkung stellt sich kaum eine ein.

An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den US-Kinotrailer, eine Bildergalerie und Trailer zu weiteren bei diesem Label erschienenen Western.

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