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  • AutorenbildWalter Gasperi

Fragil


In Emma Benestans romantischer Komödie muss ein junger algerischstämmiger Mann über seinen Liebeskummer hinwegkommen: Sommerliche Mittelmeerkulisse, unverbrauchte Schauspieler*innen und die Fokussierung auf einem zerbrechlichen Mann sorgen für nicht gerade tiefgehende, aber sympathische Unterhaltung.


Schon der Vorspann stimmt mit in kräftige Farben getauchten Credits auf die Atmosphäre des Langfilmdebüts der algerisch-französischen Regisseurin Emma Benestan ein. Lockere Sommerstimmung und Lebensfreude verbreiten auch über die nächsten 100 Minuten die lichtdurchfluteten Bilder der französischen Mittelmeerküste.


Hier arbeitet der junge algerischstämmige Azzedine (Yasin Houicha), den alle nur Az nennen, auf einer Austernfarm und freut sich darauf seiner Freundin Jess (Tiphaine Daviot), die Schauspielerin in einer Krimiserie ist, einen Heiratsantrag zu machen. Doch die Angebetete verschluckt sich nicht nur an einer Auster, sondern lehnt auch den Antrag ab und bittet um eine Auszeit in der Beziehung.


Förmlich aus allen Wolken fällt Az, wird mit der Situation überhaupt nicht fertig, sitzt weinend am Strand, findet aber auch Unterstützung bei seiner Familie und seinen Freunden. Wirklich aufmuntern kann ihn aber erst die Tänzerin Lila (Oulaia Amamra), die vor kurzem aus Paris in ihre Heimat zurückgekehrt ist. Um Jess vielleicht doch noch zurückzuerobern, erteilt sie Az Tanzunterricht. Vorhersehbar ist, dass sich dabei Lila und Az näherkommen, doch anderseits hängt Az immer noch an Jess.


Die Handlung bewegt sich in ausgetretenen Bahnen und bringt wenig Überraschendes, doch Emma Benestan verleiht ihr einen besonderen Dreh und Pfiff, indem sie Geschlechterklischees auf den Kopf stellt. Denn für einmal leidet hier eben nicht die Frau, sondern der Mann unter Liebeskummer. Lustvoll demontiert wird das Bild vom starken Mann, wenn Az auch weinen und zunehmend Begeisterung fürs Tanzen entwickeln darf. Wie die Regisseurin selbst erklärt, wird so eine umgekehrte "Pygmalion"-Geschichte, in der die Frau den Mann zu sich selbst und zur Erkenntnis dessen führt, was er wirklich will.


Im Gegensatz zur differenziert gezeichneten Lila bleiben die drei Freunde von Az weitgehend eindimensionale Sidekicks, die vor allem für witzige Momente sorgen sollen und mit denen der Wert der Freundschaft belegt wird. Wenig Profil gewinnt auch das algerische Milieu von Az´ Familie, das nicht wirklich ausgelotet wird, sondern in erster Linie als Hintergrund fungiert.


Auch mit den zahlreichen, aber vorhersehbaren Wendungen übertreibt es Benestan etwas, doch die flotte Erzählweise, die auch mit Musik und Tanz aufgepeppt wird, unverbrauchte junge Schauspieler*innen und das sommerliche Mittelmeer-Ambiente mit Sonnenschein und tiefblauem Meer, das Urlaubsstimmung weckt, sorgen für eine zwar nicht herausragende, aber doch sympathische romantische Komödie, die unbeschwerte Unterhaltung bietet.



Fragil Frankreich 2020 Regie: Emma Benestan mit: Yasin Houicha, Oulaya Amamra, Tiphaine Daviot, Raphaël Quenard, Bilel Chegrani, Diong-Kéba Tacu Länge: 101 min.


Läuft in den deutschen Kinos


Trailer zu "Fragil"


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