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  • AutorenbildWalter Gasperi

Filmbuch: Rhonda Fleming – Queen of the B´s

Aktualisiert: 5. Aug. 2020


Robert Zion bietet in seiner schwergewichtigen Monographie einen umfassenden Einblick in Leben und Filme der 1923 geborenen "Queen of Technicolor" und weckt große Lust, ihre Western, Film noir und Abenteuerfilme zu entdecken.


Mit roten Haaren und leuchtend grünen Augen war die 1923 als Marilyn Louis geborene Rhonda Fleming wie geschaffen für Technicolor. Leidenschaftlich vermittelt Robert Zion schon in der Einleitung mit der Beschreibung einer Szene des Abenteuerfilms "Jivaro / Der Schatz der Jivaro" (1954) seine Begeisterung für Fleming, reißt mit und macht Lust darauf, diesen Film zu sehen.


Geboren in Hollywood, wurde sie zwar schon als 15-Jährige entdeckt und hatte ihre ersten Rollen unter großen Regisseuren wie Alfred Hitchcock ("Spellbound / Ich kämpfe um dich", 1945), Robert Siodmak ("The Spiral Staircase / Die Wendeltreppe", 1945) und Jacques Tourneur ("Out of the Past / Goldenes Gift", 1947), doch nie kam sie in ihrer gerade mal rund 15 Jahre dauernden Karriere so groß heraus wie beispielsweise Marilyn Monroe, sondern blieb auf B-Filme abonniert.


Ein Interview mit der inzwischen 97-Jährigen blieb Zion zwar versagt, doch so bestechend arbeitet er in akribischer Arbeit rund 350 Quellen in seine Darstellung ein, dass der Lesefluss nie gestört wird. In jedem Satz spürt man dabei zwar seine Begeisterung für Fleming, die in den 1940er und 1950er Jahren als eine der schönsten Schauspielerinnen Hollywoods galt, dennoch versteigt er sich nie zu abgehobener Schwärmerei, sondern bleibt präzise und sachlich. Er verheimlicht auch nicht, dass manche ihrer rund 40 Filme misslungen sind.


Klug gewählt ist der Aufbau, bei dem Zion nicht auf eine chronologische Darstellung setzt, sondern die Filme, in Genres unterteilt, vorstellt und dazwischen immer wieder Kapitel zu ihrem Privatleben einbaut.


Das Streben dieses "femininen Fels in der Brandung der Eisenhower-Ära" (Hans Schifferle) nach Unabhängigkeit von den Zwängen des Studiosystems wird dabei ebenso herausgearbeitet, wie das Aufbrechen traditioneller Geschlechterrollen speziell in den Abenteuerfilmen. Immer wieder domestiziert sie darin in Umdrehung von Shakespeares "Der widerspenstigen Zähmung" Männer, legt aber dennoch in Opposition zum bellizistischen Hollywood eine Zurückhaltung gegenüber Waffen an den Tag.


Von ihrem Wunsch ein Musical zu drehen, der sich trotz früher Musikfilme mit Bing Crosby und Bob Hope nicht erfüllte, bis zu ihren Auftritten in Las Vegas spannt Zion den Bogen. Ausführlich widmet er sich im Kapitel "Queen of Technicolor" der exzessiven Farbgestaltung in William Castles Cleopatra-Film "Serpent of the Nile / Die Schlange vom Nil" (1953) ("einem der sinnlichsten Filme der 1950er Jahre", S. 63) und dem Abenteuerfilm "Jivaro / Der Schatz von Jivaro", während unter "Miss West" ihre Western, unter denen Allan Dwans "Tennessee´s Partner / Todesfaust" (1955) herausragt, beschrieben werden.


Physische Präsenz und ein Spiel "down to the Earth" sind dabei für Zion Markenzeichen Flemings, die die männlichen Leinwandpartner wie Ronald Reagan, Jeff Chandler und Sterling Hayden mit ihrer erotischen Ausstrahlung vielfach zu steifem und unsicherem Spiel trieb. Vor allem im Film noir konnte sie diese ausspielen und in Allan Dwans "Slightly Scarlet - Straße des Verbrechens" (1956) sieht Zion einen Erotik-Thriller, bevor es diesen Begriff überhaupt gab, und einen Vorläufer von Paul Verhoevens "Basic Instinct". Überzeugend wird dabei auch aufgezeigt, wie Fleming die Rolle der Femme fatale variierte, indem bei ihr immer ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Handlungen spürbar ist.


Speziell an ihren exotischen Filmen "Little Egypt" (1951), "Yankee Pasha - In den Kerkern von Marokko" (1954) und "La cortigiana di Babilonia - Semiramis, die Kurtisane von Babylon (1954) zeigt Zion auf, wie Fleming zwar nie Nacktheit zeigte, aber Codes für Erotik und Sex entwickelte und gerade durch die Andeutungen sehr erotisch wirkte.


Aber auch der Klatsch über angebliche Affären und Flemings Umgang damit sowie ihre gescheiterten Ehen und ihr philanthropisches Engagement sowie ihr Rückzug vom Kino Anfang der 1960er Jahren im Alter von gerade mal 39 Jahren werden auf den auch großzügig bebilderten 290 Seiten beleuchtet.


Abgerundet wird diese umfassende Monographie durch eine sorgfältige Filmographie von Flemings Kinofilmen sowie Fernsehfilmen und Fernsehserien, Hinweise auf Heimkinoveröffentlichungen, eine Diskographie, umfangreiche Quellenhinweise und Film-, Song- und Sachregister.


Information wird so in Fülle geboten, vor allem aber weckt "Rhonda Fleming" große Lust die besprochenen Filme und diese weitgehend unbekannte "Queen of the B´s" selbst zu entdecken. – Mehr kann ein Filmbuch kaum leisten.


Robert Zion, Rhonda Fleming. Queen of the B´s, Books on Demand, 2020, 332 S., 236 Abbildungen, davon 90 in Farbe, ISBN 978-3-751948-838, € 29,99


Trailer zu "Slightly Scarlet - Straße des Verbrechens"


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