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  • AutorenbildWalter Gasperi

Filmbuch: Geschichte des italienischen Films


Der Medienwissenschaftler Irmbert Schenk zeichnet in seinem im Schüren Verlag erschienenen Buch in sieben Kapiteln mit zahlreichen Filmbeschreibungen die Geschichte des italienischen Films von 1895 bis 2020 nach.


Weitgehend bekannt ist die Phase des Aufbruchs des Neorealismus unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs und die zweite große Blütezeit des italienischen Kinos in den 1960er Jahren mit den Meisterwerken von Fellini, Antonioni und Visconti sowie den Newcomern Pasolini, Francesco Rosi, Bertolucci und Bellocchio. Auch Giuseppe Tornatore und Roberto Benigni gelangen mit "Cinema Paradiso" bzw. "Das Leben ist schön" Welterfolge und Matteo Garrone gehört spätestens seit dem Mafia-Film "Gomorrha" sowie Paolo Sorrentino seit "La grande Bellezza" zu den fixen Größen des aktuellen Weltkinos.


Nicht fehlen dürfen all diese Meister in Irmbert Schenks "Geschichte des italienischen Films. Cinema Paradiso?" und mit 90 Seiten nehmen die 1960er und 1970er Jahre auch den größten Raum ein. Doch der Medienwissenschaftler zeigt in der 300-seitigen Darstellung, um wie viel reicher und vielfältiger die Geschichte und Gegenwart des Kinos der Apenninenhalbinsel ist.


In sieben Kapitel blickt er in chronologischem Aufbau auf die Anfänge des italienischen Kinos mit Monumentalfilmen und den großbürgerlich-aristokratischen Gesellschaftsdramen des Divismus ebenso wie auf die Zeit des Faschismus und die Krise und den Neuanfang zwischen 1980 und 2000.


Jedes Kapitel wird mit einem Überblick über den historischen und gesellschaftlichen Hintergrund eingeleitet, ehe geordnet nach Regisseuren, die wiederum zu Gruppen wie "Alte Meister" oder "Neue Generation" zusammengefasst werden, die einzelnen Filme mit Inhaltsbeschreibung und Hinweis auf Auszeichnungen, aber auch auf Probleme mit der Zensur vorgestellt werden.


Dem Genre-Kino der frühen 1960er Jahre mit Monumentalfilmen und Horror widmet Schenk ebenso einen zumindest kurzen Abschnitt wie dem Italo-Western, der Commedia all´italiana und der "komikerbasierten Komik" von Massimo Troisi und Roberto Benigni. Ab den 1980er Jahren wird auch Einblick in die Kassenerfolge geboten, bei denen es sich vielfach um harmlose Komödien wie die Adriano Celentano-Filme oder die Cinepanettone genannten Weihnachtsfilme handelt.


Immer spürt man, dass Schenk, der schon mehrere Bücher zum italienischen Kino geschrieben hat, ein absoluter Kenner ist. Er stellt eine Fülle an Regisseuren und Filmen vor, aber die Darstellung bleibt dank des klar strukturierten Aufbaus und der kurzen, aber präzisen Filmbeschreibungen immer übersichtlich und dank des Verzichts auf wissenschaftliche Sprache auch für ein breites Publikum immer leicht lesbar.


Ein Register zu den erwähnten Filmen fehlt zwar, aber dank des ausführlichen Inhaltsverzeichnisses und eines Personenregisters kann man dieses Buch auch bestens als Nachschlagewerk verwenden. Problemlos wird man so einen bestimmten Regisseur oder auch einen Film ausfindig machen können und kann sich in die jeweilige Epoche vertiefen. – Schenk ist somit mit diesem ersten deutschsprachigen Buch über die Geschichte des italienischen Kinos sicherlich ein Standardwerk gelungen.


Irmbert Schenk, Geschichte des Italienischen Films. Cinema Paradiso? Schüren Verlag, Marburg 2021, 334 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-7410-0370-7, € 34


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