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  • AutorenbildWalter Gasperi

Filmbuch: CineStoria 1 – Weltgeschichte im Film 1


Wie wird Weltgeschichte in Kino- und Fernsehfilmen inszeniert? – Josef Johannes Schmid blickt im ersten des auf mehrere Bände angelegten Werks auf die Zeit von der Urgeschichte bis zu Karl dem Großen. Überzeugend vor allem als Nachschlagewerk.


Schon in der Einleitung nimmt Josef Johannes Schmid, der als Professor für Neuere Geschichte an der Universität Mainz lehrt, vorweg, dass es sich nicht um ein filmwissenschaftliches Werk handelt, sondern der Fokus auf der filmischen Umsetzung geschichtlicher Ereignisse liegt, aber auch der historische Hintergrund der Produktionszeit der Filme beleuchtet werden soll.


Ausgeklammert werden Dokumentarfilme, der Fokus liegt ganz auf Spielfilmen für Kino und Fernsehen, Doku-Dramen und TV-Serien. In chronologischem Aufbau spannt Schmid den Bogen im ersten Band von der Urgeschichte bis zur Zeit Karls des Großen. Schon der Umfang der einzelnen Kapitel macht dabei deutlich, für welche Epoche sich Filmregisseure und Filmproduzenten zu allen Zeiten am meisten interessierten.


Während nämlich der Zeitraum von der Urgeschichte bis zum Hellenismus ebenso wie das frühe Mittelalter, die Entstehung des Islams und die Zeit Karls des Großen auf jeweils gerade einmal 50 Seiten abgehandelt wird, nimmt die Römische Geschichte rund 160 Seiten ein. Vor allem die römische Kaiserzeit erfuhr vielfältige filmische Rezeption, während die römische Republik nur punktuell für die Leinwand bearbeitet wurde.


In knappen Kapiteln, die jeweils von einer Liste von wichtigen Filmen zum jeweiligen historischen Abschnitt eingeleitet werden, wird zunächst der historische Hintergrund skizziert, fallweise die Bearbeitung in Literatur und Oper kurz beleuchtet und Parallelen zwischen Oper und Sandalenfilm aufgezeigt, ehe die einzelnen Filme knapp vorgestellt werden.


Den Blick richtet Schmid neben der historischen Richtigkeit der Darstellung vielfach auf den produktionstechnischen Aufwand, beleuchtet teilweise aber auch die Spiegelung der zur Produktionszeit aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse im Film wie des Faschismus im 1937 entstandenen italienischen „Scipione l´Africano“, das indische Unabhängigkeitsstreben gegen die Kolonialmacht England in „Sikander“ (1941), einem Film über Alexander den Großen, bis zur Verklärung des gallischen Fürsten Vercingetorix in „Vercingétorix: La Légende du druide roi“ (2000).


Die Filmbeschreibungen sind großteils leider sehr kurz und oberflächlich. Mit einem Satz werden so beispielsweise Darren Aronofskys „Noah“ oder Ridley Scotts „Exodus“ abgetan. Andererseits führt Schmid zahllose unbekannte Filme von kurzen Stummfilmen bis zu neueren britischen und französischen Doku-Dramen und Fernsehfilmen auf.


Fundierte Analysen wie sie Marcus Junkelmanns „Hollywoods Traum von Rom“ bietet, darf man folglich nicht erwarten, auch sprachlich und orthographisch kann man sich Verbesserungen vorstellen. Seltsam mutet auch an, wie biblische und mythische Geschichten von der „Odyssee“, deren vielfältige filmische Rezeption gerade einmal fünf Seiten einnimmt, bis zur Nibelungen- und Artus-Sage nicht kritisch hinterfragt, sondern wie historische Epochen behandelt werden und auch der Verfilmung griechischer Tragödien („Medea“, „Ödipus“, „Iphigenie“) ein Kapitel gewidmet wird.


Beste Dienste leisten kann das stringent und übersichtlich aufgebaute Buch aber auf jeden Fall als Fundgrube für Filme zu den einzelnen historischen Epochen. – Differenzierte Auseinandersetzung damit müssen Leser und Leserin aber selbst vornehmen.


Josef Johannes Schmid, CineStoria 1. Weltgeschichte im Film 1: Im Schatten Roms (Von den Anfängen bis zu Karl dem Großen), Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Oppenheim am Rhein 2019, 368 S., ISBN 978-3-96176-084-8, € 35

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