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  • AutorenbildWalter Gasperi

Erneuerer des britischen Kinos – Zum Tod von Alan Parker


Alan Parker (1944- 2020)

Ende der 1970er Jahre verlieh Alan Parker zusammen mit den Brüdern Ridley und Tony Scott dem britischen Kino neuen Schwung. Mit "Midnight Express / 12 Uhr nachts" und "Mississippi Burning" erwies er sich als Meister des Spannungskino, mit "Fame" und "The Committments" gelangen ihm starke Musikfilme. Am 31. Juli ist Alan Parker im Alter von 76 Jahren in London gestorben.


Geboren am 14. Februar 1944 im Londoner Arbeiterviertel Islington, begann Parker seine Karriere Ende der 1960er zusammen mit seinem Partner Alan Marshall, der später fast alle seine Spielfilme produzieren sollte, mit der Gründung einer Produktionsfirma für Industrie- und Werbefilme. Mehr als 500 Fernsehwerbespots stellte das Duo bis 1978 her und gewann dafür zahlreiche Preise.


Nach den beiden Fernsehspielen "No Hard Feelings" (1973) und "The Evacuees" (1975) drehte Parker 1976 mit dem Gangsterfilm "Bugsy Malone", in dem Kinder die Verbrecher spielen und mit Spielzeugpistolen schießen, sein Kinodebüt. Nicht nur der Zeitpunkt seines Karrierebeginns verbindet ihn mit Ridley Scott, sondern auch seine Herkunft vom Werbefilm.


Diese beeinflusste aber auch die Ästhetik seiner Filme, die ein ausgeprägtes Gespür für Visualität und Musikeinsatz auszeichnet. Packend erzählte er so, unterstützt von der Synthesizer-Musik von Giorgio Moroder, in "Midnight Express" ("12 Uhr nachts", 1977) vom Martyrium eines Amerikaners, der in der Türkei aufgrund von Haschischschmuggel zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Kontrovers wurde der Gefängnisthriller wegen der polemischen Zeichnung der türkischen Behörden aufgenommen.


Wie Parker es hier verstand, das Publikum zu emotionalisieren und in die Filmhandlung hineinzuziehen, so mitreißend erzählte er auch im Musical "Fame" (1979) von der Ausbildung angehender Sänger, Tänzer und Schauspieler an der New Yorker Hochschule für darstellende Kunst.


Weitere Musikfilme folgten mit der Bebilderung des Pink Floyd-Albums "The Wall" (1982), das zu einem wilden und überladenen Bildersturm wurde, "The Commitments" (1991), in dem Parker atmosphärisch stimmig vom Auf und Ab einer irischen Soulband erzählte, und der Adaption des Andrew Lloyd Webber Musicals "Evita" (1997), das Madonna eine große Rolle bot.


Immer wieder pendelte Parker zwischen Großbritannien und den USA. In letzteren drehte er mit "Angel Heart" (1987) einen düsteren Thriller und mit "Mississippi Burning" (1989) ein packendes Antirassismusdrama, in dem zwei ungleiche FBI Agenten in den amerikanischen Südstaaten gegen den Ku-Klux-Klan ermitteln. In Irland entstand dagegen "Angela´s Ashes" ("Die Asche meiner Mutter", 1999), in dem er auf das Elend auf der Grünen Insel der 1930er Jahre blickte.


Seinen letzten Film drehte der Brite 2003 mit "The Life of David Gale", in dem der Todesstrafe eine entschiedene Absage erteilt wird. – Stärken und Schwächen von Parkers Filmen finden sich darin nochmals gebündelt: Packende und engagierte Unterhaltung für ein breites Publikum soll geboten werden, straff wird die Handlung entwickelt. Andererseits wirkt das Drehbuch aber auch wie am Reißbrett entworfen, sodass kaum Ambivalenzen aufkommen und den Charakteren kein Freiraum gelassen wird.


Erst 59 war Parker, der 2002 von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen wurde, als er "The Life of David Gale" drehte, dennoch zog er sich danach von der Regie zurück und widmete sich der Malerei. Am Morgen des 31. Juli ist der vielfach ausgezeichnete Regisseur nun nach längerer Krankheit im Alter von 76 Jahren in London gestorben.


Trailer zu "Fame"



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