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Ein Licht zwischen den Wolken

Autorenbild: Walter GasperiWalter Gasperi

Im engen Raum eines albanischen Bergdorfes verhandelt Robert Budina die große Frage der Konkurrenz und des Miteinanders der Religionen. – Ein ruhiger, aber bildmächtiger Spielfilm vor großartiger Kulisse.


Idyllisch liegt das Dorf, durch das der Ziegenhirte Besnik seine Herde treibt, zwischen hohen, teils schneebedeckten Bergen. In eine abgeschiedene und weitgehend abgeschlossene Welt, fern der Moderne entführt der Albaner Robert Budina den Zuschauer in seinem zweiten Spielfilm.


Zentrum des Dorfs ist die Moschee, die auf einer Wiese liegt. Als der einfache, aber tiefgläubige Besnik, der als durch die Berge streifender wortkarger Hirte am Rand der Gesellschaft steht, hier an einer Wand einen Fleck oder Riss entdeckt, beginnt er den Verputz zu entfernen und ein älteres katholisches Fresko wird sichtbar. Damit kommt nicht nur eine junge Restauratorin ins Dorf, die im Auftrag des Denkmalamts das ganze Bild freilegen will, sondern auch im Dorfleben kommt einiges in Bewegung.


Akzeptieren muss der Imam nun nämlich, dass die Moschee einst eine Kirche war, die von Christen und Moslems gemeinsam genutzt wurde. Zurück zu dieser alten Tradition möchte Besnik, der sich für ein harmonisches Zusammenleben einsetzt, stößt mit seinem Vorschlag, den Katholiken die Kirche wieder einen Tag pro Woche zu überlassen, aber auf Widerstand. Der Riss in der Wand der Moschee steht eben auch für den Riss in der Gesellschaft, der sich bis in Besniks Familie fortsetzt.


Schon in der Elterngeneration stand hier nämlich dem kommunistischen Vater die verstorbene katholische Mutter gegenüber. Multireligiös sind nun auch die Kinder, denn während Besnik ein liberaler Moslem ist, ist seine Schwester eine konservative Muslima und sein Bruder Alban konvertierte in Griechenland, wo er arbeitet, zum orthodoxen Glauben, um seine Jobchancen zu verbessern.

Als der Vater schwer erkrankt, kehren sowohl Alban mit seiner Familie als auch die Schwester ins Heimatdorf zurück. Deutlich wird, welcher Riss aufgrund der unterschiedlichen Religionen durch die Familie geht, wenn man sich zwar gemeinsam an den Tisch zum Essen setzt, bald aber zwei getrennte Tische aufgestellt werden, damit Moslems nicht versehentlich Schweinefleisch essen.


Nicht nur um Religion geht es dabei freilich, denn spätestens mit dem Tod des Vaters wird deutlich, dass auch Erbansprüche den Bruder zurück in sein Heimatdorf getrieben haben. – Und auch hier versucht der einfache, aber grundgute Besnik, der einst seine große Liebe auf Druck des Vaters nicht heiraten durfte, weil diese zu einer in den Zeiten des Kommunismus verfolgten Familie gehörte, zu vermitteln. Zunehmend verzweifelt muss er aber erkennen, wie seine Versuche ein gemeinsames Miteinander der Religionen innerhalb der Familie und des Dorfs zu erreichen scheitern.


Frieden und innere Ruhe findet er in der weiten Natur, die Marius Pandura großartig mit der Kamera einfängt. In scharfem Kontrast zu diesen Bildern stehen die beengenden und dunklen Innenräume. Gespiegelt wird in diesem Gegensatz auch die Offenheit Besniks, der das enge Denken seiner Mitbewohner gegenübersteht.


Budina erzählt diese Geschichte in langen und ruhigen Einstellungen. Er lässt den Protagonisten viel Zeit, dramatisiert nicht, sondern beschränkt sich darauf zu beobachten, schildert genau und geduldig alltägliche Verrichtungen und verzichtet auf alles Spektakuläre. In seinem langsamen Rhythmus lässt der Film den Zuschauer in diese fremde Welt eintauchen und verhandelt im abgeschlossenen Raum dieses Bergdorfs die große globale Frage, wie Gemeinschaften aufgrund unterschiedlicher Religionen zerbrechen können und plädiert leise, aber mit Nachdruck für ein offenes Miteinander anstelle eines Gegeneinanders.


Ganz einfach und klein ist dieser Film, plustert sich nicht auf, überzeugt aber nicht nur durch die Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit in der Behandlung des Themas, sondern auch durch die ungeschönt realistische Schilderung dieser Welt und die authentischen Figuren. Aus dieser Erdung, den großartigen Bildern und nicht zuletzt dem starken Hauptdarsteller Arben Bajraktaraj entwickelt diese Parabel bewegende Kraft und regt zum Nachdenken an. – Eine kleine Perle, die zu entdecken lohnt, ist Budina hier gelungen.


Läuft ab Freitag in den österreichischen Kinos. - Spielboden Dornbirn: 13.12. + 21.12.


Trailer zu "Ein Licht zwischen den Wolken"



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