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  • AutorenbildWalter Gasperi

Die schwarze Windmühle


Michael Caine versucht in Don Siegels Spionagethriller seinen Sohn aus den Händen von Entführern zu befreien. Der routiniert, aber ohne Leidenschaft inszenierte Film aus dem Jahr 1974 ist bei Koch Media in einem Mediabook auf DVD und Blu-ray erschienen.


Don Siegel (1912 – 1991) gehörte zu den Meistern des amerikanischen Spannungskino. Mit Filmen wie „Invasion of the Body Snatchers“ (1956), „The Killers“ (1964), „Madigan – Nur noch 72 Stunden” (1968), „Dirty Harry“ und dem Spätwestern „The Shootist“ (1976) schuf er Klassiker und war neben Sergio Leone der wichtigste Förderer von Clint Eastwood.

Erstmals drehte er 1974 in England, wo er auch seinen Schulabschluss gemacht hatte. Dieser Dreh an Originalschauplätzen gehört zu den Stärken von „Die schwarze Windmühle“, denn dadurch wird eine stimmige Atmosphäre evoziert.


Mit Fotos von Kindern, die in idyllischer Landschaft spielen, Kinderliedern und einem mit kindlichen Buchstaben gebildeten Vorspann wird der Zuschauer unmittelbar in die Handlung hineingeworfen. Fließend gehen diese Fotos in bewegte Bilder von zwei Jungs über, die mit ihrem Modellflugzeug ein Sperrgebiet des Verteidigungsministeriums betreten, aufgegriffen und entführt werden.


Weil es sich beim einen Jungen um den Sohn des MI 6 Mitarbeiters John Tarrant (Michael Caine) handelt, der gerade eine Spionagegruppe infiltrieren soll, die sowjetische Waffen an die IRA liefern will, erpressen die Entführer diesen Agenten nicht nur, sondern versuchen auch ihm selbst die Entführung in die Schuhe zu schieben. Bald muss so Tarrant nicht nur versuchen seinen Sohn zu retten, für den der Staat nicht bereit ist die geforderte Menge an Rohdiamanten bereitzustellen, sondern sieht sich auch von der Polizei verdächtigt und verfolgt.


Wie schon der Titel „Die schwarze Windmühle“ an Hitchcock-Klassiker wie „Die 39 Stufen“ erinnert, so orientiert sich auch die Handlung mit einem Unschuldigen, der in ein Netzwerk von Intrigen gerät und einerseits sich selbst, andererseits auch einen anderen retten muss an den Filmen des Master of Suspense.


Zweifellos routiniert hat das Don Siegel auch inszeniert, aber Leidenschaft oder Feuer ist hier weder bei den Schauspielern noch bei der Regie zu spüren. Da spult Siegel zwar sein Programm herunter, aber keine Szene und kein Aspekt werden entscheidet verdichtet. Völlig in der Luft hängen bleibt so der Verweis auf die IRA und auch der Umstand, dass – ein klassisches Filmmotiv - der Kampf um den gemeinsamen Sohn die zerrüttete Ehe von Tarrant und seiner Frau wieder kittet, wird nicht weiter entwickelt.


Auch die Schauspieler agieren zwar sicher, aber ohne Engagement und können ihren Figuren kaum Facetten verleihen, die sie zu interessanten Charakteren machen könnten. Spannend, wenn auch nicht hochspannend, ist das dank wendungsreicher Handlung zwar durchaus, lässt aber jeden Pfiff und jeden originellen Ansatz vermissen.


Manches wirkt auch unglaubwürdig und verwirrend wie beispielsweise die Entführung der Kinder, zu der es offensichtlich zufällig kommt, mit der die Verbrecher aber sogleich klare Absichten verfolgen. Seltsam mutet im Grunde auch der Titel an, denn erst kurz vor Schluss ist von der schwarzen Windmühle die Rede, die dann auch nur Schauplatz eines kurzen Showdowns ist.


Ein Nebenwerk im Schaffen von Don Siegel ist „Die schwarze Windmühle“ damit, erreicht nicht das Niveau des kurz zuvor entstandenen famosen „Charley Varrick“ oder der Pate stehenden Filme von Hitchcock, aber doch ein Film, bei dem man auch nach 44 Jahren noch angenehm unterhalten wird.


An Sprachversionen bieten die bei Koch Media in einem Mediabook erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben Trailer, Radio-Spot und Bildergalerie deutsch untertitelte Interviews mit Michael Caine, der sich dabei wesentlich engagierter und witziger zeigt als in seiner Rolle in „Die schwarze Windmühle“, Nebendarsteller Joss Ackland und Kameramann Ousama Rawi. Herzstück des Bonusmaterials ist aber ein deutscher Audiokommentar von Mike Siegel, der auch ausführlich auf die Schwierigkeiten bei der Produktion und die Schwächen dieses Spionagefilms eingeht.


Trailer zu "Die schwarze Windmühle"



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