Eine spanische Tänzerin steigt zum Hollywood-Star auf, doch glücklich wird sie nicht. – Joseph L. Mankiewicz´ mit Humphrey Bogart und Ava Gardner stark besetztes und elgeant erzähltes Melodram ist bei Studio Hamburg Enterprises auf Blu-ray erschienen.
Wenn dieses 1954 entstandene Melodram beginnt, ist seine Protagonistin Maria Vargas (Ava Gardner) schon tot. Bei strömendem Regen wird der Hollywood-Star begraben, nur eine Statue zeugt noch von ihrer Schönheit und Grazie. Aus der Distanz wohnt der Regisseur und Drehbuchautor Harry Dawes (Humphrey Bogart) der beim italienischen Rapallo stattfindenden Zeremonie bei und erinnert sich an seine Beziehung zur Verstorbenen.
In einem Tanzclub in Madrid hat er diese spanische Tänzerin zusammen mit einem steinreichen Produzenten entdeckt. Ihren Tanz spart die Kamera dabei aus, fokussiert ganz auf dem Publikum, vor allem auf den Männern, die ihre Begleiterinnen links liegen lassen und ihr ganzes Interesse und ihre Blicke auf diese Frau richten.
Schon mit dem ersten Film macht Harry Maria Vargas, die sich nun Maria d´Amata nennt, zum Star, zwei weitere Hits folgen, mit denen er auch seiner Karriere, die durch seine Alkoholsucht einen schweren Knick erlitten hat, neuen Schwung verlieht. Glücklich macht Maria aber diese Karriere nicht.
Während Harry ihr zwar ein guter Freund ist, aber sie nicht lieben kann, sieht der millionenschwere, bleibt sie gegenüber dem prüden Produzent Kirk Edwards (Warren Stevens) ebenso kühl und unnahbar wie gegenüber dem südamerikanischen Millionär Bravona. Erst im italienischen Grafen Vincenzo Torlato-Favrini (Rossano Brazzi) scheint Maria ihren Märchenprinzen zu finden, doch auch dieses Glück währt aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung des Grafen nur kurz.
Von Beginn an stellt sich Harry mit seinem Voice-over als Erzähler vor, rafft die Handlung oder beschreibt Szenen, bei denen der Dialog ausgeblendet wird. Mit großer Eleganz wechselt Mankiewicz zwischen diesem Blick und Außen und direktem Erzählen. Gleichzeitig schafft er mit dem Voice-over Distanz und lässt nie vergessen, dass hier rückblickend erzählt wird.
Auch die wiederholte Rückkehr des Films zum Begräbnis macht das Schicksalhafte und Unausweichliche der Handlung bewusst, denn immer wieder wird man so erinnert, dass am Ende der Tod stehen wird. Harry bleibt dabei nicht der einzige Erzähler, sondern auch die Erinnerungen des PR-Agenten Muldoon (Edmond O´Brien) und des Grafen Torlato-Favrini lässt Mankiewicz einfließen, um ein zunehmend komplexeres Bild dieses unglücklichen Lebens und dieser steinreichen snobistischen Gesellschaft zu zeichnen.
Zwar wird auch mit Hollywood und dessen Star-System abgerechnet, doch im Zentrum steht der vernichtende Blick auf der einen Seite auf eine Schicht, die glaubt mit ihrem Reichtum alles kaufen zu können, auf der anderen Seite auf einen Adel, der dem Untergang geweiht ist. Dem steifen und leisen Hochzeitsfest im Haus steht so das laute und fröhliche Singen und Tanzen der Dienerschaft im Garten gegenüber und wie in dem spanischen Nachtclub am Beginn wirkt Maria später nur bei einem Tanz unter Romas wirklich frei.
Intelligent arbeitet Mankiewicz dabei auch das Märchen von „Aschenputtel“ ein, wenn dieses angesichts des Umstands, dass Maria am liebsten die Schuhe ablegt, direkt thematisiert wird. Der Traum vom Märchenprinzen kann sich freilich nur kurz erfüllen, denn im Gegensatz zum Märchen gibt es im Leben eben kein Happy-End.
Typisches großzügiges Hollywood-Kino der 1950er Jahre ist das, bei dem aufgrund der digitalen Restaurierung auch die Bildqualität besticht. Erst dadurch entfalten die zahlreichen prächtigen Kleider von Ava Gardner, die diesem unglücklichen Star, der sich nach einer Heimat sehnt, viel Melancholie verleiht, ihre volle Wirkung. Im Hintergrund hält sich dagegen Humphrey Bogart, der kaum agiert, sondern die Ereignisse vorwiegend als Beobachter verfolgt.
An Sprachversionen bietet die bei Studio Hamburg Enterprises erschienene Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Extras fehlen leider.
Trailer zu "Die barfüßige Gräfin"
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