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  • AutorenbildWalter Gasperi

Der Wassermann: Wolfgang Petersen wird 80


Mit "Das Boot" gelang Wolfgang Petersen ein Welterfolg, das Meer spielt aber auch in einigen seiner Hollywood-Filme eine zentrale Rolle. Am 14. März feiert der gebürtige Ostfriese, dem wie kaum einem zweiten der Sprung von Deutschland ins amerikanische Blockbuster-Kino gelang, seinen 80. Geburtstag.


Für 32 Millionen DM verfilmte Wolfgang Petersen 1981 Lothar-Günther Buchheims von persönlichen Erfahrungen geprägten Bestseller über die Erlebnisse der Besatzung eines deutschen U-Boots während seiner Feindfahrt im Herbst 1941 im Nordatlantik. Doch mehr als gelohnt hat sich dieser Aufwand, denn in den USA entwickelte sich dieser Kriegsfilm zum damals erfolgreichsten fremdsprachigen Film und auch sechs Oscar-Nominierungen folgten.


Untrennbar bleibt Petersens Name mit diesem 143-minütigen Welthit verbunden. Petersen selbst hat in den folgenden Jahren mehrere Versionen von "Das Boot" erstellt, einen rund 60 Minuten längeren Director´ Cut (1997) ebenso wie eine über 300-minütige TV-Serie (1985). Noch intensiver machen diese Langfassungen die klaustrophobische Enge im U-Boot spürbar und die Schicksale der Mitglieder der Besatzung werden plastischer herausgearbeitet.


Der internationale Durchbruch gelang dem am 14. März 1941 in Emden, Ostfriesland geborenen Regisseur damit, nationales Aufsehen erregte er aber schon mit früheren Filmen. Schon während seiner Schulzeit in Hamburg drehte er erste Filme mit einer 8-mm-Kamera. Nach ersten Regiearbeiten am Jungen Theater in Hamburg und dem Besuch einer Schauspielschule, begann er 1965 ein Studium der Theaterwissenschaften, wechselte aber ein Jahr später auf die neu gegründete Deutsche Film- und Fernsehakademie in Berlin.


Obwohl er in etwa gleich alt wie Wim Wenders, Werner Herzog und Rainer Werner Fassbinder ist, wird Petersen nie mit dem Neuen Deutschen Film in Verbindung gebracht und ging auch von Anfang an andere Wege. Nicht auf eine Erneuerung der Filmsprache zielte er ab, sondern wollte von Anfang an Unterhaltungsfilme mit Niveau drehen.


Seinen DFFB-Abschlussfilm "Ich werde dich töten, Wolf" (1970), in dem sich eine Frau aufmacht, ihren Ex-Freund zu töten, übernahm nicht nur die NDR-Spielfilmabteilung, sondern brachte ihm auch das Angebot bei der neuen "Tatort"-Reihe Regie zu führen. Von den sechs Folgen, die er drehte zählen zumindest "Jagdrevier" (1972) und vor allem "Reifeprüfung"(1976), in dem die 16-jährige Nastassja Kinski eine Schülerin spielte, die ein Verhältnis mit ihrem Lehrer hat, zu den Höhepunkten der Serie.


Sein Interesse für gesellschaftlich relevante Themen legte er mit dem TV-Spiel "Smog" (1972) an den Tag, in dem er Life-Reportagen und Nachrichtensendungen nachahmte, um diese Schilderung der Gefahren der Luftverschmutzung im Ruhrgebiet möglichst authentisch wirken zu lassen. Aufsehen erregte Petersen aber vor allem mit der homosexuellen Liebesgeschichte "Die Konsequenz" (1977), aus der sich der Bayrische Rundfunk während der Ausstrahlung ausschaltete. Gerade die sich anschließende Kontroverse sorgte aber auch dafür, dass dieser Fernsehfilm, der 1978 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, eine Kinoauswertung erhielt.


Diese Erfolge verschafften Petersen aber auch die Regie für "Das Boot". Ein noch größeres Projekt folgte mit Michael Endes "Die unendliche Geschichte" (1984), die mit einem Budget von über 50 Millionen DM die bis dahin teuerste deutsche Nachkriegsproduktion war. Doch auch der Einsatz für die Geschichte um einen Jungen, der das Reich der Phantasien gegen die Zerstörung durch das Nichts zu retten versucht, zahlte sich an den Kinokassen mit einem Einspielergebnis von über 120 Millionen DM aus.


Nach dem als deutsch-amerikanische Koproduktion entstandenen Science-Fiction-Film "Enemy Mine" (1984) zog Petersen 1987 ins kalifornische Santa Monica, wo er mit seinem handwerklichen Können und seiner Vorliebe für schnörkelloses Erzählkino rasch Fuß fasste.


Wenig erfolgreich war zwar noch der Thriller "Shattered" ("Tod im Spiegel", 1991), doch schon mit "In the Line of Fire" (1993), in dem Clint Eastwood als Sicherheitsmann den US-Präsidenten vor einem Attentat zu schützen versucht, gelang ihm ein Hit. Seine Begeisterung für die USA, die Petersen selbst mit seiner Erfahrung der Ankunft der amerikanischen Truppen bei Kriegsende erklärt, kommt vor allem in "Air Force One" (1997) zum Ausdruck, in dem ein idealisierter US-Präsident mit seinem Beraterstab von Terroristen gekidnappt wird.


So sehr dabei die Spannungsdramaturgie gelobt wurde, fehlten doch auch sehr kritische Stimmen nicht, wie zum Beispiel die von Michael Haneke: "Wenn ich mir zum Beispiel 'Air Force One' anschaue, von Herrn Petersen, das ist ein übles Propaganda-Machwerk. Es ist aber so gut gemacht, dass die Zuschauer nicht einmal wissen, dass das ein politischer Film ist. Sondern die denken, das wäre ein super Action-Film, super spannend."


Kritisch kann man durchaus auch dem Seuchenthriller "Outbreak" (1995) gegenüberstehen, der sich nach durchaus realistischem Beginn zu einem effektreichen Spektakel mit simpler Schwarzweißmalerei entwickelt. Tiefe gewinnt auch sein sich an Homers "Ilias" orientierendes Historienspektakel "Troja" (2004) nicht, kann aber mit Schauwerten punkten und lässt es auch an Bezügen zu den damals aktuellen Beziehungen zwischen den USA und dem Irak nicht fehlen.


Immer wieder kehrte Petersen aber auch zum Meer zurück, zu dem er als Ostfriese wohl von Kindheit an eine enge Beziehung hatte. Unübersehbar von der Landung der Amerikaner 1944 in der Normandie ist so die Inszenierung der Ankunft der griechischen Flotte an der trojanischen Küste inszeniert. In einen gewaltigen Sturm schickt er einen Fischkutter in dem Abenteuerfilm "The Storm" (1999) und in "Poseidon" (2006), einem Remake des Katastrophenfilms "Die Höllenfahrt der Poseidon" (1972), erzählt er effektreich, aber ohne überzeugende Figurenzeichnung vom Untergang eines luxuriösen zwanzigstöckigen Passagierschiffs.


Still wurde es danach um Petersen, erst 2016 meldete er sich mit einem Remake seines 1976 gedrehten Fernsehfilms "Vier gegen die Bank" (2016) zurück. Trotz Starbesetzung mit Til Schweiger, Alexandra Maria Lara, Matthias Schweighöfer und Michael Herbig blieb aber auch bei dieser Krimikomödie um vier Männer, die beschließen eine Bank auszurauben, die sie um ihre Ersparnisse gebracht hat, der Kassenerfolg aus und auch die Kritiker zeigten sich enttäuscht. - Den Ruhm, den sich Petersen, der am 14. März seinen 80. Geburtstag feiert, aber durch "Das Boot" erworben hat, kann ihm niemand nehmen.


Trailer zu "Das Boot"



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