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  • AutorenbildWalter Gasperi

Der Tod war schneller - The Midnight Story

Ein junger Streifenpolizist quittiert den Dienst, um Undercover den Mord an einem Priester aufzuklären, der für ihn wie ein Vater war. – Joseph Pevneys 1957 entstandener Mix aus Krimi und teils auch humorvollem Familienporträt, der durch realistische und atmosphärisch stimmige Milieuschilderung überzeugt, ist bei explosive media auf DVD und Blu-ray erschienen.


Über dreißig Kinofilme drehte Joseph Pevney zwischen 1950 und 1961 und erwarb sich den Ruf eines soliden, aber nicht unbedingt herausragenden Regisseurs. Vom farbenprächtigen Abenteuerfilm "In den Kerkern von Marokko" (1954) über das Lon Chaney-Biopic "Der Mann mit den 1000 Gesichtern" (1958) bis zur Jerry Lewis / Dean Martin-Komödie "Der Zirkusclown" (1954) reicht die Bandbreite seines Schaffens, ehe er sich 1961 ganz aufs Fernsehen verlegte und bei Serien wie "Bonanza", "Die Leute von der Shiloh Ranch", "Raumschiff Enterprise" oder "Petrocelli" Regie führte.  


Ins Genre des Kriminalfilms gehört der 1957 entstandene "Der Tod war schneller", schlägt aber auch einige ungewöhnliche Haken. Unvermittelt ist der Einstieg mit einem nächtlichen Mord an einem katholischen Priester, den Kameramann Russell Metty in Film noir-Manier als Schattenspiel an einer Mauer filmt. Erschüttert von dieser Tat ist vor allem der junge Streifenpolizist Joe Martini (Tony Curtis), denn er wuchs im Waisenhaus des Ermordeten, der für ihn wie ein Vater war, auf.


Deshalb möchte er selbst an der Klärung des Falls mitwirken und in die Mordkommission wechseln. Als dieser Wunsch nicht erfüllt wird, quittiert er den Dienst und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Beim Begräbnis des Priesters fällt ihm das Verhalten des Fischers Silvio Malatesta auf und er knüpft Kontakt zu ihm.


Der offene und freundliche Mann lädt ihn nicht nur zu sich nach Hause zum Essen ein, sondern bietet ihm auch ein Zimmer in dem Haus an, in dem mit jüngerem Bruder, italienischer Mama und erst vor kurzem aus Italien immigrierter hübscher Cousine Anna immer etwas los ist.


Joes Verdacht und sein Misstrauen gegenüber Silvio schwinden in diesem warmherzigen Ambiente zunehmend und gleichzeitig verliebt er sich auch in Anna. Andererseits findet aber die Polizei, die zunächst Joes Hinweisen nicht nachging, sukzessive doch Verdachtsmomente gegen Silvio. Versuchte Joe zuerst Silvio zu überführen, so wechselt er nun langsam die Seite.


Spannung entwickelt Pevney dadurch, dass die Zuschauer:innen immer auf dem Wissensstand Joes sind und bald mit ihm dem freundlichen und hilfsbereiten Silvio eine Gewalttat nicht zutrauen wollen. Gleichzeitig gelingt eine geschickte Verbindung der Krimihandlung mit der teils auch humoristischen Schilderung dieser italienischstämmigen Familie.


Diese lebt auch vom realistischen Blick, der durch die Schwarzweißbilder verstärkt wird. Typisch für den amerikanischen Kriminalfilm der Nachkriegszeit wurde, beeinflusst vom italienischen Neorealismus, zumindest teilweise on location und nicht im Studio gedreht. Atmosphärische Dichte entwickeln so vor allem die Szenen im Fischerhafen von San Francisco.


Keine High-Society steht hier im Zentrum, sondern einfache Menschen und genau fängt Pevney ihren Alltag ein. Stark ist "Der Tod war schneller" aber auch in der Zeichnung der beiden Protagonisten. Denn da leidet Joe an großen Stimmungsschwankungen, weil er sich einerseits in der Familie Malatesta sehr wohlfühlt, andererseits bei ihm immer wieder Zweifel aufkommen und er über seine wahre Identität und Absicht schweigen muss.


Wie Joe durch sein Doppelspiel schwere Schuldgefühle entwickelt, so werden andererseits gegen Ende auch die Zerrissenheit und die Schuldgefühle von Silvio sichtbar, der sich – nicht zu Unrecht - von Joe hintergangen und ausgenützt fühlt. Packend ziehen sich so Fragen nach Schuld und Vergebung durch den Film und wie Pevney es versteht, Krimihandlung und Familiengeschichte zu einem runden Ganzen zu fügen, das macht diesen bewusst klein gehaltenen und unprätentiösen Film zu einer kleinen Perle des amerikanischen Genrekinos der 1950er Jahre.


An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) erschienene Blu-ray und DVD die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf den originalen Kinotrailer, eine Bildergalerie und Trailer zu weiteren Filmen dieses Labels.


Trailer zu "Der Tod war schneller - The Midnight Story"


 

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