Michael Cimino inszenierte 1987 die Geschichte des sizilianischen Banditen Salvatore Giuliano als epische Räuberballade. Bei Koch Media ist der prächtig fotografierte, aber in der Figurenzeichnung schwächelnde Film auf DVD und Blu-ray erschienen.
Nur kurz leuchtete der Stern des Michael Cimino. Auf den Oscar-Erfolg mit dem Vietnam-Drama „The Deer Hunter“ folgte das kommerzielle Desaster des Western „Heaven´s Gate“. Nur noch vier Filme drehte er danach, konnte dabei aber nie mehr an diese grandiosen Meisterwerke anknüpfen.
Die Geschichte des sizilianischen Banditen und Volkshelden Salvatore Giuliano (1922 – 1950) hatte schon Francesco Rosi 1961 in „Wer erschoss Salvatore G.?“ verfilmt und dabei vor allem die Verknüpfungen von Mafia und Politik unter die Lupe genommen. Cimino dagegen legt seinen nach einem Roman von dem „Pate“-Autor Mario Puzo gedrehten Film als bildmächtige Räuberballade mit einem strahlenden Helden im Zentrum an.
Das Spannungsfeld von "Der Sizilianer" wird schon mit der ersten Szene abgesteckt, wenn Giuliano und sein Freund Pisciotta (John Turturro) vor der Polizei über die Weizenfelder flüchten, von den Bauern bei der Flucht unterstützt werden und auch von einer amerikanischen Herzogin (Barbara Sukowa), die des Titels und des Landes wegen einen Sizilianer geheiratet hat, nicht behindert werden.
Cimino zeichnet den von Christopher Lambert insgesamt doch flach gespielten Protagonisten als einen Mann, dem es nicht um Reichtum geht, sondern der sich für die arme Landbevölkerung einsetzt und ihr das Land geben will, das von dem herrschenden Landadel nicht bebaut wird. Der Landadel wiederum sichert sich das ungestörte Wirtschaften und Leben durch Zahlung von Schutzgeldern an die Mafia. Diese wiederum ist eng verknüpft mit der Politik und der Kirche und bestimmt letztlich das Leben in Sizilien.
Der Mafia-Pate Don Masino ist durchaus beeindruckt von Giuliano, der in den Bergen seine Herrschaft ausübt, mit seinen Gefährten Züge überfällt, die Herzogin bei einem Bankett heimsucht und sie sowie ihre Gäste ausraubt oder den Prinzen Borsa (Terence Stamp), den reichsten Mann Siziliens, entführt und hohes Lösegeld fordert.
Hart greift Giuliano gegen Verräter durch, verschafft sich mit seinem unerschrockenen Auftreten gegenüber den Mächtigen die Gunst des Volkes, doch, als er ein Massaker an demonstrierenden Kommunisten nicht verhindern kann, erhöht die Regierung in Rom ihren Druck.
Das gesellschaftspolitische Engagement Giulianos ist hier eher Hintergrund, im Vordergrund steht die in lichtdurchflutete sommerliche Bilder getauchte Geschichte eines sizilianischen Robin Hood, der nicht nur vom Volk geliebt wird, sondern auch die Herzogin und den Prinzen fasziniert, obwohl er die eine ausraubt und den anderen entführt.
Bilderbuchkino wird so geboten, die Ambivalenzen die Ciminos besten Filme aber so faszinierend machten, sucht man hier vergebens. Zu glatt wird diese Geschichte letztlich erzählt, vertraut viel zu sehr auf Oberflächenreize von der prächtigen Landschaft bis zu schönen Frauen, lässt es an Tiefgang und schillernder Figurenzeichnung aber doch vermissen. Durchaus unterhaltsam sind so zwar die episch breiten 140 Minuten, aber wirklich haften bleibt letztlich wenig.
An Sprachversionen bieten die bei Koch Media erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den englischen und den deutschen Trailer sowie eine Bildergalerie.
Trailer zu "Der Sizilianer"
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