Eine katholische Ordensschwester begleitet einen zum Tode Verurteilten durch seine letzten Lebenstage und bei der Hinrichtung: Tim Robbins´ mit Susan Sarandon und Sean Penn großartig besetztes Drama ist bei Capelight Pictures in einem Mediabook auf DVD und Blu-ray sowie auf DVD erschienen.
Schwer zu ertragen sind Filme, die sich mit der Todesstrafe auseinandersetzen, zeigen sie doch meist akribisch die Unmenschlichkeit des staatlich legitimierten Tötens. Klassiker sind hier Robert Wises "I Want to Live" (1958), Nagisa Oshimas ""Tod durch Erhängen" (1968), Lars von Triers "Dancer in the Dark" (2000), Marc Forsters "Monster´s Ball" (2001) und Krzysztof Kieślowskis "Ein kurzer Film über das Töten" (1987).
Wie letzterer zeigt auch Tim Robbins im 1995 entstandenen "Dead Man Walking" nicht nur die Hinrichtung, sondern erinnert auch an das bestialische Verbrechen des Täters und wird so nicht nur zu einem Film gegen die Todesstrafe, sondern zu einem umfassenden Plädoyer gegen Gewalt und für Menschlichkeit.
Als Vorlage diente Robbins das Buch "Dead Man Walking" der Ordensschwester Helen Prejean, aus dem die Fälle der 1984 auf dem elektrischen Stuhl hingerichteten Mörder Elmo Sonnier und Robert Lee Willie für den Film zur fiktiven Figur des Matthew Poncelet (Sean Penn) kombiniert wurden.
Seit sechs Jahren sitzt dieser wegen Doppelmords an zwei Jugendlichen schon in der Todeszelle des Louisiana State Prison. Von dort aus kontaktiert er eine katholische Organisation mit der Bitte seine Berufung zu betreiben. Von ihrem Vorgesetzten wird so die Nonne Helen Prejean, die in einem Sozialprojekt für afroamerikanische Kinder und Jugendliche arbeitet, die in prekären Verhältnissen aufwachsen, gebeten, mit dem Häftling Kontakt aufzunehmen.
Nach einem ersten Briefwechsel kommt es zu Besuchen in der Todesszelle. Der Gleichgültigkeit der Behörde und der einzelnen Beamten gegenüber dem Schicksal des Todeskandidaten steht der Einsatz und das Bemühen Prejeans gegenüber, die Poncelet mit einem Anwalt bei seinen erfolglosen Bemühungen um Wiederaufnahme des Verfahrens bis hin zum Gang zur Hinrichtung begleitet.
Der Täter wird dabei keinesfalls zum Sympathieträger aufgebaut, sondern erscheint als Rassist, der Hitler verherrlicht und seine Tat erst im Angesicht des Todes gesteht und bereut. Dennoch vermittelt Robbins quälend intensiv in einer Abschiedsszene von der Familie und in der akribischen Schilderung der Vorbereitungen für die Hinrichtung und deren Durchführung mit einer Giftspritze die Unmenschlichkeit der Todesstrafe.
Gleichzeitig spart Robbins aber auch die Grausamkeit der Tat Poncelets nicht aus, wenn er die Hinrichtung mit Schwarzweißbildern vom bestialischen Doppelmord unterschneidet. Eindrücklich macht der Film aber auch die Trauer und Traumatisierung erfahrbar, die diese Taten bei den Eltern der Opfer hinterlassen haben.
Kein Verständnis zeigen sie für den Einsatz der Nonne für Poncelet, in dem sie nur Abschaum sehen. Zur heftigen Konfrontation kommt es so zwischen ihnen und Prejean, als diese sie besucht und sie erkennen müssen, dass sie eben nicht "die Seite gewechselt hat", sondern weiterhin Poncelet begleitet. Gleichzeitig stellt Robbins aber der Trauer dieser Hinterbliebenen, an der auch eine Ehe zerbricht, auch die Trauer der Angehörigen Poncelets nach dessen Hinrichtung gegenüber.
Zwischen beiden Positionen steht dabei die Nonne, die dem Hass beider Seiten ihre christliche Liebe gegenüberstellt und für das Schuldbekenntnis und die Reue des Täters ebenso kämpft wie für Vergebung durch die Hinterbliebenen. Statt einfache Antworten zu bieten bleibt "Dead Man Walking" so bis zum Ende komplex und bietet beiden Seiten Raum.
Getragen wird das ebenso konzentriert wie nüchtern-unsentimental inszenierte Drama dabei einerseits von der atmosphärisch dichten Einbettung ins Milieu, andererseits von den großartigen schauspielerischen Leistungen von Susan Sarandon und Sean Penn.
Immer wieder trennt Robbins die beiden Protagonist:innen bei Prejeans Besuchen im Gefängnis nicht nur durch die Glasscheibe, sondern auch durch den Schnitt und lässt in den zahlreichen Großaufnahmen in ihren Gesichtern lesen. Man spürt im Gesicht der für ihre Leistung mit dem Oscar ausgezeichneten Susan Sarandon den bedingungslosen, aber auch verzweifelten Kampf dieser Nonne, die aus gehobenen bürgerlichen Verhältnissen stammt, während Penns Poncelets bis zum Zusammenbruch vor dem Tod ein unsympathisches Ekel bleibt.
An Sprachversionen bieten die bei Capelight Pictures in einem Mediabook erschienene DVD und Blu-ray sowie die getrennt erschienene DVD die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche und englische Untertitel. Als Extras gibt es neben dem originalen und dem deutschen Kinotrailer einen nicht untertitelten, aber gut verständlichen Audiokommentar von Regisseur Tim Robbins, der ausführlich über die jeweils zu sehenden Szenen spricht. Dazu kommt beim Mediabook ein 24-seitiges Booklet.
Trailer zu "Dead Man Walking"
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