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  • AutorenbildWalter Gasperi

Dead for a Dollar


Mit 80 hat Walter Hill 2022 nochmals einen klassischen Western inszeniert, der ganz ohne ironische Brechungen auskommt. Das mit Christoph Waltz und Willem Dafoe hochkarätig besetzte Alterswerk ist bei Splendid Film auf DVD und Blu-ray erschienen.


Mit dem Insert "1897, Albuquerque / New-Mexico" spielt "Dead for a Dollar" im Grunde schon nach der Zeit der klassischen Western. Nicht nur dieses Insert, sondern auch Informationen über das weitere Schicksal der Charaktere im Nachspann erwecken den Eindruck einer wahren Geschichte, doch Figuren und Handlung sind Fiktion der Drehbuchautoren Walter Hill und Matt Harris.


Unvermittelt ist der Einstieg mit Schüssen in einem Haus und einer anschließenden Begegnung zwischen dem Kopfgeldjäger Max Borlund (Christoph Waltz) und dem wegen diverser Delikte inhaftierten Spieler Joe Cribbens (Willem Dafoe). Kurze, in Schwarzweiß gehaltene Flashbacks bieten Einblick in die Vorgeschichte.


Vor fünf Jahren hat Borlund Cribbens ins Gefängnis gebracht, in wenigen Tagen soll er nun entlassen werden, hat aber wegen der Verhaftung noch eine Rechnung mit Borlund offen. Dieser soll aber für einen schmierigen Geschäftsmann (Hamish Linklaters) für eine beträchtliche Summe dessen Frau Rachel zurückholen, die angeblich vom desertierten schwarzen Soldaten Elijah entführt und nach Mexiko gebracht wurde.


Als Unterstützung erhält Borlund den ebenfalls schwarzen Soldaten Poe (Warren Burke) als Begleiter. Bald finden sie auch Eliah und Rachel, doch die Verhältnisse stellen sich als anders dar als erwartet und zudem möchte Poe Elijah zur Flucht verhelfen.


Dazu kommt, dass ein brutaler Großgrundbesitzer (Benjamin Bratt) auftaucht, der die Region mit seiner Bande kontrolliert und von Elijah Geld erhalten soll, wenn er ihm zur Flucht verhilft. Aber auch Cribbens taucht in dem mexikanischen Kaff auf, in dem es schließlich zu einem ebenso knappen wie spektakulären Showdown kommt.


Ganz in Sepiatöne haben Hill und Kameramann Lloyd Ahern II. diesen Western getaucht. Großartige Totalen der weiten, ausgedörrten Landschaft, in der die Menschen verloren wirken, wechseln mit Innenszenen und Großaufnahmen. Auf ironische Brechungen und Modernismen verzichtet Hill, der seinen Film der 2001 verstorbenen Regie-Legende Budd Boetticher gewidmet hat.


Statt die Handlung stringent nach vorne zu entwickeln, geht sie eher in die Breite. Stets neue Konfliktfelder ebenso wie Allianzen zwischen den zahlreichen Figuren werden aufgebaut. Weniger auf Action als vielmehr auf verbale Auseinandersetzungen setzt Hill dabei.


Getragen wird der lakonisch inszenierte Western aber von einem starken Cast. Christoph Waltz brilliert nach seiner Oscar-Rolle in Quentin Tarantinos "Django Unchained" nochmals als Kopfgeldjäger. Wiederum spielt er mit sichtlichem Vergnügen und hat in dem immer sehr präsenten Willem Dafoe einen großartigen Gegenspieler.


Aber auch Hamish Linklater und Benjamin Bratt überzeugen als fieser Ehemann bzw. als kaltblütiger mexikanischer Großgrundbesitzer. Stark ist aber auch Rachel Brosnahan, die die entführte Ehefrau als selbstbewusste Frau spielt, die sich aus der Macht ihres Mannes befreit, ihren eigenen Weg gehen will und dafür auch bereit ist zur Waffe zu greifen.


Hill forciert diesen modernen Aspekt so wenig wie den Rassismus, der im Umgang mit den beiden schwarzen Soldaten sichtbar wird. Kein Film zu einem Thema soll das sein, sondern ein ganz klassischer, schnörkelloser Western, dessen Musik von Xander Rodzinski immer wieder an die Soundtracks von Ennio Morricone erinnert.


Nicht besonders rasant ist dabei das Erzähltempo, sondern tendiert in den Rededuellen immer wieder zu Stillstand, aber die vielfältigen Konfliktfelder und die unaufgeregt-routinierte Inszenierung sorgen dafür, dass kein Leerlauf aufkommt.


Dazu kommen aber auch ein originelles Duell mit Peitschen und ein fulminanter Showdown, bei dem alle Figuren zusammengeführt werden: Neues bietet "Dead for a Dollar", dessen Ende sehr knapp gehalten ist, damit kaum, sondern ist vielmehr eine Rückbesinnung aufs klassische Hollywood. Aber immerhin zeigt Hill, der in den 1970er und 1980er Jahren mit Filmen wie "Driver" (1978), "Long Riders" (1980) und "Streets of Fire" (1984) dem amerikanischen Genrekino neues Leben einhauchte, dass er sein Handwerk immer noch perfekt beherrscht.


An Sprachversionen bieten die bei Splendid Film erschienene DVD und Blu-ray die englische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können, sowie die deutsche Synchronfassung. Extras gibt es keine.



Trailer zu "Dead for a Dollar"


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