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  • AutorenbildWalter Gasperi

Das unsichtbare Auge – Someone´s Watching Me!

Eine sehenswerte Ausgrabung: Bei Plaion Pictures ist John Carpenters 1978 entstandener, hochspannender Thriller über eine Frau, die von einem Stalker terrorisiert wird, in einem Mediabook auf DVD und Blu-ray erschienen.


Kurz vor seinem Welterfolg "Halloween" (1978) und zwei Jahr nach seinem ebenfalls meisterhaften Thriller "Assault on Precinct 13" ("Assault – Anschlag bei Nacht", 1976) drehte John Carpenter "Das unsichtbare Auge – Someone´s Watching Me!", der nie eine Kinoauswertung erhielt, sondern von vornherein als Fernsehfilm konzipiert war.


Wie für "Assault on Precinct 13" das unübersehbare Vorbild Howard Hawks´ Western "Rio Bravo" war, so war es hier Alfred Hitchcocks "Rear Window" ("Das Fenster zum Hof", 1954). Schon mit der Pre-Title-Sequenz wird das Thema des Voyeurismus eingeführt, wenn ein weitgehend unsichtbar bleibender Mann mit einem Teleskop von einer Hochhauswohnung aus eine Frau im gegenüberliegenden Block beobachtet.


Die Haupthandlung setzt mit dem Einzug der TV-Regisseurin Leigh (Lauren Hutton) in einem Hochhaus in Los Angeles ein. Nach einer offensichtlich gescheiterten Beziehung - näheres dazu erfährt man nicht - ist sie von New York an die Westküste übersiedelt und erhält hier auch sogleich einen Job bei einem Fernsehsender.


Während der Name Leigh wohl eine Anspielung auf Howard Hawks´ mehrfache Drehbuchautorin Leigh Brackett ist, erinnert die Protagonistin von Frisur und Styling an Hawks´ mehrfache Hauptdarstellerin Lauren Bacall. Ganz in der Tradition des Meisterregisseurs zeichnet auch Carpenter diese Leigh als toughe Frau, die sich nicht so leicht einschüchtern lässt und die Dinge selbst in die Hand nimmt.


Sukzessive steigert dabei Carpenter die Spannung, wenn Leigh zunächst per Post seltsame Geschenke erhält, wiederholt von einem Mann mit Flüsterstimme angerufen wird und das Licht in ihrer Wohnung nach Belieben aus- und anzugehen beginnt. Nur der Zuschauer weiß, dass sie mittels eines unter einem Tisch angebrachten Mikrofons auch abgehört und von einer gegenüber liegenden Wohnung aus überwacht wird.


Während die Polizei erklärt, dass sie erst eingreifen könne, wenn es konkrete Beweise oder einen physischen Übergriff gebe, erhält sie von einem Philosophieprofessor und einer Arbeitskollegin wenigstens moralische Unterstützung. Langsam erhöht der Voyeur aber den Druck, lockt sie bald in die Tiefgarage und kündigt dann ihre Beseitigung an.


Ganz im Stil seiner Vorbilder Hawks und Hitchcock erzählt Carpenter mit größter Stringenz. Der Fokus liegt ganz auf der Protagonistin. Mit einem Wechsel von subjektiver Kamera, die Leighs Blick vermittelt, und Blicken auf Leigh versetzt er in die Perspektive der Überwachten.


Gibt es zunächst noch eine Szene im TV-Studio, so verengt sich der Fokus rasch ganz auf das Hochhaus und Leighs Wohnung. Langsam droht sie durch den Telefonterror zu zerbrechen, beginnt dann aber auch mit einem Teleskop, das ihr der Peiniger geschickt hat, den Täter selbst im gegenüberliegenden Hochhaus ausfindig zu machen.


Der Hitchcock´schen Aufdeckung eines Mordes durch Voyeurismus in "Rear Window" steht so der Terror durch Voyeurismus bei Carpenter gegenüber. Gleichzeitig dreht der Genrespezialist die Perspektive aber auch um, wenn Leigh schließlich in die Wohnung des Täters eindringt und von dort die Vorgänge in ihrer Wohnung beobachten kann.


Ohne Spektakel und fast ganz ohne Blutvergießen kommt Carpenter aus. Allein mit einem kompakten Drehbuch, einer konzentrierten Inszenierung und der Fokussierung auf seine starke Protagonistin hält er die Spannung bis zum knappen Ende mühelos aufrecht: Ein kleiner Film, aber perfektes Genrekino, das gesellschaftlich der Zeit voraus war, wenn Leighs Arbeitskollegin ganz offen und selbstverständlich sich zu ihrer lesbischen Orientierung bekennt.


An Sprachversionen bieten die bei Plaion Pictures in einem Mediabook erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen sechs bis zehnminütige, deutsch untertitelte Interviews mit John Carpenter und den Schauspieler:innen Adrienne Barbeau und Charles Cyphers sowie TV-Spots und ein siebenminütiges, deutsch untertiteltes Featurette zu den Schauplätzen des Films. Dazu kommen ein nicht untertitelter und recht schwer verständlicher englischer Audiokommentar der Autorin und Journalistin Amanda Reyes sowie ein 20-seitiges Booklet mit einem Essay von Stefan Jung.


NBC TV-Promo zu "Das unsichtbare Auge - Someone´s Watching Me!"



 

 

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