Ein aus einfachen Verhältnissen stammender Mann steigt zum Box-Champion auf, zeigt dabei aber auch zunehmend seine dunkle und rücksichtslose Seite: Bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) ist Mark Robsons mit Kirk Douglas stark besetztes, schonungsloses Drama auf DVD und Blu-ray erschienen.
Nur bedingt kann man Mark Robsons 1949 entstandenen Boxerfilm dem Film noir zuordnen. Zwar arbeitet der Film mit einer für diese Stilrichtung typischen Rückblende, doch nicht von einem fatalen Ende geht diese aus, sondern vielmehr vom strahlenden Höhepunkt des Protagonisten, der im Boxring seinen WM-Titel verteidigt.
Der Hinweis eines Reporters auf die Herkunft dieses Midge Kelly (Kirk Douglas) löst die Binnenerzählung aus, die mit einer Konfrontation von Obdachlosen in einem Waggon eines Güterzugs einsetzt. Nur durch einen Sprung vom fahrenden Zug können sich Midge und sein Bruder Connie (Arthur Kennedy) retten.
In der nächsten Stadt kann sich Midge ein paar Dollar verdienen, indem er bei einem Kampf für einen verletzten Boxer einspringt. Wie er hier Schläge einsteckt, aber nicht zu Boden geht, macht schon deutlich, dass er ein Kämpfer mit unbeugsamem Willen ist.
Dennoch denkt er nicht an eine Profikarriere, sondern möchte vielmehr mit seinem Bruder ein Diner führen. Doch bald müssen sie erkennen, dass sie von ihrem Geschäftspartner betrogen wurden. So bleibt doch nur die Boxkarriere, wobei die dunkle Seite Midges schon zuvor sichtbar wurde, denn seine Geliebte Emma (Ruth Roman), die er auf Druck ihres Vaters heiratete, ließ er unmittelbar nach der Hochzeit sitzen.
Streben nach Freiheit, nach Geld und Erfolg sind die Triebfedern im Handeln dieses rücksichtslosen Egoisten und eindrücklich zeigt Mark Robson, wie diese Eigenschaften durch das harte Boxmilieu noch verstärkt werden. Einerseits kann er zwar nur mit seiner grenzenlosen, geradezu mörderischen Wut im Ring Siege erringen, andererseits verliert er damit aber auch im Alltag zunehmend seine Menschlichkeit.
Keine Kompromisse geht er ein, spielt bei einem geschobenen Kampf nicht mit, auch wenn sein Bruder und sein Manager danach dafür die Rechnung bezahlen. Er bricht mit seinem Manager, als dieser ihm bei seinen Karriereplänen nicht mehr weiterhelfen kann, ebenso wie mit seinem Bruder und gibt eine Geliebte auf Druck von deren Ehemann gegen eine entsprechende Summe Geld auf.
Großartig vermittelt der für den Oscar nominierte Kirk Douglas diese zerstörerische Energie und Kaltschnäuzigkeit von Midge, aber auch Arthur Kennedy und Paul Stewart beeindrucken als einfühlsamer Bruder beziehungsweise als Manager.
Das Niveau von Martin Scorseses famosem "Raging Bull" erreicht "Champion" zwar nicht, kann aber als wichtiger Vorläufer angesehen werden. Denn hier wie dort geht es um die Verrohung des Menschen durch den Boxsport, aber auch um den persönlichen Niedergang durch Gier nach Karriere und Geld. Beide Filme verbindet aber auch ein schonungsloser Realismus und eine Schwarzweißfotografie, die große atmosphärische Dichte erzeugt.
So verbirgt sich in diesem schnörkellos inszenierten Genrefilm, dessen für den Oscar nominiertes Drehbuch Carl Foreman schrieb, der in den 1950er Jahren ein Opfer der Kommunistenjagd Joseph McCarthys wurde, auch eine Abrechnung mit dem amerikanischen Erfolgsdenken. Dieser Rücksichtslosigkeit wird dabei die Sanftheit und Mitmenschlichkeit des Bruders gegenübergestellt, der unglücklich in die von Midge verlassene Frau verliebt ist und sich im Gegensatz zu seinem Bruder um die sterbende Mutter kümmert.
Interessant ist auch, dass hier in zentralen Positionen das gleiche Team zusammenarbeitete wie zwei Jahre später beim Welterfolg "High Noon". Hier wie dort schrieb nämlich nicht nur Foreman das Drehbuch, sondern bei beiden Filmen zeichneten auch Stanley Kramer für die Produktion, Frank Planer für die Kameraarbeit und Dimitri Tiomkin für die Filmmusik verantwortlich.
An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf den originalen Kinotrailer zum Film, einen kolorierten Trailer aus dem Jahre 1990, eine Bildergalerie sowie Trailer zu weiteren Filmen dieses Labels.
Trailer zu "Champion - Zwischen Frauen und Seilen"
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