Der Titel von Guy Ritchies Thriller ist Programm: Es geht um Geldtransporte und Überfälle, doch Jason Statham verfolgt noch eine eigene Agenda. – Genrekino klassischer Schule, das mit kompromissloser und schnörkelloser Inszenierung zwei Stunden zwar harte und pessimistische, aber auch spannende Unterhaltung bietet.
Ansatzlos setzt Guy Ritchies Remake des französischen Thrillers "Cash Truck – Der Tod fährt mit" (2004) mit einem Überfall auf einen Geldtransport in Los Angeles ein. Wenig bekommt man allerdings mit, denn die Kamera blickt mit langer statischer Einstellung vom Rücksitz auf die Fahrerbank. Was draußen vor sich geht, kann man nur bruchstückhaft über die Dialoge erahnen. Am Ende bleiben jedenfalls zwei tote Angestellte der Geldtransportfirma und ein toter Passant zurück.
Erst später wird die mehrmalige Wiederholung des Überfalls aus unterschiedlicher Perspektive Licht ins Geschehen bringen. Vorerst fokussiert Guy Ritchie aber auf Patrick Hill (Jason Statham), der neu einen Job in der Geldtransportfirma antritt. Wortkarg tritt er auf, beweist aber physische Fitness und zeigt bei seinem ersten Einsatz, dass man sich besser nicht mit ihm anlegt. Denn Furcht scheint dieser Einzelgänger, den alle nur "H" nennen, keine zu kennen. Entschlossen tritt er Angreifern gegenüber und zögert auch nicht beim Gebrauch seiner Waffe. Klar ist aber auch von Anfang an, dass dieser Mann eine Vorgeschichte hat und den Job nicht um des Jobs willen macht, sondern damit auch andere Interessen verfolgt.
Das Geheimnis, das "H" im ersten, "Ein böser Geist" betitelten Kapitel umhüllt, wird im zweiten Kapitel "Verbrannte Erde" sukzessive gelüftet, wenn Ritchie mit Rückblenden und Perspektivenwechsel die Vorgeschichte erzählt, um im letzten Abschnitt die Geschichte mit einem fast einstündigen spektakulären Überfall zu Ende zu führen.
Kompromisslos ist das inszeniert. Für schwarzen Humor, wie er Ritchies anderen Filme mit Jason Statham wie "Bube, Dame, König, grAS" (1998) "Snatch – Schweine und Diamanten" (2000) kennzeichnet, ist hier kein Platz. Ernst bestimmt diesen Männerfilm, dessen Härte und düstere Stimmung neben dem rücksichtslosen Vorgehen zur Erreichung der Ziele auch durch den dunklen Soundtrack von Christopher Benstead bestens unterstrichen wird.
Auch der komplexe Aufbau mit Perspektivenwechsel und verschachtelten Zeitebenen, bei dem sich Ritchie an Robert Siodmaks klassischem Film noir "Criss Cross – Gewagtes Alibi" (1949) orientiert, hebt "Cash Truck" weit über den Durchschnitt von Actionfilmen hinaus. Perfekt korrespondiert die schnörkellose Inszenierung mit der Entschlossenheit von "H" und verleiht dem Film zusätzliche Härte, aber auch einen pessimistischen Grundton.
Hier gibt es kein Beiwerk und keine Nebengeschichten und auch keinen strahlenden Held. Auch "H" bietet sich kaum als Identifikationsfigur und Sympathieträger an, denn er ist eine dunkle und brutale, aber auch vom Leben geschlagene Figur. Ideal besetzt ist dieser Geldtransportfahrer mit Jason Statham, der in seiner Schweigsamkeit, seinem entschlossenen Blick und seinem emotionslosen Handeln an die Figuren des jungen Clint Eastwood in Sergio Leones Italo-Western oder seinen frühen eigenen Filmen wie "High Plains Drifter – Ein Fremder ohne Namen" (1973) erinnert. Nach außen die Coolness in Person, brodelt unter der Oberfläche aber ein grenzenloser Zorn, auf den der Originaltitel "The Wrath of Man" anspielt.
Frauen spielen genrebedingt hier kaum eine Rolle, tauchen nur kurz als Ehefrauen und in einer Nebenrolle mit einer Mitarbeiterin der Geldtransportfirma auf, die nicht weniger tough als ihre männlichen Kollegen ist. Überlegen ist "H" seinen Gegnern dabei nicht nur durch seine Kampfkraft, sondern durch die Entschlossenheit, die ihm sein Motiv verleiht. Da geht es dann auch um Schuldgefühle. Ob "H" davon freilich am Ende erlöst ist, bleibt in diesem pessimistischen Thriller, in dem die Welt als ein Ort des Verbrechens und des Verrats erscheint, fraglich.
Läuft derzeit in den Kinos, z.B. im Kino Lustenau und im Cineplexx Hohenems
Trailer zu "Cash Truck"
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