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AutorenbildWalter Gasperi

Captains of Zaatari


Die Lebensbedingungen im jordanischen Flüchtlingslager Zaatari sind bedrückend, doch zwei junge Syrer geben ihren Traum von einer Karriere als Fußballprofis dennoch nicht auf. – Ali El Arabi gibt in seinem Dokumentarfilm nicht nur dem Flüchtlingslos ein konkretes Gesicht, sondern beschwört auch Fußballleidenschaft und lässt eindrücklich Welten aufeinandertreffen.

Zerfleddert ist der Ball, mit dem die Teenager Fawzi und Mahmoud mit ihren Freunden im Flüchtlingslager Zaatari Fußball spielen. Statt teuren Turnschuhen tragen sie billige Flip-Flops und auch der Fußballplatz ist eine raue Kiesfläche. Doch wie sie mit dem Ball jonglieren, wie sie köpfeln, wie sie übers Feld rennen und mit Pässen den Raum öffnen, vermittelt auch durch die Kameraarbeit von Mahmout Bashir eine Leidenschaft fürs Spiel, die sich durch nichts von ihren großen Vorbildern unterscheidet.


Denn Cristiano Ronaldo ist ihr Idol, Real Madrid ihre Traummannschaft und sie hoffen darauf von einem der Scouts der Fußballakademie von Katar, die immer wieder das Lager auf der Suche nach jungen Talenten besuchen, entdeckt zu werden. Tatsächlich wird auch Mahmoud für ein Turnier in Katar ausgewählt, Fawzi dagegen wird abgewiesen, weil er ein Jahr älter ist. Dennoch wird auch er schließlich die Chance erhalten, bei diesem Turnier mitzuspielen.


Schon 2013 hat der ägyptische Kriegsjournalist und Dokumentarfilmer Ali El Arabi im Lager Zaatari Fawzi und Mahmoud kennengelernt, hat sie immer wieder besucht und schließlich den Dokumentarfilm "Captains of Zaatari" daraus entwickelt. Man spürt das Vertrauen zwischen dem Regisseur und seinen Protagonisten. Nah dran ist er an ihnen, rückt sie immer wieder in Großaufnahmen ins Bild.


Nicht auf die Fußballleidenschaft beschränkt sich El Arabi dabei, sondern bietet auch Einblick in ihre Lebensbedingungen im Zeltlager. Da sieht man auch, wie Fawzi mit seiner kleinen Schwester bei Kerzenlicht im Zelt Englisch lernt, oder seinen Vater besucht, der außerhalb lebt, weil er dort eine Arbeit als Autowäscher gefunden hat.


Ein sehr konkretes und bewegendes Gesicht bekommt das Flüchtlingselend durch den ebenso genauen wie empathischen Blick auf diese beiden jungen Männer. Gleichzeitig rufen Totalen des Lagers immer wieder das Ausmaß dieser Flüchtlingstragödie in Erinnerung. Seit 2012 suchen in Zaatari nämlich Flüchtlinge vor dem Syrischen Bürgerkrieg Zuflucht. Mit rund 80.000 Bewohner*innen ist es das größte jordanische Flüchtlingslager und inzwischen die viertgrößte Stadt des Landes.


Mit der Reise des Fußballteams aus dem Lager nach Katar lässt El Arabi aber auch Welten aufeinandertreffen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Der Zeltsiedlung stehen so eine Skyline von hypermodernen Wolkenkratzern gegenüber, dem Kiesplatz das satte Grün eines richtigen Fußballplatzes und nach dem Spiel kann man sich im Pool regenerieren.


Auch die großen Stars wie Robert Lewandowski, David Alaba oder Thomas Müller bekommen die Flüchtlinge hier zu Gesicht, können mit dem französischen Alt-Star David Trezeguet und mit dem Spanier Xavi diskutieren. Auf Augenhöhe begegnen sie diesen auf dem Spielfeld, kämpfen mit vollem Einsatz, müssen aber schließlich doch wieder ins Lager zurück.

So erzählt El Arabi nicht nur vom bedrückenden Flüchtlingslos, sondern mehr noch von den großen Träumen dieser Jugendlichen und von einer Hoffnung, die sie sich nicht nehmen lassen. Und so verbreitet auch "Captains of Zaatari" mit dieser Entschlossenheit seiner Protagonisten und ihrem Glauben an sich selbst Hoffnung und die Zuversicht, dass diese jungen Männer ihren Weg gehen werden und dass auch generell mit Optimismus und Selbstvertrauen bedrückende Situationen leichter bewältigt und Auswege und Glück gefunden werden können.

Captains of Zaatari Ägypten 2021 Regie: Ali El Arabi mit: Mahmoud Dagher, Fawzi Qatleesh Länge: 73 min.


Läuft derzeit in den Schweizer Kinos, z.B. im Kinok St. Gallen und im Skino in Schaan


Trailer zu "Captains of Zaatari"


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