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  • AutorenbildWalter Gasperi

Bugsy Malone


Gangsterkrieg im New York des Jahres 1929. – Doch halt: Hier sind alle Rollen mit Kindern besetzt und mit den Maschinenpistolen werden keine Bleikugeln, sondern Schlagsahne abgefeuert. – Alan Parkers Spielfilmdebüt, das gleichzeitig stil- und stimmungsvolle Hommage an und Parodie des klassischen amerikanischen Gangsterfilms ist, ist bei Pidax Film in digital restaurierter Fassung auf DVD erschienen.


Die dunkle und verregnete Straße, mit der "Bugsy Malone" einsetzt könnte aus einem klassischen Gangsterfilm der 1930er Jahre wie Mervyn Leroys "Little Caesar" oder Howard Hawks´ "Scarface" stammen. Bald nähern sich in einem schwarzen Wagen auch Gangster, stellen ein Mitglied der gegnerischen Bande und eröffnen mit ihren Maschinenpistolen das Feuer.


Doch einerseits handelt es sich bei dem Opfer nicht um einen gestandenen Mann, sondern um einen Jugendlichen, andererseits treffen ihn nicht Bleikugeln, sondern Schlagsahne. So parodiert Alan Parker in seinem 1976 entstandenen Spielfilmdebüt das Genre, erweist ihm im stil- und liebevollen Spiel mit archetypischen Figuren und Motiven aber auch seine Reverenz.


Sorgfältig kopiert und variiert der 2020 verstorbene Brite nämlich die großen Klassiker, bricht aber mit ihnen nicht nur durch die Besetzung aller Rollen mit Kindern und Jugendlichen. So schauen die Oldtimer zwar durchaus echt aus, verfügen aber über keinen Motor, sondern werden mit den Füßen per Pedal und Fahrradkette angetrieben. Auch harte Getränke gibt es für die Kinder-Gangster selbstverständlich nicht, dafür dürfen sie sich an farbigen Limonaden erfreuen.


Parkers irisch-italienischstämmiger Protagonist Bugsy Malone ist zwar kein großer Gangster, aber einer, der in diesen Kreisen verkehrt, sich am liebsten aber um die hübsche Blousey Brown kümmert, die davon träumt als Sängerin Karriere zu machen. Mit seinen Beziehungen vermittelt er einen schlagkräftigen jungen Afroamerikaner an einen Boxtrainer, unterstützt aber mit seinem Einfallsreichtum auch den Gangsterboss Fat Sam, als dessen Konkurrent ihn in einem Gangsterkrieg endgültig zu vernichten droht.


Neben den großen Gangsterbossen gibt es freilich auch deren Handlanger, nicht fehlen dürfen auch Tänzerinnen wie die von der blutjungen Jodie Foster gespielte Tallulah und am Rande spielt mit Schlagzeilen auch die Presse herein. Aber auch zeitgeschichtliche Momente wie das Alkoholverbot oder die Arbeitslosigkeit werden nicht ausgespart.


Wie Parker mit der Geschichte Blouseys vom amerikanischen Traum vom Aufstieg zum Star erzählt, so verbindet er in der "Flüsterkneipe" Grand Slam, in der illegal Alkohol ausgeschenkt wird, auch das Verbrechen mit der Show. Mit der Parallelität von Gangsterwelt und Unterhaltung wird aber auch dadurch gespielt, dass "Bugsy Malone" als Musical angelegt ist, in dem nicht nur die Musiker in der Kneipe, sondern auch die Kinder-Gangster mehrfach einen Song anstimmen.


Unterstützt von den Kameramänner Peter Biziou und Michael Seresin, Ausstatter Geoffrey Kirkland und Kostümbildnerin Monica Howe erweckt der frühere Werbefilmer Parker so leichthändig und stilvoll die Welt dieser Gangsterfilme zum Leben und hält sicher die Balance zwischen Parodie und Hommage. Diese geschmackssichere Inszenierung und das lustvoll aufspielende Kinder-Ensemble machen "Bugsy Malone" zu einem ebenso charmanten wie zeitlosen Vergnügen nicht nur für Kinder, sondern auch und fast mehr noch für Erwachsene, die wohl das Spiel mit den klassischen Gangsterfilmen mehr zu schätzen wissen.


An Sprachversionen bietet die bei Pidax Film erschienene DVD die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben dem Featurette "From Sketch to Screen", das ein Storyboard mit Dialog zu den ersten Szenen des Films bietet, den amerikanischen Kinotrailer sowie zwei Bildergalerien.

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