top of page
  • AutorenbildWalter Gasperi

Black Robe – Am Fluss der Irokesen


1634 bricht in Quebec ein Jesuit zu den kanadischen Indigenen auf, um sie zu missionieren: Bruce Beresfords bildstarker und um Authentizität bemühter Spielfilm ist bei Schröder Media in einem Mediabook auf DVD und Blu-ray erschienen.


Überzeugend in ein Genre einordnen lässt sich Bruce Beresfords 1991 entstandene Verfilmung von Brian Moores sechs Jahre zuvor veröffentlichtem Roman kaum. Für einen Western spielt er zeitlich mit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts doch deutlich zu früh, für einen Abenteuerfilm sind die dramatischen Momente doch etwas knapp gehalten. Vergleichen kann man "Black Robe", dessen Titel sich auf die schwarze Ordenskleidung der Jesuiten bezieht, am ehesten mit Roland Joffes "Mission" (1986), der vom Scheitern der Jesuiten-Mission in Paraguay erzählt.


Im Mittelpunkt steht der Jesuitenpater Laforgue (Lothaire Bluteau), der von seinem Vorgesetzten von einer kleinen französischen Siedlung in Kanada aus ausgeschickt wird, um eine Missionsstation bei den entfernt lebenden Huronen zu unterstützen. Begleitet wird er auf dieser Kanufahrt von dem jungen bretonischen Zimmermann Daniel (Aden Young) und einigen Angehörigen der indigenen Algonkin, die als Führer fungieren, dem christlichen Glauben aber sehr skeptisch gegenüberstehen.


Die Flussreise führt nicht nur in eine noch unzivilisierte Region, sondern auch vom Herbst in einen eisigen, verschneiten Winter. Mit dieser zunehmenden äußeren Kälte geht eine Desillusionierung Laforgues einher, dem von Begegnung zu Begegnung bewusster wird, wie verschieden christlich-europäisches und indigenes Denken sind.


Während ein kleinwüchsiger Schamane sich noch darauf beschränkt, Laforgue als Dämon zu bezeichnen und die Begleiter zu drängen, den Pater zu verlassen, geht eine Gruppe von Irokesen mit brutaler Gewalt gegen sie vor und will sie langsam zu Tode foltern.


Fast eine Stunde lässt sich Beresford Zeit, bis es zu diesem brutalen Überfall kommt. Nicht auf Action setzt der australische Oscar-Preisträger ("Driving Miss Daisy", 1989), sondern will vielmehr möglichst authentisch diese archaische Welt zum Leben erwecken. So wurden auch die Rollen mit eher unbekannten Schauspieler:innen besetzt. Viel Wert wurde dafür auf historische Stimmigkeit der Kostüme und die Sprache der Indigenen gelegt, deren Dialoge untertitelt werden.


Mehr als mit schauspielerischen Leistungen punktet "Black Robe" so mit großartigen Landschaftstotalen von Kameramann Peter James, dessen Bilder auch eindringlich die Einfachheit der Siedlungen, die Kälte, und die Härte des Lebens in der Wildnis vermitteln, und dem ruhigen Erzählrhythmus. Zeit lässt sich Beresford hier, um an Laforgue und dem Algonkin Chomina (August Schellenberg) die Gegensätze zwischen Christentum und indigenem Glauben herauszuarbeiten.


Während der Europäer von Gott und Paradies predigt, spricht Chomina immer wieder von seinen Träumen, in denen er seine Zukunft sehe. Suspekt ist den Indigenen zudem die zölibatäre Haltung des Paters, der freilich selbst von Begierde ergriffen wird, als er seinen Begleiter Daniel beim Sex mit der jungen Indigenen Annuka (Sandrine Holt) sieht.


Nicht nur zwischen den Kulturen, sondern auch innerhalb der Europäer wird so ein Gegensatz aufgebaut. Denn während Daniel, der zuvor erklärte, selbst Priester werden zu wollen, schließlich seinen Gefühlen folgt und sich der Liebe hingibt, bleibt Laforgue ganz in seinen religiösen Regeln und Zwängen gefangen. Das Begehren kann er sich aber nicht zugestehen und bestraft sich dafür mit Selbstgeißelung.


Gleichzeitig kommt mit mehreren kurzen Rückblenden in die früheren Jahre Laforgues, in denen er in einem vornehmen französischen Salon einer Musikerin zuhört, auch das Spannungsfeld zwischen Zivilisation und ursprünglicher Kultur ins Spiel.


Beresford erzählt so vom Versuch einer Verständigung zwischen den Kulturen, doch angesichts der großen Diskrepanz scheint diese kaum möglich. Mag da am Ende des Films auch ein Erfolg stehen, so zerstört ein Nachspanninsert auch schon wieder die Hoffnung, dass dieser von Dauer war.


An Sprachversionen verfügen die bei Schröder Media in einem Mediabook erschienene DVD und Blu-ray über die englische Original- und die deutsche Synchronfassung, aber über keine Untertitel. An Extras gibt es neben einem Booklet mit Infos zum Roman von Brian Moore und dem Regisseur Bruce Beresford sowie zu den Themen des Films nur den Trailer zum Film.


Trailer zu "Black Robe - Am Fluss der Irokesen"


bottom of page