Frauen und die Trauer um den früh verstorbenen "Black Panther"-Darsteller Chadwick Boseman drücken dem 30. Spielfilm des Marvel Cinematic Universe (MCU), in dem sich das fiktive Königreich Wakanda gegen einen mächtigen Gegner behaupten muss, den Stempel auf: Routiniertes und großzügiges Blockbusterkino, dem aber doch die Leidenschaft und Überraschungen fehlen.
Nach dem Erfolg von "Black Panther" (2018) sollte Chadwick Boseman auch im Sequel die Hauptrolle spielen. Doch dann starb Boseman, der seine Krebserkrankung nie öffentlich bekannt gemacht hatte, überraschend im August 2020. Das Drehbuch musste komplett überarbeitet werden und mit dem Tod des von Boseman gespielten Königs von Wakanda bzw. Black Panther setzt der Film ein.
Die Trauer, die sich hier verbreitet, ist gleichermaßen eine Trauer über den Tod der Filmfigur wie eine über den Tod des Schauspielers, dem der Film auch gewidmet ist. Und die Trauer über diesen Tod umspannt den ganzen Film, denn immer wieder erinnert sich Black Panthers Schwester Shuri (Letitia Wright) an ihn und auch am berührenden Ende erfolgt nochmals eine Verabschiedung und ein Rückblick mit Erinnerungsfetzen an den Verstorbenen, aber nach dem Abspann auch noch ein hoffnungsvoller und berührender Blick in die Zukunft.
Und Trauer breitet sich auch etwa in der Mitte des 160-minütigen Films aus, wenn Wakanda angegriffen wird und schwere Verluste zu beklagen sind. Aggressor ist das Unterwasserreich von Namor (Tenoch Huerta), der Wakanda für eine Allianz für einen Krieg gegen die restliche Welt gewinnen will.
Dazu zwingt er die Königin von Wakanda (Angela Bassett), einen US-Wissenschaftler, der eine Maschine zum Aufspüren des fiktiven Metalls Vibranium entwickelt hat, zu entführen. Dieser wird bald zusammen mit der Wakanda-Prinzessin Shuri in Namors Unterwasserwelt verschleppt. Als dem Duo aber die Flucht gelingt, bricht ein Krieg aus.
Beschritt "Black Panther" durch den afrikanischen Protagonisten und die weitgehend afrikanische Besetzung einen neuen Weg in der Welt der Marvel-Filme, ist es hier die starke Präsenz von Frauen. Von der Königin über Prinzessin Shuri bis zu den zentralen Kriegerinnen gibt das weibliche Geschlecht in Wakanda den Ton an. Einzig der schwergewichtige und mit Fellen bekleidete Stammesführer M´Baku sorgt hier für ein gewisses männliches Gegengewicht.
Aber auch der US-Wissenschaftler, der entführt werden soll, entpuppt sich nicht nur als weiblich, sondern zudem noch als junge Studentin. Und schließlich ist auch noch die Chefin des CIA eine Frau, männlich dominiert ist einzig die Welt Namors.
Abgesehen von diesem feministischen Akzent und der immer wieder durchbrechenden Trauer über den Tod des Black Panther bzw. von Boseman, bewegt sich "Black Panther: Wakanda Forever" insgesamt in ziemlich gewohnten Bahnen. Allerdings wird mit der Geschichte von Namors fiktivem Reich nach den Afrikanern in "Black Panther" an ein weiteres Volk erinnert, das durch die europäische Kolonisation fast ausgerottet wurde. Denn Namor und sein Volk sind mutierte Nachfahren der mexikanischen Maya. Kurz, aber einprägsam ist die Rückblende, in der ein Eindruck vom brutalen Vorgehen der spanischen Konquistadoren gegen dieses indigene Volk vermittelt wird, gleichzeitig aber auch der Grund für die Flucht der Leute Namors und die Errichtung einer abgeschiedenen Unterwasserwelt erklärt wird.
Diese Unterwasserwelt bietet viel Augenfutter, das auch durch die blauen Bewohner an die Welt der Navi in James Camerons "Avatar" erinnert. Spektakulär sind aber auch die Bauten des futuristischen Wakanda, während eine wilde Verfolgungsjagd, der zerstörerische Angriff auf Wakanda, eine kriegerische Auseinandersetzung, bei der Massenszenen mit Zweikämpfen wechseln, für spektakuläre Action sorgen.
Auch die Schauplatzwechsel zwischen Wakanda, der Welt Namors, den USA, Haiti, der Halbinsel Yucatan und dem Atlantik sorgen für Abwechslung und sicher wechselt Regisseur und Drehbuchautor Ryan Coogler ("Fruitvale Station", "Creed – Rocky´s Legacy") zwischen Actionszenen und ruhigeren Momenten. Bald fasst er so den Wiederaufbau Wakandas mit einer Montagesequenz zusammen, bald frönt er selbstzweckhaft dem schönen Bild mit einem langen Unterwasserausflug.
Zweifellos routiniert ist das inszeniert und lässt in der ersten Hälfte mit treffsicheren Dialogen auch Witz nicht zu kurz kommen. Ohne echte Längen wird man aufgrund des Handlungs- und Bilderreichtums über fast drei Stunden unterhalten und doch wirkt dieser Blockbuster insgesamt zu durchschaubar und zu glatt, lässt die große Leidenschaft, spannende Reibungen und Ambivalenzen vermissen.
Black Panther: Wakanda Forever USA 2022 Regie: Ryan Coogler mit: Letitia Wright, Angela Bassett, Danai Gurira, Florence Kasumba, Tenoch Huerta, Martin Freeman Länge: 161 min.
Läuft in zahlreichen Kinos
Trailer zu "Black Panther: Wakanda Forever"
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