Bis zur letzten Patrone – The Saga of Hemp Brown (1958)
- Walter Gasperi

- 1. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Ein unehrenhaft aus der Armee entlassener Leutnant versucht seine Ehre wiederherzustellen, indem er einen Verbrecher aufspürt. – Bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) ist Richard Carlsons 1958 entstandener kompakter B-Western auf DVD und Blu-ray erschienen.
Richard Carlson (1912 – 1977), der sich vor allem als Schauspieler einen Namen machte und als Regisseur vorwiegend fürs Fernsehen arbeitete, fackelt nicht lange: Kaum hat sich der Ex-Soldat Jed Givens (John Larch) einem Trupp Soldaten angeschlossen, der einen Geldtransport eskortiert, wird die Gruppe auch schon überfallen.
Nur Leutnant Hemp Brown (Rory Calhoun) lässt Givens, der die Gangsterbande anführt, bewusst entkommen, alle anderen Soldaten werden getötet. Bei der Rückkehr zu seiner Truppe wird Browns Version von Givens als Gangsterboss aber nicht geglaubt, soll dieser doch laut Aufzeichnungen vor einigen Monaten bei Auseinandersetzungen mit den Native Americans getötet worden sein.
So wird Brown vom Kriegsgericht wegen Feigheit unehrenhaft aus der Armee entlassen und gilt quasi als vogelfrei. Um seinen Ruf wiederherzustellen, macht er sich auf die Suche nach Givens.
Eine geradlinige Jagd entwickelt sich so, bei der Brown immer Richtung Süden unterwegs ist. Bald kann er den Gesuchten zwar stellen, wird dann aber von diesem übertölpelt. Eine interessante Konstellation ergibt sich, als er den Gejagten wieder ausfindig macht. Da Brown ihn nämlich lebend fangen will, um ihn zu zwingen ein Geständnis abzulegen, muss er ihn zunächst vor einem Lynchmob retten und dann auch noch vor Gericht für ihn aussagen.
Ganz auf Brown und Givens ist "Bis zur letzten Patrone" zugeschnitten, dazu kommt die Wanderzirkus-Mitarbeiterin Mona (Beverly Garland) als optischer Aufputz und Love-Interest für Brown. Im Gegensatz zu den großen Western, in denen im Gewand spannender und bildmächtiger Unterhaltung immer auch existentielle und moralische Fragen oder gesellschaftliche Themen verhandelt werden, liegt bei Richard Carlsons mit 80 Minuten angenehm kurzem B-Western der Fokus ganz auf der äußeren Handlung.
Stringent und ökonomisch wird diese entwickelt, aber Themen wie der Kampf um Gerechtigkeit und die Wiederherstellung der Ehre, Lynchjustiz kontra Rechtsprechung und die rasch ihre Meinung ändernde und leicht manipulierbare Masse gewinnen kein Gewicht. Dafür sorgt die Jagd mit verschiedenen Begegnungen für Abwechslung und die farbintensiven Cinemascope-Bilder bieten Augenfutter.
Die braune Landschaft leuchtet hier ebenso wie Browns blaues Hemd und sein rotes Halstuch und auch Monas rotes Burlesque-Kostüm prägt sich ein. Wenig überzeugend und störend ist dagegen in Nachtszenen die Lichtregie. Mehr noch als in anderen Filmen erhellt hier nämlich ein einziges Streichholz ein ganzes Zimmer und keinen Sinn machen die Fackeln, mit denen die Bürgerwehr durch eine viel zu helle Nacht streift.
Auffallend ist aber auch die Härte einzelner Auseinandersetzungen, die schon auf die Italo-Western der 1960er Jahre vorausweist. Allzu knapp fällt dagegen das Ende aus, bei dem es keinen echten finalen Showdown gibt, sondern mit einem Satz die Stimmung umschwingt und ein Happy-End folgt, während man über das weitere Schicksal von Givens und eines zweiten Verbrechens nichts mehr erfährt. – Kurzweilige und vor allem bildstarke Unterhaltung ohne großen Anspruch wird aber auch 67 Jahre nach der Uraufführung noch geboten.
An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) erschienene Blu-ray und DVD die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf den originalen Kinotrailer, eine Bildergalerie sowie Trailer zu weiteren bei Explosive Media erschienenen Western.




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