Sam Taylor-Johnsons Biopic über die 2011 verstorbene Amy Winehouse lebt von den Songs der britischen Sängerin und einer grandiosen Marisa Abela in der Hauptrolle, beschränkt sich aber auf das Abhaken der Stationen eines ebenso exzessiven wie kurzen Lebens.
Das 2006 erschienene Album "Back to Black" brachte der 1983 in London geborenen Amy Winehouse nach ihrem Debütalbum "Frank" (2003) den internationalen Durchbruch. Bei diesen beiden Alben sollte es bleiben, denn nur fünf Jahre später starb die britische Soulsängerin an einer Alkoholvergiftung und wurde am 23. Juli 2011 mit 4,16 Promille im Blut in ihrer Wohnung am Londoner Camden Square tot aufgefunden. - Gezählt wird sie mit diesem frühen Tod zum Club 27 der bedeutenden Musiker, die mit 27 Jahren starben wie Jimi Hendrix, Jim Morrison, Janis Joplin, Kurt Cobain und Brian Jones.
Schon 2015 zeichnete Asif Kapadia im Dokumentarfilm "Amy" mit einer Fülle an Archivmaterial dieses kurze Leben nach. Durchaus passend ist jetzt aber auch der Spielfilm-Titel "Back to Black". Einerseits wird damit nämlich Winehouses mit über 20 Millionen verkauften Exemplaren sensationell erfolgreiches Studioalbum ins Zentrum gerückt, andererseits verweist er mit dessen depressivem Titelsong auf das krisenhafte Leben der Künstlerin, macht aber auch deutlich, wie sie in ihrer Musik immer wieder ihr Leben verarbeitete.
Von einer Feier in der jüdischen Familie, in der die etwa 18-Jährige eine Probe ihres Könnens bietet, bis zu ihrem Tod spannt Sam Taylor-Johnson in chronologischer Erzählweise den Bogen. Getragen wird das Biopic dabei von einer sensationellen Marisa Abela, die mit Leidenschaft und vollem Einsatz Amy Winehouse spielt.
Abela ist das Ereignis dieses Films, während sich Taylor-Johnson als Regisseurin darauf beschränkt Stationen des kurzen Lebens zu bebildern, aber nichts vertieft. An der Oberfläche bleibt die Schilderung der intensiven Beziehung zu ihrer Großmutter (Lesley Manville) ebenso wie zu ihrem Vater (Eddie Marsan), der hier liebevoll und fördernd erscheint, während ihn Kapadia in seinem Dokumentarfilm als geldgierig und ausbeuterisch zeichnete. Aber auch das Zerstörerische der Ehe mit Blake Fielder-Civil (Jack O´Connell), der Winehouse an harte Drogen herangeführt haben soll, wird nicht wirklich spürbar.
Brav hakt Taylor-Johnson so einerseits die Stationen von ersten Auftritten in den Clubs des Londoner Viertels Camden bis zum Aufstieg zum Weltstar und dem Gewinn von fünf Grammys ab und erzählt andererseits von der schon früh beginnenden Alkoholsucht und ständigen Abstürzen.
Ihr Fett bekommen dabei auch die Paparazzi ab, die ständig das Haus des Stars belagern und sie am liebsten in volltrunkenem Zustand fotografieren, um wieder eine Schlagzeile zu haben. Doch auch dieser Aspekt wird nicht vertieft, bleibt ein beliebiges Detail in einer gleichförmig, ohne echte Dramaturgie und Höhepunkte hinplätschernden Erzählweise.
Eindrücklich gelingt es Taylor-Johnson aber aufzuzeigen, wie die Liedtexte von persönlichen Erfahrungen gespeist sind. Deutlich wird, wie ernst Winehouse die Aussage meinte, dass es ihr nicht um Geld geht, sondern einfach nur singen wolle und darin von sich erzählen wolle, wenn sie in "Back to Black" das Ende ihrer Beziehung zu Blake verarbeitet, über das sie nie hinweg kam, oder in "Rehab" ihre Weigerung sich einer Entziehungskur zu unterziehen thematisiert.
Es sind neben den Songs und dem Spiel Abelas diese Querverbindungen, die "Back to Black" interessant und sehenswert machen, doch davon abgesehen bleibt dieses Biopic farblos und oberflächlich. Da bietet Asif Kapadias Dokumentarfilm schon einen ungleich schonungsloseren und tieferen Einblick in die Hochs und Tiefs des kurzen Lebens der Amy Winehouse.
Back to Black USA 2024 Regie: Sam Taylor-Johnson mit: Marisa Abela, Jack O'Connell, Lesley Manville, Eddie Marsan Länge: 122 min.
Läuft derzeit in den Kinos.
Trailer zu "Back to Black"
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