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Avatar: Fire and Ash

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • vor 1 Stunde
  • 3 Min. Lesezeit
"Avatar: Fire and Ash": Grandiose Bilder, dünne Handlung
"Avatar: Fire and Ash": Grandiose Bilder, dünne Handlung

Auch im dritten "Avatar"-Film bietet James Cameron bombastisches Blockbuster-Kino mit grandiosen Bildern und mitreißenden Action-Szenen, doch dieses Augenfutter kann über die im Verhältnis zur Länge von über 190 Minuten sehr dünne Geschichte nicht hinwegtäuschen.


Auf fünf Filme ist die "Avatar"-Reihe derzeit angelegt, doch schon nach "Avatar: The Way of Water" (2022) musste man sich fragen, was James Cameron in den folgenden Teilen noch Neues bieten und erzählen will. Dieser Eindruck verstärkt sich nach "Avatar: Fire and Ash" nochmals.


Der Überraschungseffekt der fernen Welt des erdähnlichen Planeten Pandora und die Wirkung der damals revolutionären 3 D-Bilder, mit denen "Avatar" 2009 begeisterte, stellt sich bei den Fortsetzungen nicht mehr ein. Immer noch spektakulär sind freilich die Bilder der Seen- und Berglandschaft, der Vegetation in den Wäldern und der Unterwasserwelt mit ihren fiktiven Meerestieren, doch Neues wird wenig geboten.


Wieder frönt Cameron seiner Liebe zu Wasserwelten, die schon "Abyss"(1989) und "Titanic" (1997) bestimmten und fraglos ist er ein Meister des filmischen Worldbuilding. Mit der teilweise großen immersiven Kraft der inzwischen verbesserten 3D-Technik zieht Cameron die Zuschauer:innen so zwar streckenweise ins Geschehen hinein, doch nicht zu übersehen ist, dass er im Kern eine ziemlich simple Familiengeschichte mit Generationenkonflikten und Schuldgefühlen erzählt.


Aufgepeppt wird diese Ebene wie schon in den ersten Teilen durch die Konfrontation der indigenen Na´vi mit den Menschen, die die Rohstoffe des Planeten ausbeuten und dabei vor allem die walähnlichen Tulkune abschlachten wollen. Personifiziert wird diese Auseinandersetzung, mit der Cameron den Kampf gegen die Native Americans und die Ausrottung der Büffel in den Western in den Weltraum transponiert, mit dem Hass des Marine Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang) auf seinen zu den Na´vi gewechselten Ex-Kollegen Jake Sully (Sam Worthington).


Neu ins Spiel kommt in "Avatar: Fire and Ash" das "Asche-Volk", das in einer von einem Vulkanausbruch verwüsteten Region Pandoras lebt und mit seiner kriegerischen Haltung in Opposition zu den friedliebenden Na´vis steht. Markante Vertreterin für dieses Volk, das sich - fürs Publikum praktischerweise - auch mit seiner roten Hautfarbe von den blauen Na´vi abhebt, ist die sadistische Herrscherin Varang (Oona Chaplin), die auch im Gegensatz zu den Na´vi dem Glauben an die Große Mutter Eiwa abgeschworen hat. In Manier klassischer Indianer-Western versorgt Quaritch dieses Volk mit modernen Waffen und gewinnt es nach der altrömischen Maxime "Divide et impera!" für den Kampf gegen die Na´vi.


Klar sind so die Grenzen zwischen gut und böse gezogen, Ambivalenzen finden sich höchstens bei Quaritch, den Sully auffordert, seine Augen zu öffnen und die Welt neu zu sehen. Prägnante Nebenfiguren finden sich in einem Meeresbiologen, der seine Position abrupt um 360 Grad ändert, aber so rasch aus dem Film wieder verschwindet, wie er aufgetaucht ist, und einem besonders blutrünstigen Militär, der dafür freilich seine gerechte Strafe zahlen muss.


Auch eine Reise mit von fliegenden Plattfischen gezogenen Luftschiffen ins Hochland sorgt zwar für ein neues optisches Moment, doch davon abgesehen bewegt sich diese 400 Millionen Dollar-Produktion in bekannten Bahnen. Fluoreszierende Pflanzen sorgen in den Wäldern ebenso für Augenfutter wie leuchtende Quallen unter Wasser und den in Einklang mit der Natur lebenden, fast nackten Na´vi mit ihren steinzeitlichen Waffen wird der von Stahl und Beton bestimmte, naturfreie Stützpunkt der Menschen und deren hochentwickelte Kriegsmaschinerie mit mächtigen Schiffen, U-Booten und Schnellfeuerwaffen gegenübergestellt.


Der Wechsel von immer wieder wechselnden Bedrohungen und Rettungsaktionen sowie zwischen Massenszenen und Einzelkämpfen hält diese Kinomaschine zwar am Laufen, doch insgesamt wird eben doch nur ziemlich seelen- und einfallsloses Blockbuster-Kino geboten.


Auf den ersten Blick steht der Film moralisch zwar auf der richtigen Seite, wenn er den Raubbau der Menschen an der Natur, Gier ebenso wie Gewalt und Krieg verurteilt und für friedliches Zusammenleben plädiert, andererseits wird diese Botschaft mit der bombastischen Materialschlacht und dem breiten Ausspielen von Kampfszenen wieder konterkariert.


Nicht gerade hohes Niveau kennzeichnet auch die Dialoge, die immer wieder aus markigen Kalenderspruchsätzen wie "Die Familie ist eine Festung", "Wir sind eine Familie, keine Demokratie" oder "Wir sind alle Teil der großen Natur" bestehen. Einzig die großartigen, auch ungemein tiefenscharfen Bilder und die zahlreichen spektakulären Actionszenen bis zur obligaten finalen Schlacht sorgen dafür, dass größere Längen vermieden werden. Außer einigen Bildern bleibt aber am Ende nicht viel haften und die Sehnsucht nach dem vierten Teil, der Ende 2029 in die Kinos kommen soll, dürfte sich somit nach "Avatar: Fire and Ash" in Grenzen halten.

 

 

Avatar: Fire and Ash

USA 2025

Regie: James Cameron

mit: Zoe Saldana, Sam Worthington, Kate Winslet, Stephen Lang, Sigourney Weaver, Giovanni Ribisi, David Thewlis

Länge: 197 min.



Läuft derzeit in den Kinos.



Trailer zu "Avatar: Fire and Ash"



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