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  • AutorenbildWalter Gasperi

Alone – Du kannst nicht entkommen


Ein Mann und eine Frau, er der Jäger, sie die Gejagte. – Aus einer minimalistischen Handlung entwickelt John Hyams in seinem Remake des schwedischen Thrillers „Försunnen“ („Night Hunt“) ein Maximum an Spannung. Bei Koch Films ist die Genreperle auf DVD und Blu-ray erschienen.


Eine junge Frau (Jules Wilcox) belädt einen Anhänger und fährt mit ihrem Wagen los. Erst später werden wir in Telefonaten mit ihren Eltern etwas über ihre Vergangenheit und die Gründe des Umzugs erfahren. Eine Backstory erhält Jessica damit, die nicht unwichtig ist für ihre psychische Verfassung.


Von der Stadt führt die Fahrt bald durch die Wälder Oregons. Nah dran ist die Kamera, erfasst die Protagonistin bald vom Rücksitz, bald von der Seite, bald von vorne. Auch Flugaufnahmen, die das Auto in den weiten Wäldern verloren erscheinen lassen, werden eingestreut. Nicht viel passiert zunächst und dennoch gelingt es John Hyams, dem Sohn von „Narrow Margin – 12 Stunden Angst“ und „Outland - Planet der Verdammten“-Regisseur Peter Hyams, durch die Konzentration auf seine Hauptfigur von Anfang an Spannung aufzubauen. Dialog gibt es kaum, wohltuend zurückhaltend ist auch der Musikeinsatz.


Als Jessica ein langsam vor ihr fahrendes schwarzes SUV überholen will, kommt es zu einer dramatischen Situation, denn gerade während des Überholmanövers beschleunigt das Gegenüber und bedrängt sie danach von hinten. – An Steven Spielbergs „Duel“ erinnert diese Verfolgung und Bedrohung durch ein anderes Auto und geschickt spielt Hyams auch mit dem Gegensatz von engem Auto und weiter Waldlandschaft.


Auch bei einem Motel taucht der Wagen wieder auf und der Fahrer (Marc Menchaca) entschuldigt sich für sein Verhalten, doch als Zuschauer*in will man ihm so wenig trauen wie Jessica. Dass dieses Misstrauen berechtigt ist, zeigt sich spätestens, als die junge Frau nach weiteren Begegnungen mit dem Mann schließlich überwältigt und in ein Waldhaus verschleppt wird.


Aufs erste Kapitel „Die Straße“ folgt damit „Der Fluss“ und an die Stelle der Bewegung und der Totalen der weiten Landschaft treten der Stillstand im Keller und Großaufnahmen. Offensichtlich in die Hände eines Psychopathen, der in Telefonaten auch eine Backstory bekommt, ist Jessica gefallen. Leichte Beute scheint sie zu sein, kann aber bald aus ihrem Gefängnis entkommen, doch gerettet ist sie damit noch lange nicht, sondern es setzt eine nervenzerrende Jagd durch die Wälder ein.


Große Überraschungen mag die Handlung keine bieten, aber durch die Konzentration auf die beiden von Jules Wilcox und Marc Menchaca großartig gespielten Protagonist*innen und die schnörkellose Inszenierung entwickelt Hyams durchgehend große Spannung. Da wird nicht nur von einem fast schon archetypischen Kampf zwischen Mann und Frau erzählt, sondern auch davon, wie die Frau in dieser Extremsituation über sich hinauswächst.


Eine echte Genreperle ist dieses minimalistische Kammerspiel, das auch von der Raumdramaturgie mit dem Wechsel von Auto, leerem Keller und den undurchdringlichen Wäldern von Oregon lebt. Eindrücklich zeigt Hyams hier, mit wie wenig Schauspieler*innen, Dialog und Handlung man ein Maximum an Wirkung erzielen kann. Die Ökonomie der Inszenierung zeigt sich dabei auch im abrupten Ende.


An Sprachversionen bieten die bei Koch Films erschienene DVD und Blu-ray die englische Originalfassung und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Die Extras umfassen neben Trailer und Bildergalerie ein rund fünfminütiges Featurette mit Interviews mit Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Schauspieler*innen während der Dreharbeiten und ein etwa gleich langes Featurette, das Einblick in die Dreharbeiten von drei Szenen bietet.


Trailer zu "Alone - Du kannst nicht entkommen"

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