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  • AutorenbildWalter Gasperi

After the Wedding (2019)


Eine Amerikanerin, die seit vielen Jahren ein Waisenhaus in Indien leitet, reist nach New York, um von einer Unternehmerin eine große Spende zu erhalten, wird dabei aber bald mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Bart Freundlich schneidet in seinem Remake von Susanne Biers 2006 entstandenem Drama große Themen an, doch sein Film bleibt trotz starker Schauspielerinnen ein blutleeres Konstrukt.


Der Unterschied könnte nicht größer sein: Auf der einen Seite die Leiterin eines armen Waisenhauses in Indien, das auf jede Spende angewiesen ist, auf der anderen Seite die millionenschwere Chefin eines Medienunternehmens, deren größte Sorge ist, ob genug Hummer für die Hochzeit ihrer Tochter aufgetrieben werden kann.


Reichlich plakativ stellt Bart Freundlich diese gegensätzlichen Welten einander gegenüber, Erschütterung kann er beim Zuschauer damit aber kaum auslösen. Viel zu glatt ist seine Inszenierung, selbst die Bilder vom indischen Waisenhaus so gepflegt und in warmes Licht und Farben getaucht, dass nie ein Gefühl für die Not und das Elend aufkommt.


Aber nicht nur von der großen sozialen Kluft zwischen den reichen USA und den armen Ländern des Südens will Freundlich erzählen, sondern natürlich auch von privaten Schicksalen und Geschichten. Auch hier arbeitet er mit dem starken Gegensatz zwischen der sozial engagierten Isabel (Michelle Williams), die seit vielen Jahren in Indien arbeitet, und der Medien-Zarin Theresa (Julianne Moore), die glaubt mit ihrem Geld alles kaufen zu können.


Nicht zufällig lädt Theresa Isabel nämlich kurz vor der Hochzeit ihrer Tochter in die USA ein. Sie gibt zwar vor, Isabel vor der Übergabe einer großen Spende persönlich kennenlernen zu wollen, verfolgt aber einen ganz anderen Plan, der Isabel erst langsam bewusst wird, als sie auf dem Fest mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. - Mehr sollte hier nicht verraten werden, denn gerade die Wendungen sollten für Spannung sorgen.


Im Grunde hat Bart Freundlich nicht viel gegenüber Susanne Biers 2007 für den Oscar als bester nicht englischsprachiger Film nominierten Drama „Nach der Hochzeit“ (2006) verändert, hat einzig aus den beiden Protagonisten der Vorlage zwei Frauen gemacht. Dennoch kann dieses Remake nie die emotionale Kraft des Originals entwickeln.


Während Bier nah an den Figuren war und deren Gefühle direkt auf den Zuschauer übertrug, bleibt Freundlichs Inszenierung distanziert und blutleer. Jedes Drehbuch ist zwar konstruiert, doch während dies bei einem guten Drehbuch nicht spürbar ist, ist „After the Wedding“ die Konstruktion auf Schritt und Tritt anzumerken


Großes Potential bieten zwar die Themen, die angeschnitten werden. Es geht nämlich nicht nur um die globale soziale Ungerechtigkeit, sondern auch um Mutterschaft, um Verantwortung fürs eigene Kind und für die Welt und um Kapitalismus auf der einen und soziales Engagement auf der anderen Seite, doch in der gepflegten, aber zahnlosen Inszenierung Freundlichs gewinnt hier nichts Dringlichkeit, sondern alles bleibt papieren und schal.


Nicht einmal Bart Freundlichs Ehefrau Julianne Moore und Michelle Williams, die gewohnt stark spielen, aber keine Chance bekommen wirklich packende und bewegende Charaktere zu entwickeln, können so dieses überflüssige Remake retten.


Läuft derzeit im Skino Schaan, im November im Kinok St. Gallen (engl. O.m.U.)

ab 25.10. in den österreichischen Kinos - z.B. Cinema Dornbirn (Deutsche Fassung)


Trailer zu "After the Wedding"



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